Die Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Klimaschutzstiftung MV © Stefan Ludmann Foto: Stefan Ludmann

Klimastiftung MV: Untersuchungs-Ausschuss wertet nach Sommerpause erste Akten aus

Stand: 17.06.2022 15:01 Uhr

Kein anderer Landtagsausschuss steht wohl stärker im Fokus als dieser: Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur umstrittenen Klimastiftung des Landes ist am Freitag zum ersten Mal zusammengekommen. Ausschuss-Chef ist der CDU-Abgeordnete Sebastian Ehlers.

von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Erst beim gemeinsamen Fototermin im Plenarsaal fiel auf: Der neunköpfige Ausschuss besteht ausschließlich aus Männern. Keine einzige Frau ist dabei. Damit es nicht ganz zu männlich wurde, stellte sich Landtags-Vizepräsidentin Elke-Annette Schmidt mit auf zum Gruppenfoto.

Auftakt mit Verfahrensfragen

Auf die Männer im Ausschuss wartet in den nächsten Monaten jede Menge Arbeit - zum Auftakt ging es aber erst einmal um Verfahrensfragen: Wann soll die Landesregierung die Akten liefern, die Auskunft über die Gründung der Stiftung geben? Welche Zeugen können wann gehört werden? Und wie lauten die Spielregeln in einem Ausschuss, den die "Jamaika-Opposition" aus CDU, Grüne und FDP wollte, in dem aber die Koalition aus SPD und Linke die Mehrheit hat?

Verständigen will sich das Gremium dazu in einer Sondersitzung am 28. Juni abends, nach der Landtagssitzung. Das zeigt schon, dass es eng im Terminkalender wird. Der Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung ist der dritte nach den Sondergremium zum NSU und der Lage an den Uni-Kliniken. CDU, Grüne und FDP geht es im Kern um die Frage: Hat sich die SPD-geführte Landesregierung mit der Gründung der Klimastiftung im Januar 2021 für die wirtschaftliche Interessen des Kreml einspannen lassen. Vor allem Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat sich davor und danach für die Stiftung und die russische Pipeline stark gemacht - für die Union ist sie die "Werbeikone Russlands".

 

Weitere Informationen
Podcast Akte Nord Stream 2 - Eine Pipeline unter Wasser © iStock Foto: golero

Akte Nord Stream 2 - Gas, Geld, Geheimnisse

Wie viel Einfluss übte Russland auf die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern aus? In diesem Podcast öffnen wir die Akte Nord Stream 2. mehr

Mogel-Packung, Tarnorganisation oder Fake-Stiftung?

Die Stiftung hat mit einer eigenen Firma dafür gesorgt, dass die umstrittene russische Gas-Leitung Nord-Stream 2 zu Ende gebaut wurde, und sie hat dabei angedrohte US-Sanktionen umgangen. 165 Millionen Euro - diese Summe hat die Stiftung mit ihrem Chef, Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), umgesetzt - für den russischen Staatskonzern Gazprom. Die gesonderte Summe, mit der Nord Stream 2 angebliche Klimaprojekte im Land förderte, betrug gerade mal 20 Millionen Euro. Dennoch behauptet die Stiftung, Klimaschutz sei der Hauptzweck. Kritiker bezeichneten die Stiftung schnell wahlweise als Mogel-Packung, Tarnorganisation oder Fake-Stiftung.

Der Grünen-Abgeordnete Hannes Damm meinte, die "Zeit des Schummelns und Tricksens" sei vorbei. Es gelte vor allem Schwesigs Rolle zu untersuchen. "Dass sich ein Großkonzern wie Gazprom bei uns in Mecklenburg-Vorpommern derartige Vorteile verschafft, darf nie wieder passieren", sagte Damm. Er will auch Informationen nachgehen, wonach Schwesig nicht alle Treffen und Kontakte mit russischen Gas-Lobbyisten offengelegt hat. Der Ausschuss soll dazu "dienstliche Kommunikation" auf privaten Accounts und Geräten anfordern. Mehr Einsichten und Einblicke in das Handeln der Landesregierung erhoffen sich auch FDP und CDU. Der Ausschuss-Vorsitzende Ehlers sagte dem NDR, erste Akten sollen nach der Sommerpause ausgewertet werden.

Weitere Informationen
Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, besichtigen die Gasanlandestation von Nord Stream 2. © dpa-Bildfunk Foto: Jens Büttner

Verschleiert Schwesig ihre Kontakte zur russischen Gas-Lobby?

Neue Fragen zur Klimastiftung: Hat es doch mehr Treffen zwischen Ministerpräsidentin Schwesig und den Spitzen der russischen Gas-Lobby gegeben als eingeräumt? mehr

SPD will aktiv am PUA mitarbeiten

Die SPD reagiert auf die politische Brisanz des Ausschusses und hat die erste Garde in das Gremium berufen: Zu den "Hochkarätern" gehört Schwesigs Vertrauter, Fraktionschef Julian Barlen. Mit dabei ist auch die Nummer 2 in der Fraktion, der Parlamentarische Geschäftsführer Philipp da Cunha. Vertreten ist Fraktions-Vize Tilo Gundlack und der ehemalige Fraktionschef Thomas Krüger. Krüger ist Obmann seiner Fraktion.

Er hält den Ausschuss für überflüssig, seine Fraktion wolle aber aktiv mitarbeiten. Die Debatte müsse versachlicht werden. Über Sinn und Zweck der Stiftung sei bei der Gründung transparent informiert worden. Mit dem russischen Angriffskrieg im Februar habe sich alles geändert. "Jetzt wird die Stiftung aufgelöst". Das soll im September passieren. Fraktionschef Barlen meinte, man habe nichts zu verbergen. Das bezweifelt die Opposition. Wann die Hauptperson - Regierungschefin Schwesig - zum ersten Mal in den Zeugenstand muss, das ist noch unklar.

Weitere Informationen
Auf einer Tafel steht "Stiftung Klima und Umweltschutz MV". © Screenshot

Klimastiftung MV hat 165 Millionen Euro für Nord Stream 2 ausgegeben

Der Stiftungsvorstand hat am Donnerstag mitgeteilt, dass für einen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr 2021 Waren, Gerätschaften und Dienstleistungen angekauft wurden. mehr

Die Zufriedenheit mit der Arbeit der Ministerpräsidentin (Schwesig) hat nachgelassen. © Grafik NDR MV

MV-Trend: Ministerpräsidentin Schwesig mit deutlichem Popularitätsverlust

Wegen der Debatte um Nord Stream 2 und die Gründung der Klimaschutzstiftung lässt Ministerpräsidentin Schwesig Federn in der Wählergunst - für die Mehrheit aber kein Grund für einen Rücktritt. mehr

Eingangsgbereich des Oberverwaltungsgerichtes (OVG) Mecklenburg-Vorpommern in Greifswald. © Steinach/ Imago Foto: Steinach/ Imago

Klimastiftung MV: Deutsche Umwelthilfe scheitert mit Beschwerde

Das Oberverwaltungsgericht in Greifswald hat die Beschwerde der Umwelthilfe zurückgewiesen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.06.2022 | 16:10 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Jubel bei St. Paulis Jackson Irvine © IMAGO / Ostseephoto

Irvine rettet St. Pauli beim Sieg gegen Rostock: Aufstieg ganz nah

Durch den Erfolg im Nordduell übernahmen die Hamburger zumindest vorübergehend wieder die Tabellenspitze der 2. Liga. Hansa droht der Sturz auf Platz 17. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr