Energieversorger in MV bereiten sich auf Gas-Krise vor
Energieversorger in Mecklenburg-Vorpommern treffen Vorkehrungen für eine mögliche Gas-Krise wegen des Ukraine-Krieges. Nach NDR-Informationen haben sie Großkunden Fragebögen zugeschickt, in dem auch nach der System-Relevanz der Abnehmer gefragt wird.
Drei Seiten lang ist das Schreiben, das der regionale Energieversorger Gasnetz Vorpommern vor einigen Tagen an etwa 60 Großkunden in der Region Wolgast-Usedom geschickt hat - beispielsweise an Unternehmen, an Hotels, Restaurants oder auch an das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) in Lubmin, in dem Castor-Behälter mit Atommüll gelagert werden. Trotz einer "geringen Eintrittswahrscheinlichkeit von Gasmangellagen" sei man gesetzlich verpflichtet, "präventive Maßnahmen zu treffen". Verwiesen wird auf Regelungen im Energiewirtschaftsgesetz.
Schreiben mit Fragebogen
Unter dem Betreff "Krisenvorsorge Gas" heißt es in dem Schreiben: "Sollte es zu einer Gasmangel-Lage kommen, werden wir Sie gemäß Leitfaden "Krisenvorsorge Gas" auffordern, Ihren Gasbezug unverzüglich anzupassen und Ihren Lieferanten hierüber zu informieren." Es folgt ein kurzer Fragebogen, in dem nach Notfall-Telefonnummer oder nach den Möglichkeiten von alternativen Energien gefragt wird. Außerdem geht es um Angaben, ob soziale Dienstleistungen "von grundlegender Bedeutung" erbracht werden.
Vorbereitung auf Krisenlage
Der Geschäftsführer von Gasnetz Vorpommern, Volker Höfs, sagte dem NDR, es gehe darum vorbereitet zu sein. "So wie jeder Bürger machen auch wir uns Gedanken, was könnte passieren, wenn Russland die Erdgasversorgung einstellt." Bei einer Krisenlage müsse auch die Frage beantwortet werden, wie notwendig die Gas-Versorgung für einzelne Abnehmer sei.
Wesentliche Abnehmer werden priorisiert
"Wenn wir uns in einer Situation wiederfinden, dass es kalt ist und wir Winter haben und wir haben nur Gas für die wesentlichen Kunden, dann müssen wir ganz genau hinschauen: Wen müssen wir versorgen, weil er im Sinne der öffentlichen Ordnung Wärme benötigt." Wesentliche Abnehmer seien beispielsweise Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser oder die Ernährungsbranche.
Entscheidungen würden dann im Falle eines Falles mit den Krisenstäben der Kreise und des Landes getroffen. Höfs stellte klar, dass es lediglich um eine Vorsorgemaßnahme gehe, das sei nicht bequem, müsse aber sein.
Hanse-Gas schreibt auch Kunden an
Auch der Anbieter Hanse-Gas bestätigte ein ähnliches Verfahren. Man habe etwa 65 Kunden angeschrieben, um auf eine mögliche "Gasmangellage" aufmerksam zu machen, so eine Sprecherin. Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes, Lars Schwarz, warnte vor voreiligen Maßnahmen. In seiner Branche hat der Fragebogen Sorgen ausgelöst.
Hoffnung auf Ende des Krieges
Schwarz erklärte mit Blick auf den Fragebogen, "im Moment ist das eine Vorsorgemaßnahme, man bereitet sich auf ein mögliches zukünftiges, hoffentlich nicht eintretendes Szenario vor." Jeder aber habe Verständnis, dass Altenheime oder Krankenhäuser bei der Gasversorgung Vorrang hätten. Man sei aktuell aber nicht an dem Punkt. Wichtig sei, so Schwarz, dass es jetzt nicht zum Äußersten komme. Eine Gas-Krise, die könne am ehesten durch ein Ende des Krieges in der Ukraine abgewendet werden und dazu brauche es eine diplomatische Lösungen.
