Von Cannes nach Hamburg: Prominenz beim Filmfest

Stand: 03.10.2022 10:00 Uhr

​​Am Freitag feierte Ruben Östlunds Film "Triangle of Sadness" Deutschlandpremiere, am Sonnabend gab es die Weltpremiere von Fatih Akins "Rheingold". Das Filmfest Hamburg läuft noch bis zum 8. Oktober.

von Patricia Batlle / Danny Marques

"Rheingold" ist eine Filmbiografie, die Starregisseur Fatih Akin über den Rapper Xatar gedreht hat. Dass die Weltpremiere auf dem Filmfest Hamburg stattgefunden hat, freut Festivalleiter Albert Wiederspiel ganz besonders: "Fatih gehört zu Hamburg und zum Filmfest, so wie das Filmfest zu Fatih gehört. Ich war damals Verleiher und hatte schon den ersten Film von Fatih, 'Kurz und schmerzlos' beim Filmfest untergebracht. Das ist so eine Symbiose." Und zwar auch, wenn der Film, wie in diesem Fall, in weiten Teilen in Bonn und nicht in Hamburg spielt. Es ist eine Gangster-Aufsteigerstory, ein Genrefilm, der am 27. Oktober bundesweit ins Kino kommt.

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Der Rapper Xatar, Fatih Akin, Regisseur, und Emilio Sakraya, Schauspieler, stehen auf dem Roten Teppich zu ihrem Film "Rheingold" im Cinemaxx. © picture alliance/dpa | Georg Wendt

"Rheingold": Neuem Akin-Film fehlen Authentizität und Herzblut

Der Regisseur erzählt die Geschichte des Rappers Xatar - leider ohne die Glaubwürdigkeit und Authentizität seiner früheren Filme. mehr

"FCK 2020": Doku über H. P. Baxxter

Mehr als zwei Jahre hat Regisseurin Cordula Kablitz-Post ihn während der Corona-Pandemie mit der Kamera begleitet: Scooter-Frontmann H.P. Baxxter. Am Sonntagabend feierte die Dokumentation "FCK 2020" beim Filmfest Weltpremiere. Sie erzählt die Geschichte von Hans Peter Geerdes aus Ostfriesland, der mit seiner Elektro-Formation Scooter seit vielen Jahren international erfolgreich ist. "Wir haben jetzt ungefähr 28 Jahre Scooter, und es gab so etwas wie diese Doku in der Form noch nie. Es ist schön, wenn man mal wieder etwas ganz Neues erlebt. Ich fand, das war auf den Punkt", zeigte sich H.P. Baxxter bei der Premiere sichtlich stolz.

Cannes-Gewinner "Triangle of Sadness": Deutschlandpremiere in Hamburg

Der jüngsten Film des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund, "Triangle of Sadness", hat am Freitag seine Deutschlandpremiere auf dem Filmfest gefeiert. Mit der Satire über Reichtum und Schönheit und unter Beteiligung der deutschen Schauspielerin Iris Berben, holte Östlund im Mai die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes.

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Ruben Östlund mit seiner Goldenen Palme für  "Triangle of Sadness" in Cannes - © Joel C Ryan/Invision/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Joel C Ryan

Hamburger Hoffnung "Triangle of Sadness" holt Goldene Palme

Der Schwede Ruben Östlund hat die 75. Goldene Palme von Cannes für seine Sozialsatire erhalten - in der viel Hamburg steckt. mehr

"Wir sind dann wohl die Angehörigen": Film über Reemtsma-Entführung

Eröffnet worden war das Filmfest Hamburg mit der NDR Kino-Koproduktion "Wir sind dann wohl die Angehörigen". Der nach dem gleichnamigen Roman von Johann Scheerer adaptierte Film eröffnete mit einer Weltpremiere das Filmfest Hamburg. Im Drama bangt der 13-jährige Johann im Frühjahr 1996 mehr als vier Wochen lang um das Leben seines entführten Vaters, den Publizisten Jan Philipp Reemtsma.

