Wegen Ukraine-Krieg: Hohe Nachfrage nach Jodtabletten in SH
Hochdosierte Jodtabletten können verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse ablagert. Experten raten aber dringend von einer Selbstmedikation ab.
Nach Angaben der Apothekerkammer Schleswig-Holstein steigt in den Apotheken die Nachfrage nach Jodtabletten. Hintergrund ist vermutlich die Angst vor atomarer Strahlung in Verbindung mit dem Krieg in der Ukraine. Hochdosierte Jodtabletten können verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert.
Nebenwirkungen können auftreten
Experten vom Bundesamt für Strahlenschutz und der Apothekerkammer raten aber dringend davon ab, Jodtabletten selbstständig einzunehmen. "Große Mengen an Jod können unter anderem Magenprobleme, Kopfschmerzen oder Schwindel auslösen", sagt Kai Christiansen von der Apothekerkammer. Um den Effekt der so genannten Jodblockade zu erreichen - also zu verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert - müsste man 130 Milligramm pro Tag einnehmen. Dafür sind die handelsüblichen Tabletten aus der Apotheke ohnehin viel zu niedrig dosiert. Laut Christiansen müsste man, um den Wert zu erreichen, 600 Tabletten und mehr auf einmal einnehmen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung könne es im schlimmsten Fall zu einer Vergrößerung der Schilddrüse oder einer lebensbedrohlichen Entgleisung des Stoffwechsels kommen.
Im Akutfall werden Tabletten verteilt
Die hochdosierten Tabletten hat das Land eingelagert - und die soll man auch nur dann nehmen, wenn der Katastrophenschutz dazu auffordert. Nach den Worten von Christiansen laufen momentan Gespräche mit dem Land, wie man im Fall der Fälle die Verteilung der Jod-Tabletten organisiert - das wird dann wohl auch über die Apotheken laufen. Auch die Verbraucherzentrale rät dringend von einer Selbstmedikation ab: "Jodtabletten sollte man auf keinen Fall einfach so einnehmen, sondern nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden und in der angegebenen Dosis", warnt Saskia Vetter, Ökotrophologin bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
Bei Notfällen wird über Radio, Fernsehen, soziale Medien, per Warn-App NINA des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie über Lautsprecherdurchsagen der örtlichen Polizei und Feuerwehr über Maßnahmen informiert.
