Windkraft-Ausbau in MV weiterhin schleppend
Um die Klimaziele zu erreichen und unabhängig von russischen Energieimporten zu werden, müssen in den nächsten Jahren in erheblichem Maße neue Windkraftanlagen in Deutschland errichten werden. Doch der Ausbau kommt weiter nicht in Gang.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern kommt der Ausbau der Windenergie nur schleppend voran. Acht neue Windkraftanlagen sind in Mecklenburg-Vorpommern im ersten Halbjahr dieses Jahres neu errichtet worden. Insgesamt produzieren im Land jetzt rund 1.800 Windkraftanlagen mehr als 3.500 Megawatt Strom. Damit liegt das Land deutlich hinter den anderen norddeutschen Flächenländern, aber vor den süddeutschen.
Kunden der Stadtwerke Malchow können künftig günstigeren Strom beziehen, wenn sie in der Nähe eines Windparks wohnen. Die Stadtwerke unterzeichnen am Donnerstag einen Kooperationsvertrag mit dem Energie-Unternehmen Enertrag zur gemeinsamen Umsetzung eines sogenannten Windkraftbonus. Dieses Rabattsystem wird bereits seit zehn Jahren von den Stadtwerken Prenzlau und Schwedt angeboten, jetzt sollen auch Kunden in Mecklenburg-Vorpommern profitieren.
Erstattung rund ein Drittel der Kosten
Die Anwohner erhalten von Enertrag rund ein Drittel der Stromkosten erstattet - im Durchschnitt sind das 500 Euro pro Jahr. Der Bonus soll zuerst in der Gemeinde Bütow angeboten werden. Dort werden demnächst alte Windkraftanlagen durch neue ersetzt. Rund 350 Einwohner sollen direkt profitieren, heißt es von Enertrag. Mit dem Bonus soll die Akzeptanz von Windenergie gesteigert werden. Beteiligungsmodelle für Anwohner von Windparks sind immer wieder im Gespräch. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit 2016 ein sogenanntes Bürgerbeteiligungsgesetz.
Bundesverband kritisiert bürokratische Verfahren
238 Windkraftanlagen sind im ersten Halbjahr dieses Jahres in Deutschland dazu gekommen, das sind etwa so viele wie im ersten Halbjahr 2021. In ganz Deutschland drehen sich jetzt fast 30.000 Windräder, die fast 57.000 Megawatt Strom produzieren. Für den Bundesverband Windenergie ist das viel zu wenig. Der Verband beklagt die nach wie vor sehr langen bürokratischen Verfahren, bis eine Anlage genehmigt sei, außerdem die vielen Klagen, die den Bau verzögerten und dass es insgesamt zu wenig Flächen gebe, auf den die Anlagen errichtet werden können. Die neuen Energiegesetze des Bundes verpflichteten die Bundesländer jetzt zwar dazu, zwei Prozent ihrer Landesfläche für Windkraftanlagen bereitzustellen, allerdings erst bis 2032. Das, so kritisiert der Bundesverband Windenergie, sei zu spät und müsse viel früher erreicht werden.
Kritik an Schwesig: Auf Nord Stream 2 fokussiert, Windkraft vernachlässigt
Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, kritisierte Ministerpräsidentin Mauela Schwesig (SPD) Schwesig scharf. Schwesig und ihre Landesregierungen hätten in den vergangenen Jahren so hohe Erwartungen in die Gaspipeline Nord Stream 2 gesetzt, dass dabei das Thema Windkraft vernachlässigt wurde, so Albers. Das zeige sich an extrem lang andauernden Genehmigungsverfahren in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Aussage sei völliger Unsinn, entgegnete ein Sprecher Schwesigs. Die Landesregierung habe sich immer für den Ausbau der erneuerbaren Energien eingesetzt. Das Land produziere doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energien als es selbst verbraucht.
Meyer: Bürger bei Energiewende mitnehmen
"Der Ausbau Erneuerbarer Energien muss beschleunigt werden. Das steht außer Frage. Hierzu zählen auch Planungen und Genehmigungen. Allerdings muss das Gesamtpaket stimmen", teilte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) mit. Der Bund müsse den dafür notwendigen Rahmen festlegen, dies müsse auch praktisch umsetzbar sein. Dabei gelte es, die Bürger bei der Energiewende "mitzunehmen". Die geforderte Umsetzung bis 2032 sei ambitioniert, erscheine aber machbar. "Das Wirtschaftsministerium wird die nun vom Bundestag und Bundesrat beschlossenen neuen Regelungen analysieren und in die Planung der erweiterten Kulissen einsteigen", so Meyer.