Ostseefischer reagieren verhalten auf Maßnahmenpaket von Bund und Ländern
Fischer in Mecklenburg-Vorpommern haben skeptisch auf das Maßnahmenpaket von Bund und Ländern für die Ostseefischerei reagiert. Nach der drastischen Quotenkürzung stehen viele Fischereibetriebe vor dem Aus.
Die Hilfe solle kurzfristig kommen, hieß es vom Bund am Freitag in Berlin nach einem "Runden Tisch Ostseefischerei". Es gehe in erster Linie um neue und bessere Finanzspritzen für die vorübergehende Stilllegung oder endgültige Abwrackung von Schiffen und neue Regeln, die den Fischern helfen, die drastisch reduzierten Fangquoten besser auszuschöpfen. So sollen Fangquoten, die durch Abwrackung von Schiffen freiwerden, ausschließlich an Betriebe verteilt werden, die direkt an der Ostsee ansässig sind. Zudem können Betriebe bis Ende 2022 Fangquoten von verschiedenen Fahrzeugen auf ein Fahrzeug bündeln.
Kommission soll Perspektiven erarbeiten
Zudem soll eine noch zu bildende Kommission bis Mitte 2023 längerfristige Perspektiven für die verbliebenen Fischereibetriebe an der Ostsee entwickeln. Ein mit zehn Millionen Euro gefüllter Hilfstopf zum Energiekosten-Ausgleich sei am Widerstand des Finanzministeriums gescheitert, hieß es weiter.
Fischer bezweifeln, ob Hilfen rechtzeitig wirksam werden
Der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Freest, Michael Schütt, sagte, die Fischer bräuchten sofort schnelle Hilfe. Das Paket sei grundsätzlich zu begrüßen, allerdings hätten beide Seiten ein unterschiedliches Verständnis von Kurzfristigkeit. Er gehe davon aus, dass die Hilfszahlungen erst zum Ende des Jahres oder sogar erst im kommenden Jahr bei der Fischern ankommen werden, sagte Schütt.
Langfristige Perspektive vermisst
Die Möglichkeit, die Quoten innerhalb eines Fischereibetriebes auf ein Boot zusammenzulegen, sei aber eine gute und schnell umsetzbare Idee. Damit könnten die Fischer laufende Kosten sparen, etwa bei den Betriebskosten. Fischer aus Barth und Wieck sagen, Boote stillzulegen oder abzuwracken sei bei den schlechten Fischbeständen für den Moment vielleicht ein Mittel der Wahl, aber für die Zukunft der Fischerei seien diese Maßnahmen nicht zielführend.
Weniger Boote fahren zum Fischen hinaus
Die EU hatte zuletzt beschlossen, dass in der westlichen Ostsee Dorsch nur noch als Beifang und Hering nur noch in Ausnahmen gezielt gefischt werden darf. Grund hierfür sind die bedrohten Bestände dieser als "Brotfische" der heimischen Fischerei geltenden Arten. Neben der Coronakrise kamen zuletzt die explodierenden Energiepreise als Krisenfaktor hinzu. Nach Angaben des Bundesagrarministeriums sind im März 2022 20 Prozent weniger Schiffe in der Ostsee zum Fischen ausgefahren als im Vorjahr.
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