Flugzeuge verschiedener Airlines sind auf dem Flughafen in Rostock-Laage geparkt. © NDR Foto: Steffen Baxalary

Bilanz: Flughafen Laage weiter mit wenig Passagieren

Stand: 10.01.2023 06:23 Uhr

Seit einem Jahr ist der größte Verkehrsflughafen Mecklenburg-Vorpommerns in privater Hand. Der neue Eigentümer, die Zeitfracht-Gruppe, setzt künftig auf Ferienflieger, Fracht und Forschung.

von Axel Krummenauer

Kaum Betrieb am einstmals größten zivilen Flughafen des Landes. Seit der Übernahme der verlustreichen Flughafens Rostock-Laage durch die Zeitfracht-Gruppe verzeichnet der "Baltic Port", wie Laage jetzt heißt, gerade einmal 60.000 Passagiere. Der Flugverkehr habe sich nicht weiter positiv entwickelt, bilanziert Geschäftsführer Dominik Wiehage im NDR Interview. Zum Vergleich: Während der Pandemiejahre 2020/2021 wurden in Laage jeweils nur rund 20.000 Passagiere abgefertigt. Vor Corona waren es 2018 fast 300.000.

Passagierflug ohne große Zukunft

"Die Wachstumschancen für den Flughafen Rostock-Laage sind begrenzt", sagt Wiehage und meint damit den Passagierflug. In den kommenden Jahren erwartet er ein maximales Passagieraufkommen von 100.000 pro Jahr und spricht von einem gesunden Wachstum. Denn für Linienverbindungen, wie einst nach München, sieht Wiehage in Rostock-Laage keine Chancen mehr. Auch das vormals erfolgreiche Geschäft mit Kreuzfahrtouristen ist komplett weggebrochen. Das Augenmerk liegt daher auf dem Charterverkehr. Wiehage hofft, mit "etwas Glück und Verhandlungsgeschick" eine weitere Urlaubsverbindung nach Rostock lotsen zu können. Beispielsweise nach Mallorca.

Flughafen weiter im Minusgeschäft

Vor dem Verkauf gehörte der Flughafen Stadt und Landkreis Rostock sowie der Stadt Laage. Jedes Jahr waren Zuschüsse nötig, um den Flughafen am Leben zu halten. Zuletzt rund 1,6 Millionen Euro Steuermittel pro Jahr.

Aktuelle Zahlen will der Geschäftsführer des nun privaten Flughafens nicht nennen, sagt aber auch, dass "innerhalb von zwölf Monaten, ohne das Geschäftsmodell grundlegend saniert zu haben, ein Flughafen nicht auf wirtschaftlich erfolgreiche Beine gestellt werden kann." Wiehage betont, die Zeitfracht-Strategie sei langfristig und nachhaltig aufgesetzt.

Betreiber: "Keine Arbeitsplätze abgebaut"

In den vergangenen zwölf Monaten seien keine Arbeitsplätze abgebaut worden, so Wiehage. Zwar sind einige Beschäftigte nicht mehr dabei, unter anderem die ehemalige Geschäftsführerin Dörte Hausmann und weitere Mitarbeiter, der Mitarbeiterbestand sei so belassen worden, wie er vor einem Jahr übernommen wurde. Und daran wird sich in den kommenden beiden Jahren wohl auch nichts ändern.

Logistikzentrum für kommendes Jahr geplant

100 bis 150 neue Beschäftigte braucht der Flughafen Laage erst, wenn das geplante Logistikzentrum seinen Betrieb aufnimmt. Das wird voraussichtlich Mitte/Ende 2024 so weit sein. Aktuell sei man in der Planungsphase, so der Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr sei begonnen worden, mit einem Generalunternehmer erste Bodenproben zu nehmen. Nun werde geprüft, welche Bebauungsmöglichkeit es gebe. Eine Machbarkeitsstudie soll bis Ende März vorliegen.

In Laage soll Weltraumforschung betrieben werden

Neben dem Passagierflug und dem Frachtverkehr will der Flughafen künftig im Bereich Luft- und Raumfahrt Geld verdienen. Pläne, in Laage unbemannte Drohnen zu stationieren, die von hier aus Ersatzteile für Offshore-Windparks liefern, liegen offenbar vorerst auf Eis. Und auch die Entwicklung zu einem "Spaceport" - einer Art Weltraumbahnhof - kommt nur langsam voran. Zwar gibt es inzwischen eine Kooperationsvereinbarung vom dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), doch eine offizielle Zertifizierung als "Spaceport" fehlt dem Flughafen. Doch schon in wenigen Wochen sollen in Laage Weltraumfahrzeuge getestet werden können.

Mondlandschaft entsteht

Im Terminal entsteht gerade in einem öffentlich zugänglichen Bereich ein sogenanntes Mondbett. Darin wird die Mondatmosphäre nachempfunden - inklusive geringerer Anziehungskraft, die mittels eines Krans simuliert wird. Nach Angaben der Firma PTS, die wie der Flughafen zur Zeitfrachtgruppe gehört, wird das Europas größte, privat-finanzierte Mondlandschaft. Sowohl kleine Start-up-Unternehmen als auch große Player wie die ESA seien daran Interessiert, hier ihre Entwicklungen zu testen. Und das auch unter den Augen der Öffentlichkeit. Denn die Mondlandschaft ist teilweise nur mit Glas abgetrennt vom Terminal, so dass Besucher die Teststrecke sehen können.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 10.01.2023 | 07:00 Uhr

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Flugverkehr

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