Oder-Fischsterben: Ölsperre mit toten Fischen in Gartz südlich von Stettin
Bis jetzt sind noch keine toten Fische aus der Oder in das Stettiner Haff gelangt. Damit das auch so bleibt, will Umweltminister Till Backhaus (SPD) in kürzester Zeit Ölsperren in der Oder einrichten lassen. In Gartz in der Uckermark ist dies schon geschehen. Dort treiben zahlreiche tote Fische. Derweil geht die Ursachensuche weiter.
Das Fischsterben in der Oder hält unvermindert an. Im brandenburgischen Gartz - rund 20 Kilometer südlich von Stettin - haben Feuerwehrleute eine Ölsperre über den Fluss gelegt, an der sich viele tote Fische angesammelt haben. Damit soll verhindert werden, dass Fischkadaver weiter flussabwärts treiben. Die Freiwillige Feuerwehr Penkun aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald unterstützte die Gartzer Feuerwehr dabei. "Es riecht bestialisch. Es riecht vermodert, es riecht nach Verwesung", schilderte ein Reporter von NDR MV Live die Situation vor Ort. Die toten Fische sollen am Dienstag in einer großen Hilfsaktion des Technischen Hilfswerks gemeinsam mit Freiwilligen Feuerwehren entsorgt werden.
Vorpommern-Greifswald: "Wir sind vorbereitet"
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald ist nach eigenen Angaben vom Fischsterben in der Oder bislang nicht betroffen. "Das ist die gute Nachricht", sagte Landrat Michael Sack (CDU) am Montag. "Wir sind aber gleichzeitig vorbereitet". Damit keine toten Fische aus der Oder in das Stettiner Haff gelangen, sollen auch weiter flussabwärts Ölsperren errichtet werden, wie Umweltminister Backhaus am Sonntagabend bei einem Treffen mit seinem brandenburgischen Amtskollegen Axel Vogel (Grüne) sowie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Polens Umweltministerin Anna Moskwa in Stettin erklärte. Es gehe um den Schutz der Bevölkerung und die Aufklärung der Ursache dieser Umweltkatastrophe. Es habe zudem massive Versäumnisse in der Kommunikation durch die polnischen Umweltbehörden gegeben, so Bundesumweltministerin Lemke. Die polnische Regierung setzte mittlerweile eine Belohnung von 210.000 Euro aus, um die Verantwortlichen des Fischsterbens in der Oder zu finden. Konkrete Hinweise gibt es noch nicht.
Mecklenburg-Vorpommern will Ölsperren bereitstellen
Mecklenburg-Vorpommern werde innerhalb kürzester Zeit Ölsperren bereitstellen, die ein Anschwemmen von Fisch-Kadavern aus der Oder in Gewässer des Landes verhindern sollen, so Backhaus. Sein Ministerium habe jetzt einen sehr kurzen Draht zu den polnischen Behörden. Backhaus kritisiert, dass die polnische Umweltministerin Moskwa immer noch nicht konkret benennen könne, warum es zu dem massenhaften Fischsterben in der Oder gekommen sei. "Was mich ärgert ist: Wir haben bis heute nicht die Ursache. Da weicht man ein Stück weit aus. Es gibt angeblich keine Nachweise von Schwermetallen, kein Hinweis in den Fischen auf Quecksilber. Ich hoffe, dass wir doch noch den Verursacher finden werden [...] Das Ökosystem ist natürlich in Gefahr. Es geht ja nicht nur um die Fischwelt, sondern vom Wasser leben wir alle. Wasser ist Leben. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel auf diesem Planeten und die Oder gehört dazu", so Backhaus zu NDR 1 Radio MV.
Das können die Ölsperren in der Oder bewirken
Ölsperren sind eigentlich für den Küstenschutz im Land vorgesehen. Beispielsweise wenn ein Tanker Öl verliert. Jetzt sollen sie in der Oder eingesetzt werden, um die toten Fische aufzufangen. Fünf solcher Sperren habe Polen schon errichtet. Die Sperren können aber nicht verhindern, dass Schadstoffe durch die Strömung weitergeleitet werden. "Mein persönliches Ziel ist, möglichst keine toten Fische ins Haff zu bekommen. Darauf lege ich großen Wert und darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren", so Backhaus.
Biologin macht Hoffnung: Schadstoff-Auswirkungen könnten sich im Haff minimieren
Was konkret das massenhafte Fischsterben in der Oder verursacht hat, soll weiter untersucht werden. Klar ist nur, dass der Sauerstoffgehalt der Oder zu hoch sei, die pH-Werte sich verändert hätten und ein erhöhter Salzgehalt festgestellt worden sei. Den Nachweis von Quecksilber beispielsweise konnte auch durch Polens Ministerin nicht bestätigt werden. Moskwa sagte, dass nun auch Labore außerhalb Polens beauftragt werden sollen, Wasserproben aus der Oder auf über 1.000 verschiedene Wirkstoffe zu untersuchen. Die Umweltexpertin Pauline Damer vom BUND in Rostock sagte bei NDR MV Live mit Blick auf einen möglichen Schadstoffeintrag ins Stettiner Haff: "Das ist die Hoffnung, die alle Biologen und Biologinnen haben, dass sich die Schadstoffe - welche es auch immer dann seien - quasi verdünnen im Wasser und dann entsprechend sich die Auswirkungen minimieren."
Mesitylen in der Oder? Brandenburg widerspricht
Der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel sagte am Montag, das Landeslabor sei dabei, das Oderwasser auf giftige Substanzen zu untersuchen. "Es kann noch mehrere Tage dauern, bis wir alle Stoffe, die wir für möglich halten, dann auch durchgecheckt haben", sagte der Grünen-Politiker im rbb-Inforadio. Hinweise aus Polen, dass der hochgiftige Stoff Mesitylen in die Oder gelangt sei, hätten sich für Brandenburg nicht bestätigt. Bei der Untersuchung der toten Fische gehe es vor allem um die Suche nach Schwermetallen, fügte Vogel hinzu. "Von polnischer Seite wird signalisiert, dass sie keine Schwermetalle und insbesondere auch kein Quecksilber in den Fischen gefunden haben, was ja auch beruhigt."
