Gaspreis aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde
Die Kosten für die Kilowattstunde Gas liegen zwar deutlich höher als vor zwei Jahren, doch immerhin sinken sie seit September. Aktuelle Daten zeigen die Entwicklung des Gaspreises für Neukunden.
Erdgas wurde durch den Krieg in der Ukraine zwischenzeitlich extrem teuer. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Gaspreisen für Neukunden wider. Sie erreichten laut dem Vergleichsportal Verivox im vergangenen Herbst mit gut 40 Cent pro Kilowattstunde ihren Höhepunkt. Laut Daten von Verivox kostet eine Kilowattstunde Gas derzeit im Mittel 12 Cent für Neukunden (Datenstand: 29.01.2023). Bestandskunden und Kunden in der Grundversorgung zahlen teilweise weniger. Der mittlere Preis für Neukunden ist im Vergleich zur Vorwoche um 5,1 Prozent gesunken. Im Vorkrisenjahr 2021 lag er um diese Zeit bei 4,6 Cent pro Kilowattstunde.
Sinkende Gaspreise seit Anfang September
Die tagesaktuelle Grafik zeigt: Der Gaspreis liegt derzeit etwa auf dem Niveau von Anfang 2022. Dass sowohl die Großmarkt- als auch die Endverbraucherpreise für Gas wieder gesunken sind, hat laut dem Energie-Experten Jochen Linßen vermutlich mehrere Gründe. Dämpfend auf die Gaspreisentwicklung wirkten sich die gut gefüllten Speicher aus, ebenso wie die teils ungewöhnlich milde Witterung sowie Einsparungen in Industrie, Kraftwerken, Gewerbe und Haushalten, so Linßen, der Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich und Professor für Gas- und Wasserstoffinfrastruktur ist.
LNG-Importe entspannen den Gasmarkt
Weitere mögliche Gründe für die Preisentspannung sind laut dem Jülicher Forscher unter anderem die Lieferungen von regasifiziertem Flüssiggas (LNG) aus Frankreich sowie die Inbetriebnahme deutscher LNG-Terminals. Mitte Januar begann der Regelbetrieb am ersten deutschen LNG-Terminal in Wilhelmshaven und auch das Terminal in Lubmin ist - nach einer kurzen Testphase - inzwischen im Regelbetrieb. Zudem ist das LNG-Terminal in Brunsbüttel am 20. Januar in die Testphase gestartet, im Februar soll dann auch dort der Regelbetrieb beginnen.
Gaspreisbremse: Einmalzahlung und Preis-Obergrenze
Um den hohen Gaspreisen entgegenzuwirken, einigten sich Bund und Länder auf eine Reihe von Maßnahmen. Zum einen entfällt für Privathaushalte, die auf Gas oder Fernwärme angewiesen sind, die Abschlagszahlung im Dezember. Bei Haushalten, die keinen Direktvertrag mit einem Versorger haben (in der Regel Mieter), wird der genaue Entlastungsbetrag ermittelt und mit der jährlichen Heizkostenabrechnung verrechnet.
Zum anderen zahlen Privatkunden und kleine Unternehmen ab März durch die sogenannte Preisbremse zwölf Cent pro Kilowattstunde Gas beziehungsweise 9,5 Cent pro Kilowattstunde Fernwärme. Allerdings gilt dies nur für 80 Prozent des üblichen Verbrauchs. Wer mehr verbraucht, muss höhere Preise zahlen. Wer weniger verbraucht, soll mit einem Bonus belohnt werden. Für die Monate Januar und Februar sollen die Versorger die Entlastung rückwirkend berechnen.
Energie sparen: So können Verbraucher Kosten senken
Um den hohen Energiekosten zu begegnen, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch nicht nur auf die staatlichen Entlastungen setzen. Jeder sollte sich fragen, wo Energie eingespart werden könne, empfiehlt Julia Schröder, Expertin für Energiepreise der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Hier gibt es viele Möglichkeiten: Beispielsweise die richtige Einstellung der Heizung, die generelle Absenkung der Raumtemperatur oder nur so lange und so warm wie nötig zu duschen."
Anbieterwechsel nicht übereilen
Einen Anbieterwechsel hält Schröder derzeit für schwierig: Zwar gebe es durch die sinkenden Energiekosten bei manchen Anbietern wieder etwas günstigere Neukundentarife, insgesamt seien die Preise aber immer noch hoch. "Bei rechtmäßigen Preiserhöhungen sollte aber nicht übereilt gekündigt, sondern zunächst die Marktlage sondiert werden", so die Expertin. Dabei sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auch regionale Anbieter und Grundversorger in den Blick nehmen, die häufig nicht in Vergleichportalen auftauchten. Die Grundversorgung könne zumindest mancherorts günstiger sein als ein Sondertarif.
Vorsicht bei Wechselprämien
"Aktuell wird wieder vermehrt mit Wechselprämien und Bonuszahlungen geworben", sagt Schröder. Jedoch würden die meisten Vergünstigungen nur im ersten Vertragsjahr gelten. "Im Anschluss steigt der Gesamtpreis dann in der Regel deutlich an." Bei solchen Angeboten sei es daher besonders wichtig, auf den Grundpreis und den Verbrauchspreis zu achten, so die Verbraucherschützerin.
