Ein Grabungsteam legt am Strand von Prerow ein Schiffswrack frei. © Gemeinde Prerow Foto: Gemeinde Prerow

Prerow: Archäologen untersuchen 150 Jahre altes Wrack

Stand: 15.07.2022 14:07 Uhr

Am Strand von Prerow auf dem Darß haben Archäologen begonnen, ein Wrack auszugraben. Vermutlich handelt es sich um die Brigg "Pomona", die vor 150 Jahren während einer schweren Sturmflut unterging.

In Prerow (Kreis Vorpommern-Rügen) sind Archäologen dabei, am Strand ein Wrack freizulegen. Es könnte sich nach Angaben der Grabungsgruppe um die Brigg "Pomona" handelt, die mit vielen anderen Schiffen im Jahr 1872 einer schweren Sturmflut zum Opfer fiel. "Vieles spricht dafür", sagt Archäologe Detlev Mohr bei NDR MV Live. Mohr ist langjähriger Wrackforscher und erinnert sich als ehemaliger Rettungsschwimmer noch an Zeiten, in denen das Schiff noch sichtbar im Spülsaum der Ostsee lag. Mittlerweile liegt es mit Sand bedeckt kurz vor der Düne.

Offene Ausgrabung

Seit Donnerstag wird das Wrack des Zweimasters nun teilweise frei gelegt und von Studierenden der Universität Rostock vermessen. Zudem werden die Bauform und die Materalien untersucht. Dafür nimmt das Grabungsteam zum Beispiel Proben des Holzes. Schwierig gestaltet sich dabei die Lage des Schiffes: "Wir befinden uns hier einen Meter unter dem Meeresspiegel, das Wasser drückt deshalb immer wieder hoch", erklärt Mohr. Um an die Überreste zu gelangen, müsse der Wasserspiegel mit Pumpen reguliert werden - hierbei hilft das Technische Hilfswerk. Ein weiteres Problem: Ein Teil des Schiffes liege unter der Düne, dort dürfe nicht gegraben werden.

Mit den Daten wollen die Forscher die Konstruktion des Schiffes nachvollziehen und herausfinden, wie alt es ist und wo es gebaut worden ist. Zahlreiche Schaulustige verfolgen die offene Ausgrabung. Mitarbeitende der Kurverwaltung stehen für Fragen bereit.

270 Menschen kamen ums Leben

Anlass für die Grabung ist der 150. Jahrestag der schweren Sturmflut von 1872. Damals zerstörte das Sturmhochwasser viele Küstendörfer, etwa 270 Menschen kamen ums Leben und zahlreiche Schiffe sanken. Mohr zufolge sanken aber nur zwei in Strandnähe: die "Pomona" und ein holländisches Schiff, beide nur wenige Meter voneinander entfernt. Das Wasser stand damals 2,40 über Normal, hinzu sei ein Orkansturm gekommen. Auf der "Pomona" starben in den Fluten alle neun Seeleute, auf dem holländischen Schiff konnten fünf von acht Besatzungsmitgliedern gerettet werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 15.07.2022 | 13:30 Uhr

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