Kunstverbrechen: Wie sicher sind unsere Museen?
Der Einbruch ins Berliner Bode-Museum im Jahr 2017 war ein wirklich spektakulärer Coup. Deshalb ist er auch Thema der neuen Folge von Kunstverbrechen, dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur.
Die Beute, eine 100-Kilogramm schwere Goldmünze, war zwar kunsthistorisch überschaubar wichtig, aber der Wert des gestohlenen Goldes lag immerhin bei fast vier Millionen Euro. Und der Einbruch sorgte für ein Beben in der deutschen Museumslandschaft. Das Thema Gebäudesicherheit wurde auf einmal wieder heiß diskutiert. Kunstverbrechen-Host Torben Steenbuck ist deshalb in Berlin der Frage nachgegangen: Wie sicher sind unsere Museen?
Museums-Einbrüche werden deutlich gewalttätiger
Das Bode-Museum wirkt mit seinen hohen Mauern, Mitten in der Spree, wie eine uneinnehmbare Festung - inklusive Wassergraben. Und doch, war es hier drei jungen Männern nachts gelungen einzudringen. Ich habe mich auf der anderen Fluss-Seite mit Remigiusz Plath verabredet. Er ist Experte für Gebäudesicherheit beim Deutschen Museumsbund. Seine Herausforderungen der Einbruchssicherheit haben sich in den letzten Jahren gewandelt. "Was wir sehen, bei der Goldmünze im Bode-Museum, aber auch in Dresden, dass die Einbrüche deutlich gewalttätiger werden, rabiater, schneller und zu einem Teil der Ressourcenbeschaffung dienen", sagt Plath.
Schwierige Sicherung bei alten, denkmalgeschützten Gebäuden
Vor diesem Typus Einbrecher schützt laut Remigiusz Plath am besten eine sichere Außenhaut des Museums: Bruchsichere Fenster, Kameras, Scanner, Alarmanlagen. Klingt erstmal einleuchtend. Wo liegt also das Problem?
Bei der fachgerechten Montage in Museumsgebäuden, sagt Plath. "Letztendlich ist die Herausforderung, dass man die komplette Außenhaut mit Sensorik versehen muss. Das heißt die Fenster, Türriegel, Magnetkontakte, Einstiegsluken. Wenn ich ein Haus habe, das denkmalgeschützt ist, dann kann ich - ganz unabhängig von den finanziellen Themen - nicht einfach alle Fenster austauschen. Man hat durch die Bauweise dieser Häuser, die ja zum Teil vor Hunderten von Jahren gebaut worden sind, nicht unbedingt geschaut, ob der Bau funktionsgetreu, gut gemacht und gut konstruiert für eine Überwachung des Hauses ist. Das heißt man hat Ecken, man hat Kanten, man hat vielleicht Schattenfelder, die man heute nur sehr schwer mit Baumaßnahmen abdecken kann, die dann wiederum vielleicht mit dem Denkmalschutz kollidieren."
Sicherung von Museen sehr individuelle Angelegenheit
Grundsätzlich ist die Sicherung von Museen laut Remigiusz Plath eine sehr individuelle Angelegenheit - eben je nach Gebäude. Die Lösung für das Problem der komplizierten, historischen Außenhautsicherung ist eine Art Zwiebelmodell, erklärt Plath. "Ich habe eine Außenhautsicherung, dann habe ich drinnen vielleicht Wachpersonal, das nachts sich aber noch regelmäßig an eine externe Stelle melden muss, oder wenn etwas ausgelöst wird, die externe Stelle vielleicht erst mal beim Wachpersonal anruft, weil dort eben ein technischer Prozess hinterlegt ist, der genau das triggert und so überwacht ein technischer Prozess wieder Personal im Haus."
Auch Beschäftigte müssen überwacht werden
Aktuell experimentieren die Sicherheitsexpertinnen und Experten auch mit sogenanntem "Aktiven Profiling". Also dem frühzeitigen Erkennen von möglichen Gefährdern, bevor diese in das Museum überhaupt reinkommen. Der Fokus liegt hier noch sehr auf Fällen von Vandalismus in Museen wie etwa bei Protestaktionen. Gegen Einbruch sind diese Mittel noch nicht erprobt - auch wenn sie im Fall des Bode-Museums vielleicht hätten helfen können. In Berlin war nachweislich ein Insider beteiligt und das führt Sicherheitsexperte Remigiusz Plath wieder zum Zwiebelmodell. "Da muss man solche Leute durch technische Dinge und externe Prozesse mitüberwachen. Insidertum ist auch ein aktives Problemfeld, was wiederum mit diesen, im Niedriglohnsektor ansässigen, externen Sicherheitsfirmen zu tun hat. Das ist ein Risiko, das Thema Insider-Beteiligung für die Häuser und das muss man technisch und durch weitere Prozesse auch absichern."
Kosten für Sicherheitsmaßnahmen schwer zu beziffern
Die Kosten für die Sicherung eines Museums sind übrigens genau wie die Sicherheitsmaßnahmen, sehr individuell und schwer zu beziffern. Beinahe zynisch: Der beste Zeitpunkt für die Museen, um finanzielle Mittel für Sicherheit zu bekommen, ist nach einem erfolgreichen Einbruch. In Berlin wurden die Sicherheitsmaßnahmen nach 2017 entsprechend angepasst und das Bode-Museum ist der uneinnehmbaren Festung noch nähergekommen.