Nord Stream 1: Gazprom kann Weiterbetrieb nicht garantieren
Der russische Konzern Gazprom hat den Weiterbetrieb der Pipeline Nord Stream 1 vor dem Hintergrund der Reparatur einer dafür notwendigen Turbine in Kanada in Frage gestellt. Am Montag hatten außerdem reguläre Wartungsarbeiten an der Nord-Stream-Pipeline begonnen, sodass nun erstmal kein Gas mehr fließt.
Man habe bislang keine schriftliche Bestätigung, dass die reparierte Turbine aus Kanada dem für die Installation verantwortlichen Unternehmen Siemens tatsächlich geliefert werde, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung des Konzerns. "Unter diesen Umständen" könne Gazprom den künftigen Betrieb der Leitung nicht garantieren. Mit Verweis auf die defekte Turbine hatte Russland die Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Mitte Juni stark gedrosselt.
Wirbel um reparierte Turbine
Die Turbine wurde daraufhin zur Reparatur in ein Siemens-Werk in Kanada gebracht. Am Wochenende gab die Regierung in Ottawa trotz Sanktionen grünes Licht für die Ausfuhr. Der Siemens-Konzern erklärte, die Turbine so schnell wie möglich zu installieren. "Gazprom verfügt über kein einziges Dokument, das es Siemens erlaubt, den Gasturbinenmotor, der derzeit in Kanada repariert wird, aus dem Land zu holen", hieß es vom russischen Konzern hingegen.
Kaum noch Einspeicherung von Gas in Deutschland
Durch den Stopp des Gasflusses durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ist die Einspeicherung von Gas in Deutschland fast zum Erliegen gekommen. Aktuell werde zwar netto noch weiter Gas eingespeichert, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur am Mittwoch, "aber das bewegt sich auf ganz niedrigem Niveau." Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorgeht, stieg der Füllstand der deutschen Gasspeicher zuletzt nur noch um 0,09 Prozent am Tag.
Deutsche Gasspeicher zu 64,6 Prozent gefüllt
Um eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden, ist Deutschland derzeit bemüht, seine Gasspeicher so schnell wie möglich zu füllen. Laut Gesetz sollen die Gasspeicher bis zum 1. Oktober zu 80 Prozent und bis zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein. Deutschland ist von diesem Ziel aber noch weit entfernt. Die Gasspeicher sind gerade einmal zu 64,6 Prozent gefüllt, wie die Bundesnetzagentur berichtete.
Energie-Expertin: Auch bei russischem Lieferstopp muss es nicht zum Gasmangel kommen
Aus Sicht der Energieökonomin Claudia Kemfert muss eine Gasmangellage aber nicht zwingend eintreten, wenn Russland sämtliche Gaslieferungen nach Deutschland einstellen sollte. "Ob es wirklich zu einem Gasmangel kommt, hängt an verschiedenen Aspekten", sagte die Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Dazu zählten vor allem der Aufbau von Gaslieferbeziehungen mit anderen Ländern als Russland, das stete Befüllen der Speicher und das Einsparen von Gas. Daneben gebe es weitere Möglichkeiten.
