Kunstverbrechen: Kunstdetektiv Arthur Brand deckt auf
Raubkunst, Schmuggel, Fälschungen - Verbrechen im Bereich der Kunst und Kultur sind häufig hoch komplizierte Fälle. Die Polizei ermittelt oft über Jahre an nur einem Fall und kommt trotzdem nicht weiter. Das ist meistens der Moment, in dem sich private Ermittler einschalten.
Einer der renommiertesten und erfolgreichsten privaten Kunstdetektive in Europa ist der Niederländer Arthur Brand. In der neuen Folge von Kunstverbrechen, dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur, ist Arthur Brand zu Gast und berichtet über seine Arbeit in der Welt der Kunstverbrecher.
Arthur Brand ist trotz Lobeshymnen bescheiden geblieben
Arthur Brand ist mit seinen 53 Jahren ein Wandler zwischen den Welten - der rechtschaffenen und der kriminellen Welt. Der autodidaktische Kunstdetektiv aus Amsterdam ist trotz der Lobeshymnen vieler Medien auf ihn, bescheiden geblieben. "Die Medien brauchen etwas Tolles und dann sagen sie Indiana Jones. Aber ich habe nicht mal einen Führerschein. Ich bin ein normaler holländischer Typ, der Kunstdetektiv geworden ist und da gibt es keine Universität, das muss man alles selber rausfinden." Brand studierte Kunstgeschichte und Spanisch und sammelte in dieser Zeit antike, Münzen. Schnell kamen ihm auch Fälschungen unter, so wurde seine Begeisterung für den Detektivberuf entzündet. Etwa 20 Jahre später hat er Auftraggeber auf der ganzen Welt: Private Sammler, Museen, einiges macht er auf eigene Faust.
Schwerpunkt des Kunstdetektivs: gestohlene Kunstwerke wiederfinden
Sein Schwerpunkt ist dabei das Aufspüren gestohlener Kunstwerke. Ein durchaus gefährliches Arbeitsumfeld. "Ich sage immer, die Polizei hat Waffen, die können sich verteidigen, ich kann das nicht, ich muss das alleine machen und das ist manchmal schwierig. Wenn man sich vorstellt, man ist in einem Wald und da sind drei oder vier Kriminelle und niemand weiß, dass man selbst da ist, nur die Kriminellen. Da kann alles passieren. Das heißt, dass man vorsichtig sein muss. Ich sage immer, ich halte mich ans Gesetz. Ich arbeite immer mit der Polizei zusammen, ich mache nichts ohne Zustimmung der Polizei. Aber ich sollte auch mein Wort halten, weil wenn man das nicht macht im kriminellen Bereich, dann bekommt man Probleme."
Der Kunstdetektiv hat viele Infomanten, auch Kriminelle
Brands Informanten sind nicht selten selbst Kriminelle. Wenn sie sich an ihn wenden, hält er dicht. Das hat ihm viel Vertrauen in der Unterwelt eingebracht. "Für mich ist es sehr wichtig ein großes Netzwerk zu haben. Ich kenne Polizisten in fast jedem Land in Europa, ich kenne Kriminelle dort und es gibt immer Leute, die reden wollen. Vielleicht andere Kriminelle, die die anderen nicht mögen, oder die etwas gehört haben, oder die eine Belohnung wollen und dann hofft man, dass man einen Anruf von jemandem bekommt, der sagt, 'Herr Brand, ich weiß, was da passiert ist, ich weiß, wo die Sachen sind, ich weiß wer dahinter steckt.'"
Brand will gestohlene Kunstwerke öffentlich zugänglich machen
Arthur Brand geht es vor allem darum, die Kunstwerke wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Polizei freut sich trotzdem über Hinweise von Brand und seine unbürokratische Arbeitsweise. "Mir hat ein Polizist mal gesagt: 'Arthur, wenn wir jemanden verhören wollen, müssen wir dafür 20 Formulare ausfüllen und du steigst auf dein Fahrrad und fragst, was ist los.'" Auf das Konto von Brand gehen zurückerlangte Gemälde von Salvador Dalì, eine Büste von Picasso, ein Ring von Oscar Wilde und die Pferdestatuen des Nazi Bildhauers Josef Thoraks.
Aktuell ist Arthur Brand hinter einem vor zwei Jahren gestohlenen Van Gogh und einem Frans Hals her. Und hinter den Diamanten aus dem Grünen Gewölbe. Ein harter Fall, auch für ihn. "Diese Leute, das sind Profis, die wissen was sie machen. Die wussten, die rauben diese Diamanten, die hatten kriminelle Juweliere in ihrem Netzwerk, die wussten was passiert und nach ein oder zwei Tagen haben die diesen Diamanten auseinandergenommen und umgeschmolzen oder umgeschliffen."
"Kunstraub endet nie"
Weltweit wird jährlich Kunst im Wert von schätzungsweise sieben bis acht Milliarden Euro gestohlen. Für Arthur Brand eigentlich eine vortreffliche Auftragslage. "Kunstraub endet nie und das ist traurig. Ich sag immer, klau lieber ein Auto oder ein Fahrrad und kein Gemälde, das kann man nicht verkaufen." Seinen Sinn für Humor hat der Kunstdetektiv bei seinem Wandel zwischen der rechtschaffenen und der kriminellen Welt auf jeden Fall noch nicht verloren.
Ob der Kunstdetektiv Arthur Brand auch im Fall der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe einen heißen Tipp aus der Unterwelt bekommen hat, erfahren Sie in der neuen Episode von Kunstverbrechen. Alle Folgen des True-Crime-Podcasts von NDR Kultur finden Sie in der ARD Audiothek, der kostenlosen Audio-App der ARD.