Neue Stolpersteine für Opfer des Nazi-Regimes in Schwerin
In Schwerin verlegt der Künstler Gunter Demnig heute zum ersten Mal eine Stolperschwelle. Sie erinnert an 290 Kinder, die der nationalsozialistischen Euthanasie zum Opfer gefallen sind.
Eine Stolperschwelle erinnert seit heute in Schwerin an 290 Opfer des NS-Euthanasie-Programms. Der Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig ließ die Plakette in den Gehweg vor dem Eingang der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg ein. Stolpersteine erinnern an einzelne Opfer des NS-Regimes, Stolperschwellen an eine Vielzahl von ihnen.
Zentraler Ort der nazionalsozialistischen Medizinverbrechen
Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg gehörte der Landeszentrale für politische Bildung MV zufolge zu den zentralen Orten der nationalsozialistischen Medizinverbrechen im Nordosten. Zwischen 1939 und 1945 seien zahlreiche Patienten nach Schwerin gebracht und ermordet worden - mindestens 1.900 Menschen seien so der NS-Euthanasie zum Opfer gefallen.
Erstmals Stolperstein für homosexuelles Opfer
Demnig verlegte laut Stadtverwaltung bereits zum achten Mal Stolpersteine in Schwerin. Sie werden jeweils vor dem letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer in den Gehweg eingelassen. Neben drei Stolpersteinen für jüdische wurde am Dienstag erstmals auch ein Stolperstein für ein homosexuelles Opfer des NS-Regimes verlegt. Der Stein erinnert an Paul Junker, bis 1938 Prokurist eines großen Kaufhauses in der Stadt. Als schwuler Mann sei er im Januar 1939 verhaftet und verurteilt worden, so die Stadt. Er starb am 28. Januar 1939 in Haft. In Schwerin sind den Angaben zufolge bisher 82 Stolpersteine verlegt worden. Europaweit seien es 75.000.
