Zu wenig Personal und Nachwuchs: Tourismusbarometer MV vorgestellt
Der Ostdeutsche Sparkassenverband hat in Heringsdorf (Landkreis Vorpommern-Greifswald) sein Tourismusbarometer veröffentlicht. Die Experten haben in diesem Jahr vor allem das Thema Qualitätssicherung in Zeiten von Arbeitskräftemangel in den Blick genommen.
Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Tobias Woitendorf, hatte sich Ende August trotz guter Buchungszahlen zurückhaltend zur Perspektive der Branche geäußert: "Wir haben eine Berg- und Talfahrt hinter uns. Selbst wenn die Zahlen jetzt wieder gut sind, kommt keine Beruhigung in die Branche." Laut dem Wirtschaftsministerium in Schwerin wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 12,2 Millionen Übernachtungen im Gastgewerbe im Nordosten gezählt. Nach zwei mageren Corona-Jahren reichte das Ergebnis wieder nah an die 13,5 Millionen aus dem Jahr 2019 heran.
Neun Prozent weniger Beschäftigte
Die Pandemie hat auch in der Tourismusbranche im Nordosten tiefe Löcher in die Personalplanung gerissen. "Die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns hat im Jahr 2021 gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 insgesamt um neun Prozent abgenommen", teilte der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) am Dienstag in Heringsdorf bei der Vorstellung des diesjährigen Tourismusbarometers mit. Mit einem Rückgang von mehr als zehn Prozent überdurchschnittlich betroffen waren den Angaben nach die Kreise Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim sowie die kreisfreien Städte Schwerin und Rostock.
Binnenland erholt sich langsamer als Küstenregion
Zudem blieb im vergangenen Jahr laut dem OSV mehr als ein Viertel (28 Prozent) der 1.674 gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Zwar konnte sich die Branche aktuellen Übernachtungszahlen zufolge im ersten Halbjahr 2022 etwas erholen, diese Entwicklung verläuft regional jedoch unterschiedlich: Nach einem landesweiten Einbruch auf nur 4,5 Millionen touristischen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2021, lagen diese dem Tourismusbarometer zufolge in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wieder bei 12,2 Millionen und damit nur noch 9,5 Prozent unter dem Jahr 2019. Doch das Binnenland erholt sich langsamer als die Küstenregion: Während die Buchungszahlen an der Mecklenburgischen Ostseeküste den Angaben nach nur noch 5,5 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Wert liegen, liegt der Wert an der Seenplatte noch 13,2 Prozent niedriger.
Kunden fordern mehr Qualität
Der Analyse des Sparkassenverbands zufolge sind die Betriebe zudem mit gestiegenen Ansprüchen der Kunden konfrontiert: Acht von zehn Unternehmen gaben demnach in einer Online-Befragung an, dass die Qualitätsanforderungen in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen sind als die Möglichkeiten zur Preisanpassung. Die Experten empfehlen den Touristikern, Potenziale der Prozessoptimierung und Digitalisierung zu nutzen, um Qualität mit weniger Arbeitskräften sicherzustellen.
Mehr Fachkräfte gewinnen
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, seien die Betrieb gefragt. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, neue Fachkräfte für Gastroberufe zu motivieren und bereits gewonnene Fachkräfte zu halten. Immer wieder genannt wurden mehr Feedback-Runden, in denen Mitarbeiter Probleme ansprechen können, Team-Events zur Stärkung des Zusammenhalts, einen bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit weniger Wochenendarbeit und höhere Löhne sowie bessere Urlaubsregeln.
