Stand: 24.01.2023 15:24 Uhr

"Elvis" ist großes Kino auf fast allen Ebenen

von Anna Wollner

Baz Luhrmann beginnt die Biografie "Elvis" mit dem großartigen Austin Butler wie im Fieberrausch, im Wahn der Musik, während er später nur dessen Lebensstationen abarbeitet. Der Film ist im Kino angelaufen. Acht Mal wurde der Film für die Oscars nominiert.

Er ist noch immer einer der größten Musiker aller Zeiten, er ist der Solokünstler mit den meisten verkauften Platten. Der King of Rock'n'Roll. Jetzt bekommt Elvis Presley auch ein filmisches Denkmal. "Elvis" heißt das Biopic unter der Regie von Baz Luhrmann, das vor wenigen Wochen in Cannes Premiere hatte.

Baz Luhrmann inszeniert Elvis Presley als Superhelden

"Hier ist ein junger Sänger aus Memphis Tennessee. Bitte einen herzlichen Applaus. Mister Elvis Presley!"
"Lass dir die Haare schneiden, du Schmalzlocke!" Filmszene aus "Elvis"

Es ist der erste Auftritt vor großem Publikum von Elvis Presley. Niemand weiß, was einen hier erwartet, aber es dauert nicht lange und die Frauen rasten aus. Pinkfarbener Anzug, Haartolle, Hüftschwung - und dann diese Stimme.

Regisseur Luhrmann inszeniert Elvis als Superhelden, als Überflieger, als musikalisches Genie, der als Weißer den Blues in den Hüften hat und ein gespaltenes Land versöhnen könnte.

Tom Hanks als zwielichtiger Manager Colonel Parker

Allerdings wählt Luhrmann für sein Zweieinhalb-Stunden-Epos nicht Elvis' Perspektive, sondern erzählt aus der Sicht des zwielichtigen Managers Colonel Parker, im Fatsuit gespielt von Tom Hanks. Parker ist ein Mann, der früh das Potential von Elvis erkennt und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Auf einem Riesenrad auf dem Rummel besiegeln die beiden per Handschlag ihre Zusammenarbeit.

Überzeugender Austin Butler als Elvis

Die ersten zwei Drittel des Films sind wie im Fieberrausch, im Wahn der Musik erzählt. Elvis, der nach einer entbehrungsreichen Kindheit und Jugend als einziger weißer Junge in einem schwarzen Armenviertel zum Idol der Mädchen aufsteigt und sich mit seinem Hüftschwung gegen die Sittenwächter des Landes auflehnt.

"In jenem Moment wurde Elvis der Mensch geopfert und Elvis der Gott geboren. Heute Abend werde ich euch zeigen, wie der wahre Elvis ist." Filmszene aus "Elvis"

Dass das so fulminant funktioniert, liegt an Hauptdarsteller Austin Butler. Bei einem Elvis-Lookalike-Contest würde er wohl eher einen hinteren Platz belegen, aber Kamerafrau Mandy Walker weiß durch ihre famose Bildsprache genau das zu kaschieren. Die Ähnlichkeit zu Elvis liegt bei Butler in den perfekt angeeigneten Bewegungen und in der eindringlichen Stimme, denn er singt selbst und klingt dabei fast wie der King.

"Elvis" ist großes Kino auf fast allen Ebenen

Einziger Wermutstropfen: Im letzten Drittel versteift sich Buz Luhrmann zu sehr darauf, die Lebensstationen von Presley abzuarbeiten. Die Scheidung von Priscilla Presley, sein Medikamenten-Missbrauch, die wachsende Fehde mit seinem geldgierigen Manager. Sein plötzlicher Tod mit gerade einmal 42. Dennoch: "Elvis" ist ein zwar geschöntes, aber fulminantes Denkmal. Der Film ist großes Kino auf fast allen Ebenen.

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"Elvis"

Genre:
Biopic
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
Vereinigte Staaten, Australien
Zusatzinfo:
Mit Austin Butler, Tom Hanks, Luke Bracey, Kodi Smit-McPhee, Olivia DeJonge, David Wenham, Richard Roxburgh u.a.
Regie:
Baz Luhrmann
Länge:
159 Minuten
FSK:
ab 6 Jahre
Kinostart:
ab 23. Juni 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 22.06.2022 | 07:55 Uhr

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