Meret Becker im Interview. © Screenshot

Filmfest Emden: Spielfilm um Spitzenköchin gewinnt Hauptpreis

Stand: 13.06.2022 09:54 Uhr

Am Sonntag war Halbzeit beim Filmfest Emden, traditionell der Zeitpunkt, an dem die Auszeichnungen vergeben werden. Der Hauptpreis ging ans französische Drama um eine Sterne-Köchin, "La Brigade".

von Kristin Hunfeld

Meret Becker wurde mit dem Emder Schauspielpreis ausgezeichnet. Sechs ihrer Filme hat Meret Becker für das Filmfest ausgewählt, unter anderem "Fabian oder der Gang vor die Hunde" von Dominik Graf, Vanessa Jopps "Komm näher" von 2006 und den Kinderfilm "Pünktchen und Anton". "Ich mag die Gespräche nach den Filmen, um zu hören, was die Leute wissen wollen, was sie denken oder empfinden", erzählt Becker. "Am Sonnabend, bei Pünktchen und Anton, hatte ich auch noch ein Gespräch mit den Kindern. Ich habe einfach Freude am Publikum."

Meret Becker: "Man wird hier sehr warm aufgenommen"

1995 war Meret Becker zum ersten mal beim Emder Filmfest. Schon damals wurde sie mit einer Sonderreihe ihrer Filme geehrt. "Emden ist einfach ein schönes Filmfest - und so, wie sie damals eine Retrospektive für eine 26-jährige Schauspielerin gemacht haben, mir jetzt einen Schauspielpreis zu vergeben für das, was ich bin, das passt zu diesem Festival. Es geht um die Filme und die Arbeiten, und das wird an so Leute herangetragen, die solche Filme normalerweise nicht gucken würden. Man wird hier aber sehr warm aufgenommen, das ist eine große Freude."

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Meret Becker im Interview. © Screenshot

Meret Becker mit Emder Schauspielpreis ausgezeichnet

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Filmfest Emden: "La Brigade" erhält Bernhard-Wicki-Preis

Nicht nur Becker hatte bei bei der Entgegennehmen des Emder Schauspielpreises Tränen in den Augen. Auch der Gewinner des Hauptpreises des Festivals, Louis Julien Petit, war gerührt. Er nahm den Bernhard-Wicki-Preis per Videoschalte aus Frankreich entgegen, da er hatte es nicht nach Emden geschafft hatte.

Der Spielfilm aus Frankreich "Die Küchenbrigade" hat den Bernhard-Wiki-Preis des Festivals Emden Norderney gewonnen © Piffl Medien GmbH
In "La Brigade" spielt Audrey Lamy eine arbeitslose Spitzenköchin, die in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anheuert.

In seinem Film "La Brigade" spielt Audrey Lamy eine arbeitslose Spitzenköchin, die in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anheuert. Der Film startet unter dem Titel "Die Küchenbrigade" Mitte September in den deutschen Kinos.

Science-Fiction-Doku "Everything will change": Höchst ungewöhnlich 

Der Film "Everything will change" wiederum ist eine höchst ungewöhnliche Mischung aus Dokumentarfilm, Science-Fiction und Märchen. Er spielt in einer nicht mal ganz so fernen Zukunft, in denen Umwelt und Natur schon weitgehend zerstört sind. Drei Junge Leute wollen herausfinden, wie es früher einmal war und begeben sich auf eine Zeit- und Forschungsreise durch dystopische Landschaften in die Vergangenheit. Neun Jahre lang hat Marten Persiel, der 1974 in Berlin geboren wurde und in Hamburg und Hannover aufgewachsen ist, an seinem zweiten Film gearbeitet. 

"Das Thema Artensterben hat eine Timeline, es verändert sich, und in 20 Jahren wird unsere Welt anders aussehen", so Persiel. "Das kann man einfach behaupten - oder man kann es versuchen, zu zeigen. Beim Film ist es immer gut, wenn man etwas zeigt. Ob es funktioniert, überlassen wir dem Publikum, wenn er am 14. Juli in die Kinos kommt."

Lob der großen Leinwand in Zeiten von Netflix 

Beim Emder Filmfest hat "Everything will change" funktioniert. Es gab Tränen im Publikum und neben dem NDR Filmpreis, der ein Publikumspreis ist, auch noch den von einer Jury vergebenen Creative Energy Award. "Das bedeutet mir total viel", erzählt Persiel. Man kann als Filmemacher ja auch sagen: Ich mache jetzt immer direkt für die Kiste, für Netflix oder Sky oder so, das ist sehr beliebt im Moment. Aber wenn man etwas für die große Leinwand macht, das funktioniert, und die Leute sind da und weinen und man steht jetzt hier und hat einen Preis gewonnen - dann ist das ein ganz wichtiger Grund, warum wir solche Filme machen."

"Finite - Climate of Change": Ganz nah an den Klimaprotesten 

Den Zukunftspreis, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wurde, bekam Rich Felgate für seinen ersten Film "Finite - Climate of Change". Eineinhalb Jahre lang hat der 29-jährige Brite, der selbst Klimaaktivist ist, in Protestcamps im nordostenglischen Durham und im Hambacher Forst gelebt und gefilmt. Er war immer nah dran, auch bei den jeweiligen Polizeiaktionen. Darüber hinaus zeigt er die gigantische Zerstörung, die der offene Kohletagebau anrichtet, die Kraterlandschaften ebenso wie den Abriss von ganzen Dörfern im Rheinland. 

"Es bedeutet mir sehr viel, dass der Film die Menschen bewegt", sagt Felgate. "Es geht nicht um Trophäen, sondern darum, die Menschen zu inspirieren und zu ermutigen, aktiv zu werden. Ich hoffe, das mehr von uns aufstehen und etwas tun gegen den Klimawandel, sonst wird es irgendwann keine Filme oder Filmfestivals mehr geben."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 13.06.2022 | 07:20 Uhr

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