Eske Nannen: Das Gesicht der Kunsthalle Emden wird 80
Am 4. Januar wird die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Emder Kunsthalle, Eske Nannen, 80 Jahre alt - und irgendwie kann sich niemand dort vorstellen, wie das gehen soll, wenn sie in den Hintergrund tritt.
"Eske Nannen ist die Kunsthalle", sagt die Frau für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des Hauses, Ilka Erdwiens: "Die Kunsthalle gäbe es überhaupt nicht ohne Frau Nannen, das ist sonnenklar. Auch Henri Nannen hat immer gesagt, ohne Eske hätte er das nie gemacht."
Ihr Mann kannte sie von Geburt an
Die Verbindung von Henri und Eske Nannen reicht so weit zurück, wie es überhaupt geht. 1942, mitten im Krieg, war Henris bester Freund Vater geworden und Henri war auf Heimaturlaub in Emden. Dort besuchte er die junge Mutter in der Klinik und nahm das neugeborene Mädchen auf den Arm: Eske. Henri Nannen kannte sie also buchstäblich von Geburt an. Bis die beiden ein Paar wurden, vergingen aber viele Jahrzehnte.
Ein vielfältiges Organisationstalent
Eske Nagel, so ihr Geburtsname, stampfte mit 17 Jahren in Emden einen Jazzclub aus dem Boden. Organisieren konnte sie wohl immer schon. Während Henri Nannen nach dem Krieg den "Stern" zur auflagenstärksten deutschen Illustrierten machte, wurde aus Eske Nagel eine Industriekauffrau. Sie arbeitete im Tourismus und in der Schiffbauindustrie, fuhr zeitweise auch selbst zur See.

Erst die 80er-Jahre führten Henri und Eske wieder zusammen. Henri Nannen hatte beim "Stern" aufgehört und kam nach Emden zurück, weil sein alter Freund, Eskes Vater, krank war, erzählt Ilka Erdwiens. Damals kamen beide sich näher und beschlossen, "irgendwas mit Kunst" zu machen.
Irgendwas mit Kunst - daraus wurde allmählich die Kunsthalle, ein kultureller Leuchtturm der Region. Aber für Eske Nannen war etwas anderes noch dringender, ja geradezu ein Herzensanliegen. Noch vor der Kunsthallengründung eröffnete sie in Emden eine professionell geführte Malschule. Kunstvermittlung ist ebenso wichtig wie Kunstpräsentation, ist ihr Credo.
Knallhart im Verhandeln, menschlich im Umgang
Nach Henri Nannens Tod vor 26 Jahren wurde Eske Nannen das Gesicht der Kunsthalle. Unermüdlich war sie beschäftigt mit dem, was sie "betteln auf hohem Niveau" nannte. Denn der stufenweise Ausbau von Kunsthalle und Malschule war teuer. Politiker und Mäzene ließen sich beeindrucken und nannten Eske Nannen einen "liebenswerten Quälgeist mit großer Verführungskraft", wenn es um das Eintreiben von Förderung, Sponsorengeldern oder Spenden ging. Sie erinnert sich an ein Kompliment von Gerhard Schröder: "Er sagte: 'Vorsicht, wenn Sie Frau Nannen treffen. Es nützt nichts, die Taschen zuzuhalten, sie müssen sie schon zunähen.'"

Einerseits knallhartes Fundraising, andererseits eine Herzenswärme und Freundlichkeit, für die sie von ihrem gesamten Team geradezu gerühmt wird. Es menschelt immer sehr in der Kunsthalle, erzählt Ilka Erdwiens. An einem besonders stressigen Tag sei Eske Nannen zu ihr gekommen und habe gesagt: "So Ilka, keine Widerrede, Sie fahren jetzt zum Schwimmbad. Ich habe da für sie eine Massage bestellt", erinnert sie sich.
Eske Nannen, die 30 Jahre lang das sympathische Betriebsklima der Kunsthalle geprägt hat, gab aus Anlass ihres 75. Geburtstages die Geschäftsführung ab. Seit Februar 2017 war der Kunsthistoriker Stefan Borchardt aus Baden-Württemberg ihr Nachfolger und künstlerischer Leiter. Aber Eske Nannen steht weiterhin gern unterstützend und beratend zur Verfügung.
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