Junger Fischer mit Mut und Geduld: "Auf der Ostsee bin ich frei"
Hendrik Kern aus Gadebusch hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Der 33-Jährige ist Binnenfischer. In Zeiten strikter Fangquoten wagt er einen neuen Schritt und fischt seit Dezember auch in der Ostsee.
Er ist Küstenfischer aus Leidenschaft: Hendrik Kern war jahrelang auf den Meeren dieser Welt unterwegs, weit weg von Zuhause, monatelang auf riesigen Trawlern. Doch sein Herz schlägt für die traditionelle kleine handwerkliche Küstenfischerei. Im Hafen von Tarnewitz, einem Ortsteil von Boltenhagen, liegt seine "Svalen", sein Stellnetzkutter. Hendrik Kern pult gerade Schlick aus seinen Fangnetzen. Heute früh war er an der Steilküste vor Redewisch unterwegs und an der Seebrücke von Boltenhagen. "Da habe ich auf Scholle und Flundern gefischt. Und an der Steilküste habe ich versucht, ein paar Dorsche zu fangen. Letztes Mal ist es mir gelungen, heute nicht. Nicht jeder Tag ist ein Fischtag. Es ist jedes Mal wie eine Wundertüte, wenn man rausfährt".
Corona erschwert den Einstieg
Nicht viel, insgesamt 20 Kilo Flundern und Schollen und eine Seezunge liegen in einer blauen Kiste. Die bringt Hendrik Kern nun zu einem Freund, der ein Restaurant hat. Wegen der strengen Coronaregeln gehen jedoch immer weniger Menschen essen. "Das ist ein herber Schlag, weil ich gerade mit diesem Küstenbetrieb angefangen habe und nun versuche ich natürlich, Vieles übers Internet zu verkaufen. Seit acht Jahren ist Hendrik Kern Binnenfischer und betreibt die Fischerei Klocksdorf. Er bewirtschaftet mehrere Seen im Land. Seine Stammkunden hat er auch im Handy zu einer Gruppe zusammengefasst. Dort meldet er jeden Tag seinen Fang und fragt, wer welchen Fisch gern haben möchte. "Es läuft schleppend aber es läuft an".
Fischerei ist Familientradition
Hendrik Kern lässt sich durch nichts entmutigen, auch wenn er oft bis zu 18 Stunden am Tag arbeitet. Seine Familie, seine Frau und seine 12-Jährige Tochter stehen hinter ihm. Der gebürtige Schweriner schwärmt regelrecht von der Fischerei. Er sei in einer Seefahrerfamilie groß geworden. Sein Opa war preußischer Fischer. "Er hat immer gesagt: Jung, es gibt zwei Arten von Fischern. Für den einen ist es nur ein Beruf und für den anderen ist es Berufung. Auf dem Meer fühle ich mich frei. Da kann ich diesen finanziellen Druck, den ich immer an Land habe, ausblenden. Und wenn dann noch Fisch hoch kommt, dann ist es um so besser." Der Gadebuscher hat an der Seefahrtschule Rostock studiert und dort sein Kapitänspatent gemacht. Danach hat er auf riesigen Trawlern gearbeitet, dann zog es ihn zurück in die Heimat. Seinen Kutter hat er von einem Fischer aus Schlutup erworben, der aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste und er hat sich neue schonende Netze für sehr viel Geld gekauft. Denn Dorsche dürfen im nächsten Jahr nicht mehr gezielt gefangen werden.
Jungfischer setzt auf Zeit
Der ehemalige Hochseefischer ist nicht nur mutig, sondern auch optimistisch. Auch wenn die Fangquoten gerade erst wieder für das nächste Jahr stark gekürzt wurden, so glaubt er an seine berufliche Zukunft. "Es muss auch mal wieder bergauf gehen. Ich denke, das wird in drei, vier Jahren soweit sein. Die ganzen alteingesessenen Fischer hören nun auf. Und in vier Jahren wäre ich einer der letzten Haupterwerbsfischer und könnte den Markt bedienen." Bis dahin heißt es aber durchhalten. Im nächsten Jahr darf Hendrik Kern insgesamt nur 800 Kilo Dorsch und 100 Kilo Hering fangen.
Steinbutt als neue Einnahmequelle
Der 33-Jährige will sich nun auf Steinbutt konzentrieren. Er gehört zu den edelsten Meeresfischen und ist nicht quotiert. Hendrik Kern fängt den Fisch bereits und bekommt pro Kilo bis zu 18 Euro. Zudem verdient der Fischereimeister weiter sein Geld als Binnenfischer, er verkauft Angelkarten an Touristen und Freizeitangler und berät Angelvereine.
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