Ein Metzger schneidet ein Stück Fleisch. © Colourbox Foto: Angel Cortijo Nieto

Landmetzger sterben aus - Industriefleisch auf dem Vormarsch?

Stand: 07.05.2025 15:22 Uhr

Die Zahl der traditionellen Metzgereien in Deutschland schrumpft seit Jahrzehnten dramatisch. Weniger Fleischkonsum, ein verändertes Einkaufsverhalten und der Fachkräftemangel sind nur drei der Gründe.

von Lotta Polter

Während 2003 noch knapp 20.000 Metzgereien existierten, sind es heute nur noch etwa 10.000 Betriebe. Besonders betroffen sind kleine Landschlachtereien, die vielerorts aus dem Dorfbild verschwinden. Selbst in Städten schließen immer mehr inhabergeführte Fleischereien ihre Türen - oft nach jahrzehntelanger Tradition.

Konkurrenz: Metzger gegen Supermarkt und Discounter

Ein Hauptgrund für das Sterben der Landmetzger ist die übermächtige Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter. Diese bieten abgepacktes Frischfleisch zu Preisen an, mit denen kleine Betriebe nicht mithalten können. Die Supermärkte profitieren zudem von großen Stückzahlen und können ihre Lieferanten unter Preisdruck setzen. Immer mehr Menschen verzichten zunehmend auf Fleisch, das Kaufverhalten der Kunden hat sich geändert. Hinzu kommen gestiegene Energie- und Produktionskosten. All das zusammen macht den selbständigen Betrieben zu schaffen.

Industriefleisch: Effizienz statt Handwerk

Die industrielle Fleischproduktion ist auf Effizienz und niedrige Kosten ausgerichtet. Große Schlachtbetriebe setzen meist auf Massentierhaltung und Massenschlachtung, was zu niedrigen Preisen, aber manchmal auch zu fragwürdigen Arbeitsbedingungen und geringem Tierwohl führen kann. Die Schlachtung und Verarbeitung ist so optimiert, dass die Produktionskosten möglichst gering bleiben.

Nachwuchsmangel: Wer will noch Metzger werden?

Ein weiteres zentrales Problem ist der Nachwuchsmangel. Der Beruf des Fleischers gilt als wenig attraktiv, viele Betriebe finden keine Nachfolger - weder in der Familie noch extern. Selbst wirtschaftlich erfolgreiche Metzgereien müssen schließen, weil niemand den Betrieb übernehmen will. Die Ausbildung zum Fleischer ist anspruchsvoll. Viele junge Auszubildende bemühen sich gar nicht mehr um die Zusatzlizenz zum Schlachten, da die dafür nötigen Prüfungen und Investitionen für kleine Betriebe kaum zu stemmen sind. Die großen Industrie-Schlachthöfe hingegen bilden selbst kaum aus, sodass der Nachwuchs für das Handwerk insgesamt fehlt.

Wunsch nach Erhalt der Metzgereien

Obwohl nur ein Viertel der Verbraucher ihr Fleisch noch beim Metzger kauft, wünschen sich viele den Erhalt der Fleischer. Viele Kunden haben zu dem Metzger vor Ort Vertrauen, glauben an Qualität, regionale Herkunft und handwerkliche Verarbeitung.

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Markt | 12.05.2025 | 20:15 Uhr

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