Lübecker Firma hilft bei Christos letztem Projekt
Der Verhüllungskünstler Christo wäre am 13. Juni 85 Jahre alt geworden. Viele Jahre hat der am 31. Mai verstorbene Künstler mit der Lübecker Firma geo - die Luftwerker Projekte realisiert, zunächst das "Big Air Package", einen verhüllter Gasometerturm in Oberhausen, und dann die "Floating Piers" in Italien. Nun steht das wohl schwierigste Projekt an, das trotz des Todes von Christo verwirklicht werden soll: die Verhüllung des 50 Meter hohen Arc de Triomphe, eines der Wahrzeichen von Paris. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat dem Projekt grünes Licht gegeben, und so können die Lübecker Christos letzten Wunsch erfüllen.
In der Produktionshalle der Luftwerker ist selbst den Maschinen zum Heulen. Katia Ott sitzt vor einem zehn Meter langen Schneidegerät, um die Spezialstoffe in lange Bahnen vorzuschneiden. Den Künstler Christo hat sie in Italien bei dem Projekt "Floating Piers" miterlebt und sofort lieb gewonnen. Sie ist traurig, dass er sein neuestes Projekt nicht mehr erleben wird. "Immerhin hat er noch mitbekommen, dass es überhaupt realisiert wird", sagt sie.
Christo hatte eine "starke Verbundenheit zu den Projekten"
Katia Ott näht die Stoffe für das Team von Robert Meyknecht. Der kiloschwere Stoff muss mit viel Kraft verarbeitet werden, überall in der Werkhalle liegen die silbernen Stoff-Ballen für 6.000 Quadratmeter. Der Tod von Christo war für Ingenieur Meyknecht ein Schock, acht Jahre hatten er und der Verpackungskünstler zusammengearbeitet. Christo sei "ein großartiger Künstler" gewesen - "auch wenn er manchmal ein bisschen anstrengend war aufgrund seiner Emotionen und seiner starken Verbundenheit zu den Projekten."
Verpackungskünstler Christo brannte für seine Projekte
Robert Meyknecht schätzte den Meister sehr, besonders weil dieser für seine Projekte brannte. Er sei sehr großzügig gewesen und habe immer an alle gedacht. Eigentlich war es für Meyknecht undenkbar, ein Projekt ohne den Meister zu vollenden, doch jetzt ist er angespornt und zuversichtlich. "Christo hat die Vorarbeit gemacht. Er hat sehr viele Zeichnungen erstellt, festgelegt, was für ein Stoff genommen wird, wie er beschichtet, was für ein Seil genommen wird", sagt er. Das seien die Vorlagen für die Fertigung, und für das eigentliche Verhüllen werde Christo nicht gebraucht. "Aber er wird natürlich fehlen", sagt Meyknecht.
Verhüllung des Arc de Triomphe: "Er wird von oben zusehen"
Ganz ohne Christo im Gedanken wird er den Pariser Triumphbogen ohnehin nicht verhüllen. "Er wird dabei sein, er wird von ganz oben zusehen. Und ich sehe seinen Zeigefinger, wie er sagt, macht es so oder so", sagt Meyknecht. Sein Team werde versuchen, diesen Transfer im Sinne des verstorbenen Künstlers hinzubekommen: "Er ist der Protagonist des Projekts."
Katia Ott arbeitet mit ihren fünf Kolleginnen und Kollegen quasi im Akkord. 16 Tonnen schwerer Spezialstoff, 25.000 Quadratmeter insgesamt, müssen bearbeitet werden. Aber sie ist zuversichtlich, dass alles rechtzeitig fertig wird.
