Gewerkschaft um Personal der MV-Werften besorgt
Die Zukunft der MV-Werften bleibt vorerst ungewiss. Die Gewerkschaft hofft, einen kurzfristigen Personalabbau verhindern zu können und setzt auf Kurzarbeit.
Die IG Metall Küste drängt die MV-Werften dazu, die Regelungen zur Kurzarbeit für ihre Beschäftigten zu verlängern. Passiert das nicht, befürchtet die Gewerkschaft im Januar einen erheblichen Personalabbau. Das Unternehmen müsse möglichst viel Personal halten, um das Kreuzfahrtschiff "Global 1" fertigzustellen, so Stefan Schad, Geschäftsführer der IG Metall Rostock und Schwerin, am Dienstag nach einer Online-Mitgliederversammlung
Kurzarbeit läuft bald aus
Die Lage der Werften ist sehr ernst: Einzig an dem Kreuzfahrtschiff "Global 1" wird in Wismar noch gebaut - ob die "Global 2" in Rostock weitergebaut wird, bleibt offen. Und jetzt laufen auch die "tarifvertraglichen Regelungen zur Nutzung von Kurzarbeit" zum Jahresende aus. Die MV-Werften müssten dann die Gehälter wieder vollständig selbst zahlen - deshalb drohen Entlassungen.
Gewerkschaft fordert Verkauf einzelner Standorte
Das müsse verhindert werden, fordert Schad, damit die Entlassenen nicht später als Leiharbeiter oder per Werkvertrag zu schlechteren Konditionen wieder zurückgeholt werden. Er will deshalb, dass das Instrument des Kurzarbeitergeldes von den MV-Werften weiter genutzt wird. Und noch eine weitere Forderung hat die Gewerkschaft: Sollte Mutterkonzern Genting keine Perspektive sehen, könnten einzelne Werftstandorte verkauft werden - Interessenten gäbe es. Zuletzt hieß es, dass Nordic Yards sich für den Standort Stralsund interessiert.
Bleibt die Transfergesellschaft länger aktiv?
Noch bis Ende Februar werden knapp 600 ehemalige Werft-Beschäftigte in einer Transfergesellschaft betreut. Ziel ist es, neue Arbeitgeber für sie zu finden. Nach Unternehmensangaben haben 75 Prozent der Betreuten nach einem halben Jahr wieder eine Stelle. Wer jung, flexibel und nicht in den Regionen gebunden ist, findet schnell wieder neue Arbeit. Viele von denen, die im Land verwurzelt sind, hoffen weiter auf eine Zukunft bei den Werften - egal unter welchem Namen. Ende Februar läuft die Transfergesellschaft aus. Aktuell scheint es aber so, dass sie noch länger bestehen bleibt. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD), hatte zu Beginn dieses Monats angekündigt, dass möglicherweise weitere Frauen und Männer von der Transfergesellschaft betreut werden müssen.
Erneute Finanzlücke bei den Werften
Der Werften-Mutterkonzern Genting Hong Kong hatte angekündigt, zur Behebung einer Liquiditätslücke eine Finanzierung von voraussichtlich rund 148 Millionen US-Dollar (rund 130 Millionen Euro) zu benötigen. 30 Millionen US-Dollar sollen vom Eigentümer selbst kommen, 88 Millionen vom Land und 30 Millionen vom Bund. Das Land werde nur einwilligen, wenn der Bund mitziehe und an die Zukunft der MV-Werften glaube, sagte Wirtschaftsminister Meyer. Gleichzeitig müsse die Fortführung des Betriebs für die nächsten zwölf Monate so dargestellt werden, dass die Fertigstellung der "Global 1" sichergestellt ist. Ohne diese Zusicherung gebe es bei der weiteren Unterstützung der Werftengruppe rechtliche Probleme.
Zukunft vom asiatischen Kreuzfahrtmarkt abhängig
Ob der Mutterkonzern sich zu einem Verkauf von Standorten entscheidet oder Personal abbaut, dürfte auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie in Asien abhängen: Das Kerngeschäft von Genting sind Kreuzfahrten unter dem Banner der "Genting Cruise Lines". Nach eigenen Angaben hatte das Unternehmen die MV-Werften im Jahr 2016 erworben, um unter anderem die eigenen Ausbaupläne zu realisieren.
