Die PC-AG, die Senioren beim Kontakthalten hilft
In unserer Reihe "Nicht meckern, machen" stellt NDR Info Menschen oder Initiativen im Norden vor, die sich auf besondere Weise engagieren. Die Vorschläge dazu kamen im Oktober von Ihnen, unseren Hörern. Roland Rühr aus Hannover leitet eine PC-AG für Senioren.
Roland Rühr sitzt an einem Tisch in seinem Wintergarten vor einem Laptop. Wie in jeder Woche hat sich der 73-Jährige mit den Mitgliedern seiner PC-AG zu einer Video-Konferenz verabredet, um kleine und große Computerprobleme zu lösen.
"Also ich hatte Probleme mit dem Chat. Ich sehe da oben nur 'Übergeben Sie ein A-Desk und den Cursor' und mehr passiert da nicht", sagt AG-Teilnehmer Rolf Bayer. Das Chat-Fenster ist vom Bildschirm des 80-Jährigen verschwunden. Roland Rühr und die anderen Teilnehmer helfen nun bei der Suche. Eine Teilnehmerin empfiehlt: "Versuch mal, mit Deinem Cursor da in die Richtung zu gehen, dann geht es unter Umständen auch. Das war bei mir letztes Mal auch so."
Pensionierter Ingenieur will mit technischem Knowhow helfen
Rühr lächelt zufrieden. Der pensionierte Ingenieur ist seit der Gründung der PC-AG im Jahr 2012 dabei. Damals hatte er beim kommunalen Senioren-Service der Stadt Hannover nach einer Aufgabe gesucht, die karitatives Engagement mit seinen technischen Fähigkeiten verbindet. Genau wie die anderen ehrenamtlichen Leiter der AG bekommt Roland Rühr kein Geld für seinen Einsatz.
Seine Motivation sind die Fortschritte der AG-Teilnehmer. "Natürlich läuft das in kleinen Trippelschritten ab. Das ist so in dem Alter, dass man nicht auf einen Knopf drückt und dann ist das drin wie in einer Schule", sagt Rühr. Dennoch mache es Spaß zu sehen, wie die Teilnehmer nach und nach dazulernen. "Wir machen die erste E-Mail zum Beispiel. Nun kommen wir ins Internet. Wir haben W-LAN", beschreibt Rühr die Lernprozesse. Und schließlich: "Wir haben unseren Drucker angeschlossen und beherrschen jetzt also auch den Ausdruck."
Corona unterbricht Lehrbetrieb - aber nur kurz
Der Charakter der AG hat sich im vergangenen Frühjahr dann schlagartig geändert. Grund dafür war das Corona-Virus. Rühr und die Teilnehmer gehören schließlich zur Risikogruppe. Bis zum Ausbruch der Pandemie durfte die AG einen Raum der Stadt Hannover nutzen. "Im ersten Moment hieß es: Wir machen die Räumlichkeiten zu, weil es nicht mehr zu verantworten war. Und da war erst mal so ein Vakuum", sagt Rühr. "Das ist dann durch die erste Videokonferenz, die war natürlich sehr holprig, gelöst worden."
Schnell sei gefordert worden, trotzdem weiterzumachen. Schließlich hilft das Internet ja gerade während der Pandemie, dass ältere Menschen Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden halten können.
PC-Lernstunde ein fester Termin in der Woche
Seit Monaten findet die PC-AG nun einmal in der Woche über ein Video-Programm statt. Darüber freut sich die 76-jährige Teilnehmerin Marion Balzer. Und das hat nicht nur mit der Hilfe bei Computer-Problemen zu tun. "Für mich ist der Montagmorgen um zehn Uhr eine feste Größe in meiner Woche. Diese Gruppenzusammengehörigkeit auch in unserem Alter ist eine ganz wichtige Sache", sagt Balzer. "Wir tauschen uns auch mal über Medikamente oder über ganz alltägliche Sachen aus. Wir können ja nicht nur auf unserem Sofa sitzen und warten, dass die Zeit vergeht. Das hält ja kein Mensch aus."
Bei dem virtuellen Treffen wird auch diesmal getratscht und gelacht. Und nebenbei finden Roland Rühr und die PC-AG der Senioren aus Hannover auch das verlorene Chatfenster wieder. "Halt: Jetzt tut sich da was", sagt Teilnehmer Bayer. "Ja, da bist du jetzt drin. Vollkommen richtig", bestätigt Rühr. Bayer kann im Chat seine Nachrichten eingeben - und Rühr ist zufrieden: "Dann haben wir wieder ein Problem gelöst."