Zwei Betreuer der Polizei, der Anwalt der Familie und ein enger Freund, bilden eine Schicksalsgemeinschaft, verbunden nur durch das gemeinsame Ziel, Johanns Vater möglichst schnell und unversehrt nach Hause zu holen. Wie hält man die Sorge, die Angst und die Langeweile aus? Wie füllt man die Tage, wenn jederzeit alles passieren kann, man aber gleichzeitig zum Warten gezwungen wird? Davon erzählt das Drama.

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Regisseur und Autor Hans Christian Schmid am roten Teppich bei der Weltpremiere seines Filmes "Wir sind dann wohl die anderen" © Screenshot

"Wir sind dann wohl die Angehörigen": Familiendrama statt Krimi

Die Entführung Jan Philipp Reemtsmas bietet guten Krimistoff. Regisseur Hans Christian Schmidt fokussiert sich aber auf das Schicksal der Angehörigen. mehr

Jan Phillipp Reemtsma auf einem von den Entführern geschossenen Polaroidfoto. © picture-alliance / dpa Foto: DB

Multimedia-Doku: Die Entführung von Jan Philipp Reemtsma

Die Entführung von Jan Philipp Reemtsma ist eine der spektakulärsten Entführungen der deutschen Kriminalgeschichte. Eine Geschichte, die bis heute Folgen für die Familie hat. mehr

Filme aus Südostasien und Südamerika

Fast traditionell gibt es in Hamburg auch Filme aus Südostasien und Südamerika zu sehen. In "Argentina, 1985" von Santiago Mitre wird zum Beispiel ein wichtiger Gerichtsprozess gegen die Militärjunta als Thriller erzählt. Der Film hat vor wenigen Tagen den Publikumspreis beim Filmfest San Sebastián geholt - mit der höchsten Wertung des 70-jährigen Festivals.

Aus Philippinen kommt in diesem Jahr eine siebenstündige Familienchronik in Schwarz-Weiß: Für "A Tale of Filipino Violence" taucht Regisseur Lav Diaz in einer "Sine-novela" in die blutige Geschichte der Philippinen ein.

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Der schwedische Regisseur Ruben Östlund mit den Schauspielerinnen Iris Berben (links) und Sunny Melles (r.) beim Filmfest Hamburg zur Deutschlandpremiere seines Cannes-Siegers "Triangle of Sadness" © C. Tamcke / Future Image Foto: C. Tamcke

Fatih Akin, Zoe Wees, Xatar und H.P. Baxxter beim Filmfest Hamburg

Diese Stars waren am Auftaktwochenende beim Filmfest Hamburg dabei: Fatih Akin, Zoe Wees, H.P. Baxxter, Diane Kruger, Iris Berben und Ruben Östlund. Bildergalerie

Weitere ausgezeichnete europäische Produktionen in Hamburg

International viel beachtet wurde bereits die irische Produktion "The Banshees of Inisherin" von Martin McDonagh ("Brügge stehen und sterben" und "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"), die am 7. Oktober gezeigt wird. Der Film spielt auf einer abgelegenen irischen Insel. Darin kündigt ein Mann dem anderen die Freundschaft und droht, sich die Finger abzuschneiden, wenn der andere ihn nicht endlich in Ruhe lässt. Die Produktion mit Brendan Gleeson ist beim Filmfest Venedig mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Hauptdarsteller Colin Farrell wurde dort zudem mit dem Coppa Volpi als bester Schauspieler geehrt.

Außerdem laufen in Hamburg: Kilian Riedhofs Locarno-Beitrag "Meinen Hass bekommt ihr nicht", die in Cannes ausgezeichnete dänisch-deutsch-schwedisch-französische Koproduktion "Holy Spider" des in Dänemark lebenden Iraners Ali Abbasi sowie Lukas Dhonts feinfühliges Coming-of-Age-Drama "Close". Zudem ist das Molodist Festival aus Kiew in diesem Jahr in Hamburg zu Gast. Acht ukrainische Spielfilme und diverse Kurzfilme werden gezeigt.

