Büste Otto Lilienthals im Museum Anklam © Lilienthal Museum Anklam Foto: Wittig

Lässt der Bund das Ikareum in Anklam abstürzen?

Stand: 07.07.2022 14:01 Uhr

Es gilt als Leuchtturm-Projekt in Vorpommern: Für mehr als 25 Millionen Euro will die Stadt Anklam die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Nikolai-Kirche zum neuen Ikareum umbauen. Das Flug-Museum soll an den großen Sohn der Stadt, den Luftfahrt-Pionier Otto Lilienthal erinnern. Bei der Förderung zeigt sich der Bund jetzt zurückhaltend.

von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV Aktuell

Dabei sind die Hoffnungen auf Berlin und die Bundes-Bauministerin Klara Geywitz (SPD) gerichtet. Anklam setzt auf Bundes-Geld, um der Kirche endlich eine fehlende Kirchturm-Spitze zu geben. Allerdings schaffte es das Projekt auch im vierten Anlauf nicht, auf die Liste der "Nationalen Projekte des Städtebaus" zu kommen. Das geht aus der Liste hervor, die Geywitz an diesem Donnerstag veröffentlichen ließ. Bürgermeister Michael Galander (Initiative für Anklam) reagierte enttäuscht und sprach von "einem bitteren Rückschlag".

Bürgermeister fordert Taten statt warmer Worte

Man müsse jetzt den Druck auf die Politik und die zuständigen Bundestagsabgeordneten erhöhen, so der Bürgermeister, das Ikareum sei ein Leuchtturm-Projekt für eine zukunftsfähige Innenstadt. "Der Bund muss uns unterstützen", forderte Galander. Land und Kommune seien mit dem überfordert. Er erinnerte daran, dass Geywitz stets ihre Rolle für Ostdeutschland betone. Den warmen Worten müssten auch Taten folgen, meinte Anklams Verwaltungschef. Im Wahlkampf im vergangenen Jahr schaute der damalige SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz gemeinsam mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (beide SPD) in der Nikolai-Kirche vorbei und machte damit Hoffnung auf Bundesgeld - der SPD-Ortsverein grillte Rauch- und Bratwurst für beide.

Land verspricht weitere Unterstützung

Nach der aktuellen Förder-Entscheidung gegen das Ikareum forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor die Sozialdemokratin Geywitz auf, Anklam nicht aus dem Blick zu verlieren. "Dass es nicht geklappt hat - trotz SPD-Bauministerin aus Ostdeutschland - ist schade", so Amthor. Jetzt sei auch die Landesregierung gefordert. Sie müsse sich in Berlin für das Ikareum einsetzen. Der Chef der Staatskanzlei, Patrick Dahlemann (SPD), erklärte, das Land stehe "in tiefer Überzeugung an der Seite der Stadt". Man könne nicht immer alles im Leben gleichermaßen haben. Es werde aber sicher einen neuen Anlauf für eine Förderung des Bundes geben, so Dahlemann. Die Baustelle Ikrareum laufe, das Land werde das Projekt weiter unterstützen.

Bundesweit 79 Bewerbungen

Als einziges Vorhaben in Mecklenburg-Vorpommern fördert das Programm "Nationale Projekte des Städtebaus" die Marien-Kirche in Stralsund. 1,6 Millionen Euro gibt der Bund, um das Umfeld der Kirche neu zu gestalten. Insgesamt gab es bundesweit 79 Bewerbungen, 18 Vorhaben wurden berücksichtigt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 07.07.2022 | 14:00 Uhr

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