Ludmilla Pluszhnikowa: "Das Leben meiner Kinder ist das Wichtigste"
Der Krieg in der Ukraine zwingt Millionen Mesnchen zur Flucht. Viele der Geflohenen sind in Mecklenburg-Vorpommern untergekommen. Jeder einzelne, jede einzelne hat eine Geschichte. So wie die alleinerziehende Mutter Ludmilla. Sie kam Anfang März im Zuge des Hilfskonvois des MSV Pampow nach Mecklenburg-Vorpommern.
Ludmilla Pluszhnikowa ist 35 Jahre alt und alleinerziehende Mutter. Sie stammt aus der ukrainischen Kleinstadt Irchansk, etwa 200 Kilometer westlich von Kiew. Anfang März gelingt ihr mit Hilfe von Freiwilligen aus Mecklenburg-Vorpommern die Flucht nach Boldela, einem kleinen Dorf bei Schwerin.
"Das Schlimmste war die Angst"
"Das Schlimmste? Das war die Angst, dass ich es nicht rechtzeitig zum Luftschutzkeller schaffe. Dass ich es nicht schaffe, die Kinder rechtzeitig zu wecken." Inzwischen ist sie umgezogen und lebt mit ihren beiden Kindern Elisabeth (10) und Igor (4) in ihrer eigenen Wohnung. Sie ist glücklich, sagt Ludmilla. Ihr größter Wunsch: schnell eine Arbeit zu finden. In der Ukraine hat sie Betriebswirtschaft studiert und zuletzt bei einem Sicherheitsdienst in einem Industriewerk gearbeitet.
Auf der Flucht nach MV: "Alles lief ohne Probleme"
Am 3. März verlässt sie in einem von sechs Autos die Stadt. An Bord sind ausschließlich Frauen und Kinder - acht Erwachsene und zehn Kinder, das Jüngste gerade zwei Monate alt. "Wir sind zu einer gesprengten Brücke gekommen, von dort sind wir zu Fuß weiter gegangen." Nach stundenlangem Warten landet Ludmilla mit ihren beiden Kindern im polnischen Chełm. Dort lernt sie freiwillige Helfer aus Schwerin kennen. "Wir haben uns kurz erholt und dann sind wir 13 Stunden in der Nacht nach Boldela gefahren. Die Kinder haben die ganze Zeit geschlafen. Alles lief ohne Probleme."
"Das Leben meiner Kinder ist das Wichtigste"
Nach Deutschland kommt die junge Mutter allein. "Das Wichtigste, was ich mitgenommen habe? Das Leben meiner Kinder ist das Wichtigste." Zurück in der Ukraine bleiben zwei Brüder, eine Schwägerin und dessen Kinder sowie Freunde und Bekannte. "Meine Mutter ist nach Holland geflohen. Sie hat das ständige Sirenengeheul nicht mehr ausgehalten", sagt Ludmilla. Auch sie bekommt noch immer eine Gänsehaut, wenn sie hier in Mecklenburg-Vorpommern Flugzeuge und die Feuerwehrsirene hört. "Ich denke, ich werde damit wohl für immer oder sehr lange Zeit leben müssen." Größer jedoch, sagt Ludmilla, ist die Angst um diejenigen, die noch in ihrer Heimat sind.
Die Hilfsbereitschaft ist groß: "Ich bin glücklich"
Im kleinen Dorf Boldela bei Schwerin kommt Ludmilla privat unter, die Hilfsbereitschaft ist riesig. "Jetzt ist alles wunderbar. Ich bin glücklich", sagt Ludmilla. Glücklich, weil sie gute Menschen um sich hat, Glück hatte, die Tochter mittlerweile in die Schule geht, der kleine Sohn in die Kita. Beide haben bereits Freunde gefunden. Sie selbst sucht gerade aktiv nach Arbeit. "Meine Hoffnung ist, mich in Deutschland zu integrieren, mich weiter zu entwickeln, neue Menschen kennenzulernen." Auch das Land zu bereisen gehört zu ihren Wünschen für die Zukunft. "Und viel Lernen. Besonders die deutsche Sprache. Ich würde gerne mal Goethe im Original lesen."