Judi Dench als "Granny", Jude Hill als "Buddy" und Ciarán Hinds als "Pop" in Kenneth Branagh's "Belfast" © 2021 Focus Features, LLC.

Oscars 2022: Drehbuch-Oscar für Kenneth Branaghs Drama "Belfast"

Stand: 28.03.2022 11:20 Uhr

Siebenmal war Kenneth Branaghs Schwarz-Weiß-Film "Belfast" für die Oscars nominiert, die am Sonntag verliehen worden sind. Der Regisseur holte den für das beste Drehbuch.

von Patricia Batlle

Im Herbst erzählte der britische Filmstar in Hamburg, wie viel Biografisches seiner Kindheit im Film steckt. Der Spielfilm "Belfast" handelt vom sich in den 60er-Jahren entfesselnden Nordirlandkonflikt, den Branagh als Neunjähriger hautnah erlebte. "Ich erlebte damals etwas, das mein Leben für immer verändert hat. Das war der 15. August 1969 in Belfast, als ein Mob durch unsere Straße fegte", so Branagh im Radio-Interview. In seiner Straße lebten Katholiken und Protestanten Tür an Tür. "Der Mob markierte die Türen der Katholiken in der Straße. Kurz danach wurden sie aus den Häusern gezwungen.

Danach entwickelte sich der Nordirlandkonflikt mit verheerenden Folgen, der als 'The Troubles' bezeichnet wird." Der Film "Belfast" zeige die Geschehnisse unmittelbar nach dem 15. August aus Sicht des neunjährigen Kenneth, im Film Buddy, gespielt vom zehnjährigen irischen Nachwuchsschauspieler und Tänzer Jude Hill. Die Handlung zeige "eine Version meiner Familie im Laufe der neun Monate nach diesem Einschnitt. In der Zeit haben meine Eltern überlegt, ob sie bleiben oder fortziehen", so der heute 61-jährige Branagh.

"Belfast" - Sieben Oscar-Nominierungen für Branaghs Drama

Im Januar bekam Kenneth Branagh einen Golden Globe für das beste Drehbuch. Im Februar folgten gleich sieben Nominierungen für die Oscars, von denen er immerhin nun den für das beste Drehbuch erhalten hat. Branagh freut sich über alle bisherigen Preise und Nominierungen für den Film: "In Zeiten wie diesen hilft jedem Film alles, was Aufmerksamkeit fürs Kino erzeugt", sagte der Filmemacher in einem BBC-Radiointerview. 

Idee zu "Belfast" kam Sir Kenneth Branagh beim ersten Lockdown

Sir Kenneth Branagh - Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor im Interview am roten Teppich beim Filmfest Hamburg zu seinem Film "Belfast" © NDR Foto: Patricia Batlle
Im Herbst besuchte Sir Kenneth Banagh die Hansestadt Hamburg und erzählte, wie viel Persönliches in seinem Film "Belfast" steckt.

Kenneth Branagh kam die Idee zum Drehbuch des Filmes zu Beginn der Pandemie, als es "kaum Fluglärm am Himmel und keinen nennenswerten Verkehrslärm auf der Straße" gab. So kamen all die Geräusche seiner Kindheit in Belfast wieder hoch. "Ich hatte schon immer über diese Zeit schreiben wollen. Wie Menschen nun mit Konflikten in der Pandemie umgehen war mir sehr vertraut - aus meiner Zeit in Belfast," sagte Branagh im Interview mit NDR Kultur, als er im Herbst seinen Film persönlich in Hamburg vorstellte. "Dieses Gefühl, dass alles drunter und drüber geht, dass die Zukunft ungewiss ist", kenne er nur zu gut. Damals begann er mit dem Schreiben des Drehbuchs zu "Belfast".

Dame Judi Dench als Branaghs Großmutter

Im Film spielen die "Outlander"-Schauspielerin Caitríona Balfe und Jamie Dornan ("Fifty Shades of Grey") Branaghs Filmeltern. Der Vater pendelt dabei von England nach Belfast, um die Familie mit dem Job in England ernähren zu können, daher ist die Mutter oft allein mit den zwei Söhnen. Die großartige Dame Judi Dench und Ciarán Hinds spielen Branaghs Großeltern der filmverrückten Familie, die es liebt, ins Kino zu gehen, Western und Hollywoodkino zu gucken. Je akuter die Gefahr in der Straße mit den "Troubles" wird, desto dringender überlegen Buddys Eltern, aus Belfast wegzuziehen - was die tatsächliche Familie Branaghs tatsächlich tat, als Kenneth noch keine zehn Jahre alt war.

Als Soundtrack dienen eine Handvoll Songs des berühmtesten Sohnes der Stadt: Van Morrison, auch bekannt als Löwe von Belfast oder Belfast Cowboy. 1945 in der nordirischen Stadt geboren, habe er sich selbst als "corner boy", als eines dieser Straßenkinder der Stadt, bezeichnet, erzählt Kenneth Branagh über den Musiker im Gespräch mit NDR Kultur. Van Morrissons Lieder und die amerikanischen Schallplatten, die Branaghs Vater von seinen Auslandsreisen nach Hause brachte, hätten seine Kindheit geprägt, daher seien sie ein passender Soundtrack für seinen Film.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 24.03.2022 | 06:40 Uhr

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