Aktionstag zur Pressefreiheit: Wie wird Social Media wieder sozial?
Der 3. Mai ist internationaler Tag der Pressefreiheit. Aus diesem Anlass hat der NDR Schülerinnen und Schüler zu Workshops nach Hamburg eingeladen, um mehr über Journalismus, Pressefreiheit und Social Media zu erfahren.
Die Liste mit Erkenntnissen ist am Ende des Tages lang. Erarbeitet haben die Oberstufen-Schülerinnen und Schüler sie sich selbst. Etwa 70 Jugendliche der GHS Wedel, des Amandus-Abendroth-Gymnasiums Cuxhaven und des Margaretha-Rothe-Gymnasiums aus Hamburg-Barmbek tauchten am Aktionstag zur Pressefreiheit einen ganzen Tag lang ein - in die Welt des Journalismus und der sozialen Netzwerke.
Workshops zu Desinformation, Influencern und Pressefreiheit
Am Anfang des Tages standen Workshops mit ZAPP-Moderatorin Kathrin Drehkopf, Reporterin Lea Eichhorn und Johannes Runge vom Tiktok-Recherche-Team. In ihren Workshops gingen die Jugendlichen der Frage nach, wer eigentlich genau hinter bestimmten Videos steckt, wieso Social Media Fluch und Segen für die Pressefreiheit ist und an welche Regeln sich Journalist*innen halten müssen. "Ich hab gelernt, dass Journalisten sich an Standards halten müssen und die Informationen daher sicherer sind als von Privatpersonen", fasst es eine Schülerin zusammen.
Blick hinter die Studiotüren
Anschließend öffneten NDR Info und das Hamburg Journal ihre Studiotüren für die Jugendlichen. Reporter*innen Carolin Fromm und Tristan Dück erklärten gemeinsam mit Redaktionskolleg*innen, woher Informationen kommen, was Moderatoren und Sprecher unterscheidet und wie an einem Tag, an dem der neue Kanzler erst nicht und dann doch noch gewählt wurde, Liveschalten funktionieren.
Fish-Bowl-Diskussion zu Social Media
Nach dem Mittag begrüßte Moderatorin Kathrin Drehkopf die Schülerinnen und Schüler zur Fish-Bowl-Diskussion mit der Frage: Wie wird Social Media wieder sozial? Florentine, Lennox und Lilly stellten aus ihren Workshops jeweils die drei wichtigsten Learnings vor. Zum Beispiel sei ihnen jetzt klar, dass Journalist*innen sich an Regeln halten müssten, betonte Lilly.
Svea Eckert, Digitalexpertin der ARD, erklärte, dass es Meta und Co. vor allem um Werbung gehe - also ums Geldverdienen. Die Nutzer*innen der Plattformen seien den Konzernen etwa 20 Euro im Monat an Werbung wert. Seit etwa 15 Jahren beobachte sie Mark Zuckerberg nun schon, so Eckert. "Er sagte immer, er wolle die Welt verbinden. Er macht seit Jahren aber was anderes."
STRG_F zeigt: Hass ist real
Die Leiterin des Social-Media-Teams von STRG_F, Charlotte Bogo, schilderte eindrücklich, wie Hass von der digitalen in die reale Welt übertritt. Sie berichtete vom Zwist mit Rezo. In der für die Redaktion schwierigen Zeit hätten die Kolleg*innen enorm viel Hass bis hin zu Morddrohungen bekommen. "Auch ich hatte Schlafstörungen."
Für Journalist*innen sei es ohnehin schwierig, auf Social Media erfolgreich zu sein, da die Algorithmen das Emotionale, den Knall bevorzugen - und nicht das Ausgewogene, Abwägende - also guten Journalismus, ergänzte Bogo.
Das sei ein Problem, bestätigte Svea Eckert, denn Journalismus müsse auch junge Menschen erreichen - und die seien eben auf den sozialen Netzwerken zu finden.
Neue Welt als Zukunftsvision?
Einen ganz neuen Blick auf die Zukunft brachte Marco Maas von der Initiative "Save Social" mit. Er erzählte, dass "Twitter" lange ein wichtiger Teil seines Lebens war - was durch die Veränderungen nach dem Kauf durch Elon Musk wegbrach. Die eigenen Kontakte, den eigenen Marktplatz zu verlieren, habe ihn nachdenklich gemacht. "Save Social" setzt sich für alternative Plattformen ein, die dezentral strukturiert sind und dem Gemeinwohl dienen. Maas betonte, dass er auch nicht genau wisse, wie ein offenes Netzwerk, unabhängig von Großkonzernen aussehen könnte. "Die Nachrichtenhäuser müssten aber mitmachen", betonte er.
Was können wir tun?
Doch was kann jeder und jede Einzelne im Alltag tun, damit Social Media jetzt schon besser wird? Bei der Abschlussfrage flog der Mikrowürfel von Hand zu Hand und Moderatorin Drehkopf kam mit dem Schreiben kaum hinterher: Hass ignorieren, statt ihn mit Interaktion zu fördern, öfter "es interessiert mich nicht" klicken, sich mit Freund*innen absprechen und diffamierende Trends nicht mitmachen. Die Liste mit Erkenntnissen war am Ende des Tages lang.
Weitere Workshops im NDR
Parallel zum Aktionstag in Hamburg-Lokstedt besuchten auch Schülerinnen und Schüler der Hamburger Brecht Schule den Desinformations-Workshop "They eat the dogs" von Christian Oechsle und Samir Chawki im neuen medien.CAMPUS am Rothenbaum. Auch in Schwerin konnten die Schülerinnen und Schüler des Wismarer Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Workshops viel lernen. Matthias Rauter, Katharina Tamme, Martina Scheller und Louisa Marie Carlus erzählten von Bedrohungen vor der Haustür und machten Journalismus erlebbar.