Viele iranische Filme im Programm

Vier Filme aus dem Iran werden beim Filmfest vorgestellt, darunter der beim Filmfest Venedig ausgezeichnete Film "World War III" von Houman Seyyedi. Der Film erzählt von den Dreharbeiten für eine Hitler-Parodie, die außer Kontrolle geraten und das neue Böse hervorbringen. Auch die Produktion des immer noch im Iran in Haft sitzenden Jafar Panahi "No Bears" läuft auf dem Festival. Der Film erhielt in Venedig den Spezial-Preis der Jury. Die Jubiläumsausgabe endet am 8. Oktober mit dem marokkanischen Film "Der blaue Kaftan" von Maryam Touzani.

Weitere NDR Produktionen beim Filmfest Hamburg

Neben der Kino-Koproduktion "Wir sind dann wohl die Angehörigen" laufen noch weitere Produktionen unter Beteiligung des NDR auf dem Festival. Unter anderem der Tatort "Borowski und das hungrige Herz" mit Axel Milberg und Almila Bagriarcik, die Familienkomödie "Lucy ist jetzt Gangster" und das Drama "War Sailor". Außerdem Episoden der Historienserie "Reeperbahn Special Unit 65" und der Kinderkrimiserie "Die Pfefferkörner".

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Almila Bagriacik (r.) und Axel Milberg im Tatort "Borowski und das hungrige Herz" © NDR / Letterbox Filmproduktion GmbH

"Borowski und das hungrige Herz": Tatort beim Filmfest Hamburg

Die Kommissare Borowski und Sahin tauchen in die Welt von Liebessüchtigen ein. Die Produktion hat Premiere beim Filmfest Hamburg gefeiert. mehr

Douglas-Sirk-Preis wird nicht an Regisseur Ulrich Seidl verliehen

Auf dem Filmfest werden Auszeichnungen mit einem Preisgeld von insgesamt 110.000 Euro vergeben. Auf die Verleihung des Douglas-Sirk-Preises an den österreichischen Regisseur Ulrich Seidl ist wegen Vorwürfen zu schlechten Arbeitsbedingungen der Kinder am Set von "Sparta" verzichtet worden, obwohl es noch im Heft zum Filmfest als Ankündigung zu lesen ist.

Deswegen habe man die Preisverleihung kurzfristig abgesagt, zeige aber dennoch Filme des Regisseurs, so Filmfestchef Albert Wiederspiel. "Diesmal sind wir in einen gewissen Shitstorm reingeraten, nachdem wir das alles entschieden haben und das Programmheft im Druck war. Ich kann das nicht beurteilen, der Film und Herr Seidl sind nicht verurteilt, das ist eine Reportage einer Zeitschrift. Vielleicht stimmt sie, vielleicht stimmt sie nicht", so Wiederspiel. Da der Preis von der öffentlichen Diskussion überschattet werden würde, habe man stattdessen verzichtet. Zur Vorführung wird Ulrich Seidel nicht erwartet.

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Ruben Östlund freut sich mit seiner Goldenen Palme für "Triangle of Sadness" in Cannes. © Vianney Le Caer/Invision/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Vianney Le Caer

Ruben Östlund über seine "wilde Achterbahnfahrt für Erwachsene"

Sein Cannes-Siegerfilm "Triangle of Sadness", in dem viel Hamburg steckt, sei intellektuell - und sehr verrückt, sagt der Schwede. mehr

Fatih Akin © picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt Foto: Daniel Reinhardt

Fatih Akin dreht neuen Film auf Amrum

Für seinen neuen Film verschlägt es den Regisseur auf die Nordseeinsel. Das Drehbuch schreibt er gemeinsam mit Hark Bohm. mehr

Von Cannes nach Hamburg: Prominenz beim Filmfest

Nach der Weltpremiere von Fatih Akins "Rheingold" gab es am Sonntagabend ein weiteres Highlight: die Doku "FCK 2020" über H.P. Baxxter.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 30.09.2022 | 19:00 Uhr

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