MV-Werften: Steht Genting vor der Pleite?
Der Eigentümer der insolventen MV-Werften, Genting Hongkong, steht selbst vor der Pleite. Das Unternehmen bereitet nach eigenen Angaben Schritte für einen Insolvenzantrag am Gerichtsstand Bermuda vor. MV-Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sprach von "keinem guten Tag".
Der Handel mit der Genting-Aktie wurde erneut gestoppt, mehrere Spitzenmanager sind zurückgetreten und Genting leitet alles in die Wege, um ein Insolvenzverfahren zu starten. Das alles unmittelbar nach dem Urteil des Landgerichts Schwerin, wonach Genting keinen Anspruch auf einen Landeskredit in Höhe von 78 Millionen Euro hat. In einer Börsen-Mitteilung erklärte Genting, es gebe aktuell ein wesentliches Finanzloch, Banken würden den Zugang zu Finanzreserven sperren.
Genting dürfte als Abnehmer der "Global 1" ausfallen
Der Konzern gibt dem Land Mecklenburg-Vorpommern Schuld an der prekären Lage. Dieses habe sich geweigert, seine Vertragsverpflichtungen zu erfüllen und den Kredit auszuzahlen. Gentings Krise dürfte sich auf die insolventen MV-Werften auswirken. Als Abnehmer für das zu 75 Prozent fertige Kreuzfahrtschiff "Global 1" kam bisher nur Genting als ursprünglicher Besteller in Frage. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Genting als Pleite-Konzern das Schiff noch kaufen kann. Die Werften hätten in dem Fall keine Arbeit mehr.
Wirtschaftsminister Meyer: "Finanzielle Notsituation scheint immens zu sein"
"Das ist kein guter Tag. Das ist aber auch keine Überraschung, weil die finanzielle Notsituation des Konzerns immens zu sein scheint", sagte Wirtschaftsminister Meyer bei NDR MV Live. Die Frage, ob die "Global 1" weitergebaut werden könne, "wird dadurch schwerer zu beantworten sein", so Meyer weiter. Es gelte nun, die Lage zu analysieren und überhaupt zu sehen, "was genau beantragt wird, um das dann zu bewerten." Meyer geht aber davon aus, dass der Auftraggebeber für die "Global 1", die Reederei Dream Crusies des Genting-Konzerns, "wahrscheinlich von dem Antrag betroffen ist". Meyer räumte auch ein, dass das Land bei einer Insolvenz sicher einen Teil der 301 Millionen Euro schweren Bürgschaften verlieren werde. Als Sicherheiten dienten Grundstücken und die "Global One". Das Schiff könnte als Garantie ausfallen, wenn es nicht fertig wird oder unter Wert verkauft wird.
"Für das Land wird die Zeit knapp"
Über einen Bau der "Global 2" könne man im Moment nicht sprechen, so Meyer weiter. Auch für die Beschäftigten auf den MV-Werften-Standorten gelte es, nach Perspektiven zu suchen. "Wir prüfen alle Maßnahmen, die wir arbeitsmarktpolitisch vorbereiten können", so Meyer. Es gebe aber auch Möglichkeiten der direkten Vermittlung. Dazu habe er bereits vielversprechende Gespräche mit dem Bundesarbeitsministerium sowie der Bundesagentur der Arbeit geführt. Meyer ist sich der Dringlichkeit der Lage bewusst: "Für den Insolvenzverwalter aber auch für das Land wird die Zeit knapp, wenn das Insolvenzverfahren am 1. März eröffnet werden soll." Eine Arbeitsgruppe mit dem Bund solle an Perspektiven für den Strutkturwandel an den Standorten arbeiten, so Meyer.
Werft-Insolvenzverwalter will Antrag abwarten
Insolvenzverwalter Christoph Morgen hat die Lage bei Genting im Blick, er hatte erst am vergangenen Freitag mit Vertretern des Konzerns über den Kauf der "Global 1" gesprochen und von einer "konstruktiven Atmosphäre" berichtet. Zu der aktuellen Situation wollte sich Morgen nicht äußern. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, solange Gentings Insolvenzantrag nicht gestellt sei, werde man nicht spekulieren.
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