Corona: Psychologische Impfberatung
Rund 26 Millionen Menschen in Deutschland sind noch nicht gegen Corona geimpft. Bei einem Viertel von ihnen ist Angst die Ursache: vor Spritzen, Angst vor Neben- oder Langzeitwirkungen. Psychologen der Universität Greifswald bieten diesen Menschen kostenlose Beratungsgespräche an.
Professor Alfons Hamm sitzt in seinem Büro des Instituts für Psychologie der Universität Greifswald. Per Videoschalte ist er mit einem jungen Mann aus Schwerin verbunden. Der 23-Jährige berichtet ihm von einer schweren Herzmuskelentzündung vor ein paar Jahren. Jetzt hat er Angst, dass eine Corona-Impfung sein Herz wieder angreifen könnte. Er hat sich vielseitig informiert, ist jedoch nach wie vor unsicher: "Es gibt immer so viele Meinungen und letztendlich weiß man auch immer nicht, wem soll man glauben schenken." - "Da gebe ich ihnen vollkommen Recht. Meinungen sollte man als Meinungen betrachten und Fakten als Fakten", antwortet Hamm. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit Angstpatienten und Angststörungen.
Ängste vor noch gar nicht eingetretenen Ereignissen
Hamm erklärt: "Wenn wir über Angstphänomene sprechen, dann gibt es verschiedene Zustände. Wir haben einmal panikartige Zustände und wir haben diese Erwartungsangst. Wenn ich eine Covid-Infektion habe und ich kriege keine Luft, dann habe ich schlichtweg Panik zu überleben. Die Ängste, mit denen wir es hier zu tun haben, sind ja Ängste vor einer potentiellen Bedrohung. Die ist ja noch gar nicht eingetreten." Eine aktuelle Studie der Universität Erfurt schätzt, dass 26 Prozent aller Ungeimpften aus Angst den Pieks verweigern. Das sind rund fünf Millionen Deutsche. Genau diesen Menschen wollen Alfons Hamm und seine Kollegin Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier helfen.
Das Ziel der Beratung: ein ergebnisoffenes Angebot
Das psychologische Team bietet kostenlose Beratung telefonisch, online oder im persönlichen Gespräch an. Brakemeier erläutert: "Wir haben dieses Angebot ins Leben gerufen auch im Kontext mit unserer Initiative 'Gemeinsam für psychische Gesundheit' weil wir mit unserer psycholgischen Fachexpertise hier helfen wollen. Und genau auch diesen Menschen, die oft verunsichert sind, die viele Meinungen bekommen und zum Teil auch Druck - denen ein ergebnisoffenes Angebot zu machen." Ergebnisoffen heißt in diesem Fall: Niemand soll zur Impfung überredet werden.
Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym
Dem jungen Mann aus Schwerin versucht Alfons Hamm mit Fakten zu helfen. Natürlich gebe es das Risiko, durch eine Impfung erneut an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken. Das Risiko, dass sein Herz durch eine Corona-Erkrankung angegriffen werde, sei jedoch 50 mal höher. Wer selbst verunsichert ist, was die Corona-Impfung angeht oder wer sich gerne impfen lassen würde, aber Angst vor der Spritze hat, der kann sich im Institut für Psychologie am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie in Greifswald melden. Die Beratung ist kostenlos und kann auf Wunsch auch anonym erfolgen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung des Beitrages hieß es, dass das Institut für Psychologie zur Unimedizin gehöre. Richtig ist, dass das Institut zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald gehört.
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