BBC Philharmonic und Fazil Say beim SHMF mit großer Leidenschaft
Das BBC Philharmonic ist im Rahmen des SHMF in der Lübecker Musik- und Kongresshalle aufgetreten - zusammen mit dem Pianisten Fazil Say. Es gab Überraschungen, tolle Zugaben und ein begeistertes Publikum.
Los geht es an dem Abend mit dem Klavierkonzert Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Fazil Say am Flügel tänzelt ausdrucksstark mit seinen Fingern über die Tasten, oft einhändig, die andere Hand schwingt leicht im Takt. Er schaut zum Publikum, dann wieder zum Orchester. Sein Blick: mal lächelnd und mal angespannt. Fazil Say bringt einen Beethoven zum Klingen, der nicht einfach nur nachgespielt, sondern neu interpretiert wurde.
Mit dem türkischen Pianisten Fazil Say hat der israelische Dirigent Omer Meir Wellber noch nicht zusammengearbeitet. Es macht Spaß, sagt er, denn sie haben beide etwas gemeinsam: "Leute kaufen Karten und wenn sie zum Konzert kommen wissen sie nicht genau was kommt - das ist immer gut. Sie kennen Beethoven und Tschaikowsky, aber was genau kommt, wissen sie nicht. Fazil ist natürlich sehr spontan und ich auch."
BBC Philharmonic beim SHMF mit großer Leidenschaft
Ganz spontan spielt Fazil Say als Zugabe seine eigene Komposition "Schwarze Erde". Damit zeigt er, was ihn außergewöhnlich macht: die Mischung aus Orient und Okzident, Klassik und Moderne. Nach einer Pause folgt Tschaikowsky. Er passt gut zu Beethoven, findet Omer Meir Wellber: "Beethoven hat die neunte und fünfte Sinfonie und Klavierkonzerte geschrieben. Ich denke, die moralische Frage steht immer in erster Reihe bei Beethoven. Tschaikowski ist ein sehr persönlicher und intimer Komponist, aber auch er hat eine große Bedeutung. Heute wissen wir, dass er schwul war. Wir kennen alle Probleme und ich denke, beide Komponisten haben unterschiedliche Bedeutungen - aber auch dieselben."
Das BBC Philharmonic spielt Tschaikowskis 6. Sinfonie mit solch einer Leidenschaft, die sofort auf das Publikum überspringt - lächelnde Gesichter hören gespannt zu und beobachten Omer Meir Wellber. Er hüpft im Takt und dirigierte dabei. Der diesjährige Porträtkünstler des SHMF zu sein, macht ihn stolz: "Die Atmosphäre bei diesem Festival ist wie bei einem großes Festival, das gefällt mir sehr. Manchmal gibt es Konzerte in kleinen Sälen, manchmal in großen, das ist wirklich schön."
Publikum von Dirigent und Orchester überwältigt
Das Publikum war von Dirigent und Orchester überwältigt, nach solch einer Leistung legten sie noch eine schwungvolle Zugabe von Piazzolla nach und Wellber am Akkordeon. Ein Mann ist nach dem Konzert sichtlich begeistert: "Ich bin noch ganz erschlagen davon, auch überrascht. Wir haben auch schon viele Konzerte gehört, aber das ist wirklich was ganz Besonderes." Ein unbeschreibliches Konzert mit tollen Überraschungen und leidenschaftlichen Musikerinnen und Musikern.