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Gaspreis aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde

Stand: 23.09.2023 08:30 Uhr

Die Kosten für die Kilowattstunde Gas haben sich seit Anfang 2023 stabilisiert. Aktuelle Daten zeigen die Entwicklung des Gaspreises für Neukunden.

von Christina Maciejewski, Anna Behrend

Erdgas wurde durch den Krieg in der Ukraine zwischenzeitlich extrem teuer. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Gaspreisen für Neukunden wider. Sie erreichten laut dem Vergleichsportal Verivox im vergangenen Herbst mit gut 40 Cent pro Kilowattstunde ihren Höhepunkt. Laut Daten von Verivox kostet eine Kilowattstunde Gas derzeit im Mittel 8,9 Cent für Neukunden (Datenstand: 23.09.2023). Die Preise für Bestandskunden und Kunden in der Grundversorgung können davon abweichen. Der mittlere Preis für Neukunden ist im Vergleich zur Vorwoche kaum gesunken. Im Vorkrisenjahr 2021 lag er um diese Zeit bei 6,8 Cent pro Kilowattstunde.

Stabile Gaspreise seit Anfang 2023

Die tagesaktuelle Grafik zeigt: Seit Mitte Mai kostet die Kilowattstunde etwas weniger als 10 Cent. Damit liegt der Preis derzeit unter dem Niveau von Herbst 2021, als der Gaspreis im Vorfeld des Ukraine-Kriegs zu steigen begann. Dass sowohl die Großmarkt- als auch die Endverbraucherpreise für Gas wieder gesunken sind, hat laut dem Energie-Experten Jochen Linßen vermutlich mehrere Gründe. Dämpfend auf die Gaspreisentwicklung wirkten sich die gut gefüllten Speicher aus, ebenso wie Einsparungen in Industrie, Kraftwerken, Gewerbe und Haushalten, so Linßen, der Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich und Professor für Gas- und Wasserstoffinfrastruktur ist.

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LNG-Importe entspannen den Gasmarkt

Weitere mögliche Gründe für die Preisentspannung sind laut dem Jülicher Forscher unter anderem die Lieferungen von regasifiziertem Flüssigerdgas (LNG) aus Frankreich sowie die Inbetriebnahme deutscher LNG-Terminals. Mitte Januar begann der Regelbetrieb am ersten deutschen LNG-Terminal in Wilhelmshaven, ein zweites Terminal ist geplant. Auch die Terminals in Lubmin und Brunsbüttel sind im Regelbetrieb.

Gaspreisbremse: Einmalzahlung und Preis-Obergrenze

Um den hohen Gaspreisen entgegenzuwirken, einigten sich Bund und Länder auf eine Reihe von Maßnahmen. Zum einen entfiel für Privathaushalte, die auf Gas oder Fernwärme angewiesen sind, die Abschlagszahlung im Dezember 2022. Bei Haushalten, die keinen Direktvertrag mit einem Versorger haben (in der Regel Mieter), wird der genaue Entlastungsbetrag ermittelt und mit der jährlichen Heizkostenabrechnung verrechnet.

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Zum anderen zahlen Privatkunden und kleine Unternehmen seit März durch die sogenannte Preisbremse zwölf Cent pro Kilowattstunde Gas beziehungsweise 9,5 Cent pro Kilowattstunde Fernwärme. Allerdings gilt dies nur für 80 Prozent des üblichen Verbrauchs. Wer mehr verbraucht, muss höhere Preise zahlen. Wer weniger verbraucht, soll mit einem Bonus belohnt werden. Für die Monate Januar und Februar sollen die Versorger die Entlastung rückwirkend berechnen.

Energie sparen: So können Verbraucher Kosten senken

Um den hohen Energiekosten zu begegnen, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch nicht nur auf die staatlichen Entlastungen setzen. Jeder sollte sich fragen, wo Energie eingespart werden könne, empfiehlt Julia Schröder, Expertin für Energiepreise der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Hier gibt es viele Möglichkeiten: Beispielsweise die richtige Einstellung der Heizung, die generelle Absenkung der Raumtemperatur oder nur so lange und so warm wie nötig zu duschen."

Gasanbieter-Wechsel kann sich wieder lohnen

Seit Jahresbeginn bekommen Neukunden durch gesunkene Handelspreise für Gas und Strom inzwischen wieder günstigere Tarife. In bestehenden Verträgen komme diese Entwicklung jedoch nicht oder erst nach und nach an, sagt Expertin Julia Schröder. Viele Versorger hätten ihre Preise sogar über den jeweiligen Preisdeckel hinaus erhöht.

Ein Anbieterwechsel sei durch diese Entwicklung nun wieder eine gute Option für Verbraucherinnen und Verbraucher, so Schröder. Das gelte vor allem für Kundinnen und Kunden der Grundversorgung. Allerdings sei noch nicht klar, wie sich der Markt entwickle und ob er sich dauerhaft stabilisiere. Sich für zwölf oder 24 Monate vertraglich zu binden, stelle daher auch ein gewisses Risiko dar, sagt die Verbraucherschützerin und rät eher zu kürzeren Vertragslaufzeiten.

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Vorsicht bei Discount-Anbietern

Inzwischen gibt es laut Schröder in Vergleichsportalen wieder mehr Angebote von Discount-Anbietern. "Die Vertragsbedingungen sollten vorab ganz besonders überprüft werden - etwa die Laufzeit, enthaltene Preisgarantien sowie gegebenenfalls die Verrechnung von Boni", sagt die Expertin für Verbraucherschutz. Boni seien kritisch zu betrachten, da sie meist nur für kurze Zeit gewährt würden. Bei der Suche in Portalen sollten Verbraucher zudem genau auf die Sucheinstellungen achten und zum Beispiel Tarife mit Vorkasse ausschließen.

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NDR Info | Markt | 12.06.2023 | 20:30 Uhr

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