Neues Helmholtz-Institut in Greifswald: "Alles hängt zusammen"
Greifswald stärkt seinen Ruf als Forschungsstandort. Mit dem Helmholtz Institut für One Health (HIOH) betreibt die Hansestadt künftig Infektionsforschung auf Spitzenniveau.
"Alles hängt mit allem zusammen." Diese Erkenntnis Alexander von Humboldts ist bereits über 250 Jahre alt - aktueller als heute könnte sie jedoch kaum sein. Auch das neu gegründete Greifswalder Helmholtz Institut basiert auf dieser These. Das Konzept "One Health" beinhaltet die Idee, dass die Gesundheit des Menschen eng mit der Gesundheit von Tieren und einer intakten Umwelt verbunden ist. Globalisierung, Klimawandel oder der Verlust natürlicher Lebensräume sind demnach wichtige Gründe, dass sich Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Corona, rasend schnell ausbreiten. Dabei ist das neue Institut kein Kind der Pandemie, wie Gründungsdirektor Fabian Leendertz am Dienstag betonte. Erste Pläne habe es bereits im Januar 2020 gegeben - nur wenige Wochen, bevor Corona die Welt veränderte.
Knotenpunkt verschiedener Institute
Dass das erste Helmholtz-Institut Mecklenburg-Vorpommerns in Greifswald gegründet wird, sei dennoch kein Zufall, so der Biologe. "Greifswald ist der perfekte Ort für ein One Health Institute. Denn wir haben hier mit der Uni Greifswald eine breite Expertise von Ökologie bis hin zu rechtlichen oder psychologischen Fragen. Lauter Dinge, die im Rahmen von One Health absolut Sinn machen. Zusätzlich haben wir die Unimedizin, mit der medizinischen Expertise. Und nur ein paar Kilometer weiter haben wir das Friedrich-Löffler-Institut, das weltberühmt ist für seine Arbeit an Tierkrankheiten." Man habe somit Mensch, Tier und Umwelt vor Ort und könne damit den Knotenpunkt zwischen diesen Instituten bilden, so Leendertz. Die Erforschung von Zoonosen - also Krankheiten, die von den Menschen auf Tiere übergehen oder andersherum - ist somit ein Schwerpunkt der neuen Einrichtung.
Gründungsfeier mit Wissenschaftsprominenz
Das One Health Institute will aber nicht nur Wissen und Expertise seiner drei Gründungsinstitutionen bündeln, sondern mit jungen Forschungsteams auch neue Wissenschaftler ins Boot holen. Bis zu 120 Stellen werden dafür geschaffen. Und die will Fabian Leendertz möglichst divers besetzen. Zunächst sind die Mitarbeiter des Institutes noch in den Räumlichkeiten des Uniklinikums untergebracht. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen sie einen Neubau in Greifswald beziehen. Rund 60 Millionen Euro lassen sich Bund und Land das kosten. Dass sich diese Investitionen für die Hansestadt lohnen, ließ bereits die Gründungsfeier vermuten. Nicht nur die Bundesministerin für Forschung und Bildung, Bettina Stark-Watzinger, wohnte der Veranstaltung bei. Auch RKI-Präsident Lothar Wieler und der stellevertretende Generaldirektor der WHO, Chikwe Ihekweazu, ließen Grußworte ausrichten.
Da wird es Instituts-Gründungsdirektor Fabian Leendertz vielleicht auch verschmerzen, dass zwei seiner "Familienschafe" im neuen vorpommerschen Zuhause bereits nach wenigen Wochen von einem Wolf gerissen wurden. Alles hängt schließlich immer irgendwie mit allem zusammen. Das sagte schon Alexander von Humboldt.
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