Verwahrloste Boote: Häfen müssen teure Entsorgung zahlen
Viele kleine Häfen im Land haben ein Problem: Alte Boote, um die sich niemand mehr kümmert und die langsam vor sich hingammeln. Wedel, Wewelsfleth und Glückstadt kennen das Phänomen genauso wie der Sporthafen Kiel.
Philipp Mühlenhardt, Geschäftsführer des Sporthafens Kiel, stößt bei seinen Rundgängen immer wieder auf verlassene Boote. Er zeigt auf eines: "Es liegt noch ein kaputtes Segel drin. Das Boot weist kein amtliches Kennzeichen am Anhänger auf. Man kann davon ausgehen, dass es jemand aufgegeben hat und es hier entsorgt hat." Wer das war, kann er nicht sagen. Denn Boote dieser Größenordnung sind nirgends registiert. "Als Segler blutet einem das Herz, wenn man sieht, dass jemand sein Boot in so einem Zustand hinterlässt. Für mich als Geschäftsführer ist es ein Ärgernis, weil es mit Kosten und Arbeitsaufwand verbunden ist", erklärt Mühlenhardt.
Amtsgericht muss eingeschaltet werden
Einfach entsorgen darf Philipp Mühlenhardt solche Boote nicht. Erst muss ein Amtsgericht die Besitzaufgabe feststellen. Und das kann Jahre dauern. Besonders teuer wird es, wenn Boote im Wasser zurückgelassen werden und teils jahrelang Liegeplätze blockieren, weil die Eigner nicht mehr zu erreichen sind.
Im Sommer zu 100 Prozent ausgelastet
2.300 Plätze hat der Sporthafen Kiel insgesamt. "Im Sommer sind wir zu 100 Prozent ausgelastet und können mehrere einhundert Liegeplätze nicht befriedigen. Vor allem in Zeiten von Corona hat sich die Nachfrage nach Bootsliegeplätzen unglaublich entwickelt. Das führt dazu, dass jeder Liegeplatz dringend gebraucht wird", sagt Mühlenhardt. Einige dieser dringend benötigten Plätze werden von den verlassenen Booten blockiert. Drei bis vier im Jahr seien normal, sagt Philipp Mühlenhardt. Das bedeutet für den Hafen: weniger Liegegebühren.
15.000 Euro für Entsorgung
Es bedeutet auch hohe Bergungskosten, wenn die Boote im Wasser irgendwann kaputtgehen. Zuletzt musste der Hafen etwa 15.000 Euro für die Entsorgung eines Schrottbootes zahlen, weil der Eigner nicht mehr erreichbar war.
Einige Boote hat Philipp Mühlenhardt genau im Blick. Er zeigt auf eines: "Das Boot macht auf mich den Eindruck, dass es einigermaßen ungepflegt ist. So würde ein Bootseigner sein Schiff zum Winter hin nicht hinterlassen. Hier ist nichts abgedeckt, das macht alles einen ungepflegten bis verwahrlosten Eindruck." Neben Eigentümern, die sich nicht mehr um ihr altes Boot kümmern wollen, stecken manchmal auch Krankenheits- oder Todesfälle dahinter. Ob diesen Winter tatsächlich wieder Boote verlassen wurden, wird Philipp Mühlenhardt im März sehen. Dann startet die Sommersaison.
