Ein Jahr nach dem Großbrand in der Schweinezucht Alt Tellin
Vor einem Jahr ging Europas größte Sauenanlage im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Flammen auf. Die Anlage in Alt Tellin brannte komplett nieder, bis zu 60.000 Schweine verendeten.
Mitten auf dem Acker, wo die Anlage einst stand, lassen nur die Bodenplatten aus Beton erahnen, was hier stand. Die Ställe sind restlos weg. Warum es gebrannt hat, ist immer noch unklar. Ein abschließendes Brandursachengutachten gibt es nicht. Das Unverständnis darüber teilen alle, die sich mit abgebrannten Anlage beschäftigen: Vom früheren Betreiber über Tierschutzbund und BUND bis zu Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD): "Ich bin bestürzt, dass nach einem Jahr nicht gelungen ist die Brandursache zu ermitteln."
Mehr Mitspracherechte: Gemeinde will neue Schweinezucht verhindern
Im April will die Staatsanwaltschaft Stralsund nun endlich liefern. Das wollte sie allerdings auch schon im Dezember. Bis es das Brandursachengutachten gibt, will sich die Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland (LFD), die die Anlage bis zum Brand betrieben hat, nicht zu ihren Plänen äußern. Mit dem Gutachten entscheidet sich für die LFD schließlich auch, ob und wieviel die Versicherungen zahlen. Die Gemeindevertreter von Alt Tellin haben sich allerdings mehrheitlich schon entschieden. Sie wollen dort wo die Ställe standen einen Wald pflanzen und keinesfalls wieder eine Sauenanlage zulassen. Um damit durchzukommen, haben sie gute Karten, denn das geänderte Baugesetzbuch gibt der Gemeinde anders als früher ein Mitspracherecht, so der Landwirtschaftsminister: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gemeinde eine neue Anlage möchte. Es muss einen neue Baugenehmigung her und die würde nicht erteilt werden.
Umwelt- und Tierschützer fordern strengere Vorgaben
Greenpeace und der BUND wollen aber mehr. Die meisten der Stallanlagen im Land seien ohne ausreichenden Brandschutz gebaut und damit brandgefährlich. Die Verbände wollen deshalb einen Baustopp für Neuanlagen und eine brandschutztechnische Nachrüstung der alten Ställe. Und die Schweine sollen ein gutes Leben haben, bevor sie zum Schlachthof kommen, so Kerstin Lenz, die Vorsitzende des Tierschutzbundes in Mecklenburg-Vorpommern: "So was darf es nie wieder geben. Was wir uns wünschen: Eine Landwirtschaft, wo die Tiere ordentlich leben können, dass sie nach draußen dürfen und wühlen können, dass ein Schwein das kurze Leben, das es leben darf auch leben kann. Deshalb gibt ein Jahr nach dem Brand wieder eine Mahnwache an der Stallruine von Alt Tellin.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Massentierhaltung
