Ein Gaszähler im Keller zeigt den Verbrauch an. © picture alliance Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
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AUDIO: Der Nord Stream-Anschlag und der Gaspreis (4 Min)

Gaspreis: Was ist für die kommende Heizperiode zu erwarten?

Stand: 26.09.2023 15:26 Uhr

Vor genau einem Jahr zerstörten Sprengungen drei von vier Leitungen der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. Ausbleibende Gaslieferungen aus Russland hatten wirtschaftliche Folgen für Deutschland. Inwieweit wirkt die Zerstörung der Pipeline bis heute nach?

von Markus Plettendorf

Ein kurzer Rückblick: Zum Zeitpunkt der Explosionen floss kein Gas durch die Pipelines nach Deutschland. Nord Stream 2 war nie in Betrieb gegangen und über Nord Stream 1 kam auch keines, da es nach Wartungsarbeiten und einem Disput um eine defekte Turbine angeblich technische Probleme gab. Der Sprengstoff-Anschlag verstärkte dann die Sorge vor einer sogenannten Gas-Mangellage. In der Gesellschaft ging die Angst um, nicht genug Gas für den Winter zu haben und Gas rationieren zu müssen.

Ein Arbeiter dreht an einem Ventil an einer Gas-Pipeline in der Nähe der ukrainischen Stadt Lwiw. © dpa Foto: Sergei Chuzavkov
AUDIO: Ein Jahr russischer Gaslieferstopp: Geht es auch ohne? (5 Min)

Gaspreise kletterten schon vor dem Sprengstoff-Anschlag in die Höhe

Die hohen Gaspreise - und auch der absolute Peak beim Gaspreis - waren allerdings schon einen Monat vor der Explosion, Ende August 2022, erreicht. Der Auslöser dafür war die Drosselung der Gasmenge durch Russland und schließlich der Lieferstopp. Kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar vergangenen Jahres hatte sich der Gaspreis bereits verdreifacht. Ende August wurde Gas dann sogar ungefähr viereinhalb mal so teuer, wie vor dem Krieg.

Die Gaspreisbremse hat Verbraucher geschützt

Eine Gasmangellage ist dann glücklicherweise ausgeblieben. Gegen die explodierenden Preise wurde die Gaspreisbremse installiert. Das heißt, seitdem muss niemand mehr als 12 Cent pro Kilowattstunde bezahlen - zumindest für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Zudem wurden die Mehrwertsteuer gesenkt und LNG-Terminals gebaut.

Vor dem Beginn der neuen Heizperiode - wie ist die aktuelle Lage?

Die aktuelle Lage ist deutlich besser als im vergangenen Herbst. Die Gasspeicher sind bereits zu fast 95 Prozent voll. Ein Ziel, das eigentlich erst zum 1. November erreicht werden musste. Gleichzeitig sparen die Deutschen ordentlich Gas: Laut Bundesnetzagentur lag der Verbrauch in der vorletzten Woche um fast 25 Prozent unter dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2018 bis 2021. Bislang sind die Außentemperaturen allerdings auch recht mild und inzwischen sind bereits drei LNG-Terminals, also Flüssigerdgas-Terminals, in Betrieb.

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Bundesnetzagentur simuliert mögliche Mangel-Situation

Für eine kontinuierliche Gasversorgung über den ganzen Winter ist allerdings nicht nur dieser aktuell sehr gute Füllstand der Gasspeicher wichtig. Auch die Gaslieferungen aus Norwegen sind zum Beispiel relevant. Von dort bezieht Deutschland üblicherweise viel Gas - im Moment kommt aber deutlich weniger Gas, weil in Norwegen Plattformen und Leitungen gewartet werden. Die Bundesnetzagentur simuliert daher auch eine mögliche Mangellage, um reagieren zu können. Ein Risiko kann möglicherweise ein deutlich kälterer Winter sein, mit einem dann entsprechend höherem Gasverbrauch. Weitere Risiken sind ausbleibende Gaslieferungen aus Aserbaidschan oder Russland an andere Länder, denn wenn es dort zu Mangellagen kommt, dann muss Deutschland aushelfen.

Preisentwicklung: Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Wie sich der künftige Gaspreis bei einer eventuellen Mangellage entwickeln könnte, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Natürlich von den verfügbaren Mengen, aber auch von der Nachfrage: Wenn zum Beispiel in China die Konjunktur wieder stärker anspringt, wird man dort mehr LNG auf dem Weltmarkt kaufen, was den Preis insgesamt treiben würde. Aktuell sind die Preise aber stabil und liegen fast wieder auf dem Vorkrisenniveau.

Rückanpassung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel geplant

Relativ sicher ist, dass der Preis zum Jahreswechsel steigen wird. Denn Finanzminister Christian Lindner (FDP) plant den aktuell reduzierten Mehrwertsteuersatz dann wieder von sieben auf 19 Prozent anzuheben. Das kann bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung Mehrkosten von knapp 200 Euro im Jahr ausmachen. Je nachdem, zu welchem Preis man aktuell sein Gas bezieht und ob man eventuell noch von der Gaspreisbremse profitiert. Die liegt bei 12 Cent pro Kilowattstunde und soll eigentlich auch zum Jahreswechsel auslaufen. Die Preisbremsen möchten Wirtschaftsminister Robert Habeck und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (beide Grüne) aber gerne bis zum Ende der kommenden Heizperiode verlängern. Das bleibt also noch abzuwarten.

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