Politikwissenschaftler zur NDR Umfrage: "Alarmsignal" für Schwesig

Stand: 20.10.2022 13:22 Uhr

Einbußen für die Parteien der Mitte, Zuwächse an den Rändern, Inflation, Energiekrise und Krieg als Sorgentreiber: Die politische Stimmung in Mecklenburg-Vorpommern hat sich laut einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des NDR deutlich verändert - eine Entwicklung, die für den Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Muno nicht sonderlich überraschend ist.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen einen deutlichen Wandel im Stimmungsbild bei den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. Während SPD und FDP bei der Sonntagsfrage teils deutlich im Vergleich zur Landtagswahl im September 2021 verlieren, gewinnt die AfD deutlich dazu. Auch Linke, CDU und Grüne verzeichnen demnach mehr Zuspruch. Rot-Rot hätte keine Mehrheit mehr, wenn am kommenden Sonntag Landtagswahl wäre. Die Zustimmung zur Politik von Ministerpräsidentin Manuelas Schwesig (SPD) ist innerhalb eines Jahres deutlich geschrumpft.

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Sonntagsfrage zur Landtagswahl: Wen würden die von infratest dimap Befragten wählen, wenn am kommenden Sonntag Landtagswahlen in MV wären? © NDR Foto: NDR

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Und die gegenwärtigen Krisen spiegeln sich in den Sorgen der Mecklenburger und Vorpommern deutlich wider. Für Politikwissenschaftler Muno sind die Zahlen der Umfrage dennoch "nicht ganz so überraschend", wie Muno am Donnerstagvormittag bei NDR MV Live sagte. In den Details gebe es aber sehr wohl interessante Resultate.

Muno über die erheblichen Einbußen der SPD ...

Im aktuellen Stimmungsbild verliert die SPD bei der Sonntagsfrage im Vergleich zur Landtagswahl 2021 deutliche 11,6 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 28 Prozent. "Dass die SPD, die ja auf einem sehr hohen Niveau war bei der Landtagswahl, nach den Wahlen schlechter abschneidet, ist nicht überraschend", so Muno. Gleichwohl sei das Ausmaß der Verluste heftig. "Da treffen sich Bundes- und Landestrends. In beiden Fällen steht die SPD ja nicht gut da." Die Regierungen in den Ländern wirkten derzeit eher wie Getrieben und nicht Handelnde. "Und das kommt eben nicht gut an bei den Wählerinnen und Wählern", so Muno.

Muno über die Dinge, die die Menschen in MV derzeit am meisten sorgen ...

87 Prozent der Befragten gaben an, dass die Preissteigerungen für sie das größte Problem seien. Die Sorge, dass Deutschland in einen größeren Krieg hineingezogen werden könnte, gaben 71 Prozent an, dass die Energieversorgung in Deutschland nicht gesichert ist, nannten 70 Prozent. Muno stellt dies in einen Zusammenhang mit der relativ schwachen sozioökonomischen Situation in Mecklenburg-Vorpommern. "Wir sind das strukturschwächste und ärmste Bundesland, die Löhne sind unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Und wenn dann Preise steigen, dann merken die Menschen, dass es doch eng wird." Interessant sei, dass - wenn man sich die Detailantworten anguckt - gerade jüngere Leute sich weniger Sorgen machen würden. Dagegen seien die Sorgen bei älteren Menschen - laut Muno die große Unterstützergruppe der SPD - deutlich stärker ausgeprägt. "Der 'Angstbürger' ist im Moment das Thema, das wir uns genauer anschauen müssen", so Muno. Die Ängste der Menschen müssten ernst genommen werden. "Die Politik muss versuchen, denen entgegen zu kommen. Was sie durch die umfangreichen Maßnahmen ja auch macht. Aber ob die etwas bewirken, wissen wir nicht genau."

Preissteigerungen und Krieg als Sorgentreiber

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nordmagazin | 20.10.2022 | 10:00 Uhr

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