Mitarbeiter und Auszubildende einer Elektro-Firma stehen vor einem Schaltplan in einem Büro. © NDR Foto: NDR

Mangelware: Azubis dringend gesucht

Stand: 08.06.2022 16:29 Uhr

Rund 600 freie Lehrstellen verzeichnet allein die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern. Sogar 6.000 unbesetzte Stellen sind es landesweit. Handwerk, Handel und Industrie suchen händeringend junge Menschen, die einen Beruf erlernen wollen.

von Claudia Arlt

Doch gerade bei den Schülerinnen und Schülern ist die Unsicherheit groß. Sie haben die Wahl: Abitur und Studium oder Berufsausbildung? Und hier ist die Auswahl riesig - in Deutschland gibt es 324 anerkannte Ausbildungsberufe. Steffi Blum ist Ausbildungsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Greifswald. Sie betreut drei Schulen in der Region. Das heißt, sie geht regelmäßig in diese Schulen, um den Schülerinnen und Schülern dabei zu helfen, einen Beruf zu finden. "Zwei von zehn haben einen konkreten Berufswunsch", sagt Blum im Gespräch mit Annette Ewen im aktuellen Podcast Dorf Stadt Kreis mit starken Geschichten aus dem Norden. Den meisten jungen Menschen muss sie also helfen, die eigenen Stärken zu erkennen und eine passende Ausbildung zu finden.

NDR 1 Radio MV - Dorf Stadt Kreis: Annette Ewen und Mirja Freye © iStock Foto: golero
AUDIO: #84 Mangelware: Azubis dringend gesucht! (39 Min)

Viele Qualifizierungen möglich, allerdings noch wenig bekannt

Die Berufsorientierung auch an Gymnasien spielt eine große Rolle. Sebastian Bensemann von der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg ist für Aus- und Weiterbildung zuständig und beobachtet, dass sich immer mehr Jugendliche für das Abitur und die Fachhochschulreife mit anschließendem Studium entscheiden. "Vor 20 Jahren waren es halb so viele." Eine Ausbildung sei der Start ins Berufsleben, es gebe sehr viele Möglichkeiten, sich höher zu qualifizieren bis hin zum Abschluss "Master Professional" für diejenigen, die einen Betrieb einmal strategisch leiten wollen. Etliche Abschlüsse sind sogar gleichwertig mit einem Studienabschluss. Dies sei allerdings zu wenig bekannt, so Sebastian Bensemann.

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Schule kann viel für Berufsorientierung tun

Eine wichtige Rolle bei der Berufswahl spielen die Eltern und die Schule, sind sich Blum und Bensemann einig. An der Caspar-David-Friedrich-Schule in Greifswald organisiert Schulleiterin Anke Thurow zahlreiche Möglichkeiten für ihre Schüler, damit sie die verschiedensten Berufsbilder kennenlernen. Gerade war der "Gastroburner" auf dem Schulhof zu Gast, ein Truck des Dehoga Mecklenburg-Vorpommern. Ganz praktische Dinge wurden gezeigt, wie "Schnippeltechniken" in der Küche und wie man eine Pfanne schwenkt, ohne dass etwas vorbeifällt, erzählt Schulleiterin Thurow. Sie freut sich auch über die Ausbildungsbotschafter der IHK, junge Leute, die auf ihrer Schule waren, eine Ausbildung begonnen haben und den Neuntklässlern davon erzählen. "Das hat eine ganz andere Wirkung, als wenn die Eltern oder wir Lehrer etwas erzählen."

Bewerbungen sind jetzt noch möglich

Wichtig sei, sich frühzeitig auszuprobieren, meint Lisa-Marie Wolter von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern. Einfach mal beim Betrieb in der Nähe nach einem Praktikum fragen. Auch jetzt können sich Schülerinnen und Schüler noch bewerben auf freie Lehrstellen, sagt Ausbildungsberaterin Steffi Blum. Für sie hat die Ausbildung einen hohen Stellenwert. Letztlich schauten nicht umsonst viele Länder neidisch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland. Finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, auch das sei ein Argument. Die Mindestvergütung liegt bei 585 Euro monatlich im ersten Lehrjahr. Viele Betriebe legten mittlerweile etwas drauf. Und die Karrierechancen seien groß, so Sebastian Bensemann. "Hoteldirektor mit 27 ist keine Seltenheit in der Region."

Was Eltern tun können, um ihre Kinder bei der Berufswahl zu unterstützen, ist im Podcast Dorf Stadt Kreis mit starken Geschichten aus dem Norden zu hören. "Mangelware: Azubis dringend gesucht!" auch in der ARD-Audiothek und in der NDR MV App.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! | 09.06.2022 | 15:00 Uhr

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