Der Trompeter Ibrahim Maalouf spielt auf der Bühne der Elbphilharmonie vor Publikum. © Elbphilharmonie Hamburg Foto: Daniel Dittus

Von Neugier getrieben: Die Elbphilharmonie in der Saison 2025/2026

Sendedatum: 24.04.2025 17:40 Uhr

Die Elbphilharmonie hat sich durch ihre spektakuläre Architektur und ihr spannendes Musikangebot als eines der wichtigsten Konzerthäuser etabliert. Am Donnerstagvormittag hat Intendant Christoph Lieben-Seutter das Programm für die Saison 2025/2026 vorgestellt.

von Marcus Stäbler

Das Publikum kann sich auf einen Schwerpunkt zu Ehren der großen ägyptischen Sängerin Umm Kulthum freuen. Es gibt ein fünftägiges Katalonien-Festival im November: mit Renaissancewerken, katalanischer Klassik und verschiedenen Facetten der Volksmusik. Beim Festival "Arctic Voices" sind faszinierende Gesangstechniken aus Skandinavien, der mongolischen Steppe oder der kanadischen Inuit zu erleben.

Neugier bestimmt Programm der Elbphilharmonie

Die Sängerin Ghalia Benali und der Musiker Kiya Tabassian. © Elbphilharmonie Hamburg Foto: Michael Slobodian
Die tunesische Sängerin Ghalia Benali singt ein Programm zu Ehren von Umm Kulthum.

Die große Bandbreite an ganz unterschiedlichen Sounds und musikalischen Stilen, die das Programm der Elbphilharmonie schon immer auszeichnet, rückt in der kommenden Spielzeit noch stärker ins Zentrum. "Ich glaube, das ergibt sich aus dieser unglaublichen Vielfalt an Konzerten, die wir in der Elbphilharmonie schon erleben durften. Dann sucht man, was gibt's Neues, was war noch nicht da? Welche Werke sind noch nie zur Aufführung gelangt? Wo kann man noch eine Musiktradition entdecken? Das treibt uns schon bei der Programmierung. Neugier ist ein wichtiger Faktor", sagt Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter im Gespräch mit NDR Kultur.

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Arvo Pärt und Helmut Lachenmann

Neugier zum Beispiel auf die Werke von lebenden Komponistinnen und Komponisten. In der laufenden Saison hat die Elbphilharmonie die kürzlich verstorbene Sofia Gubaidulina porträtiert. In der kommenden Spielzeit nimmt das Programm von zwei der wichtigsten männlichen Zeitgenossen in den Fokus.

"Beide leben noch, feiern 90. Geburtstag. Arvo Pärt, wahrscheinlich einer der erfolgreichsten Komponisten unserer Zeit, mit einer sehr zugänglichen, einfachen, aber trotzdem sehr tiefen Musik, sehr spirituell. Und, fast das Gegenteil, Helmut Lachenmann, der Doyen der Avantgardemusik, der vor allem mit Geräuschen, mit allen Dingen, die ein Mensch und ein Instrument machen kann, Atemtechniken, komponiert", erklärt Lieben-Seutter.

Stammgäste: Wiener Philharmoniker und Concertgebouw Orchester

Neben den vielen Neuerkundungen bedient das Programm der Elbphilharmonie aber natürlich auch das klassische Kernrepertoire, mit Kammermusik, mit Klavierabenden und konzertanten Opern - und wieder mit zahlreichen Gastspielen vom internationalen Toporchestern. Stammgäste wie die Wiener Philharmoniker und das Concertgebouw Orchester sind ebenso dabei wie etwa das Sinfonieorchester aus Island, das mit dem künftigen Elbphilharmonie-Residenzkünstler Kian Soltani und der Dirigentin Eva Ollikainen anreist.

"Joanna Mallwitz ist wichtigste deutsche Dirigentin"

Zwei Männer sprechen im Interview miteinander (NDR Reporter Marcus Stäbler spricht mit Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter) © Elbphilharmonie / Sophie Wolter Foto: Sophie Wolter
NDR Reporter Marcus Stäbler spricht mit Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter

Solche weiblichen Namen hätte man gern noch etwas öfter im Programmbuch gelesen, das wieder mit einer breiten Riege männlicher Pultstars von Simon Rattle bis Christian Thielemann punktet. Auch Christoph Lieben-Seutter sieht eine kleine Schieflage zu Ungunsten der Dirigentinnen. "Ja, würde ich durchaus sagen. Am Ende des Tages programmieren wir nach den Möglichkeiten, die sich gerade ergeben. Es gibt ganz wichtige Dirigentinnen - zum Beispiel die wichtigste deutsche Dirigentin Joanna Mallwitz. Sie kommt auch mit ihrem Orchester. Aber nicht so viele haben eine Chefposition bei einem Top-Orchester, das man einladen kann." Orchester, die man einlade, kämen gern mit ihren Chefs, so der Intendant. "Man kann nicht alles gleich erzwingen - und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit genauso viel Frauen am Dirigentenpult geben wird wie Männer."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 24.04.2025 | 17:40 Uhr

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