Greifswald: Größte Solarthermieanlage Deutschlands in Betrieb
In Greifswald ist am Donnerstag Deutschlands größte Solarthermieanlage in Betrieb gegangen. Das in den Kollektoren produzierte heiße Wasser wird in die Fernwärmeversorgung eingespeist.
Die auf einer Fläche von vier Hektar aufgestellten Kollektoren erzeugen im Jahr rund acht Gigawattstunden, damit können mindestens 800 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden, wie es hieß. Die Anlage funktioniert nach dem Prinzip, dass die Sonne zunächst das Wasser in den Kollektoren aufheizt. Mittels einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage wird diese Wärme dann nach Angaben der Greifswalder Stadtwerke (SWG) ins Fernwärmenetz der Stadt eingespeist. Die neue Anlage kostete knapp neun Millionen Euro. An Sommertagen soll sie die Grundlast abdecken. Überschüssige Energie, die nicht gebraucht wird, soll später zwischengespeichert werden können. Ein großer Wärmespeicher werde in den kommen Monaten gebaut, hieß es.
Schwesig: "Leutturmprojekt für klimafreundliche Energieversorgung"
Mecklenburg.Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach bei der Inbetriebnahme von einem "Leuchtturmprojekt für eine klimafreundliche Energieversorgung". Die Solarthermie spiele bei dem Ziel des Landes, bis 2035 den gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken, eine große Rolle.
In Deutschland bisher rund 50 Solarthermienalagen
Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) laufen in Deutschland aktuell etwa 50 große Solarthermieanlagen. Knapp 50 weitere seien in Planung oder im Bau, wobei die Durchschnittsgröße zunehme. Im Ausland - etwa in Dänemark - gebe es noch deutlich größere Anlagen als die in Greifswald. Eine BSW-Sprecherin sagte, man beziffere das realistische Potenzial der Solarthermie in Deutschland auf eine Leistung von etwa 100 Terawattstunden im Jahr. Der Warmwasserbedarf sämtlicher deutschen Haushalte liege jährlich bei über 100 Terawattstunden. Herausforderungen seien bei den großen Anlagen langwierige Genehmigungsverfahren sowie die Verfügbarkeit von Flächen.
Greifswald will bis 2025 komplett auf Erneuerbare umsteigen
Etwa 70 Prozent der Haushalte in Greifswald sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. Bis 2035 will die Stadt komplett auf erneuerbare Energien umsteigen. Deshalb investieren die Stadtwerke weiter in Um- und Ausbau der Technik. In 13 Jahren sollen alle Blockheizkraftwerke klimaneutral Strom und Wärme produzieren, unter anderem mit Biomethangas und später auch mit Wasserstoff.
Greifswald: Perspektivisch sollen Fernwärmepreise wieder sinken
Mittel- bis langfristig könnten auch wieder die Fernwärmepreise in Greifswald sinken, die sich in diesem Jahr bereits verdoppelt haben, meinen Experten. Im kommenden Jahr werde es für die Kunden auch noch einmal Preissteigerungen geben müssen, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Prauße. Die neue Anlage könne die Kostensteigerung derzeit nur ein wenig abfedern. Wenn aber 2024 gut ein Drittel der Wärme aus erneuerbaren Energien komme, würden die Preise wieder sinken.