Unterernährte Pferde: Jetzt ermitteln die Behörden
Im Fall der Konik-Pferde, die der Naturschutzbund (NABU) im Speicherkoog (Kreis Dithmarschen) vernachlässigt haben soll, haben Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt Ermittlungen aufgenommen - wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Der NABU ließ außerdem fünf Tiere abtransportieren - sie werden auf einem Hof in der Nähe von Schleswig untergebracht. Nach und nach sollen alle weiteren Pferde der 70 Tiere umfassenden Herde gesichtet werden. Voraussichtlich 20 bis 30 Pferde werden dann genau untersucht - und, wenn sie unterernährt sind, wieder aufgepäppelt, berichtet Konik-Experte Nils Kobarg.
Sieben tote Tiere
Von der Konik-Herde sind schon sieben Tiere tot: Drei Stuten und vier Fohlen sind seit dem 26. Februar laut dem Kreis Dithmarschen verstorben. Eines der Tiere ist laut Obduktionsbericht verhungert. Das gab der NABU am Freitag bekannt.
Spaziergänger hatten vor mehr als einer Woche beim Kreis eine schlechte Verfassung der ponyähnlichen Wildpferde gemeldet, die im Naturschutzgebiet Wöhrdener Loch leben - auf einer Fläche von ein paar Hundert Hektar. Daraufhin mussten mehrere Tiere von der Weide geholt werden. Tierarzt Rudolf Schmitt, der einige der Koniks untersucht hatte und auch jetzt noch betreut, berichtet von entkräfteten und unterernährten Tieren.
Tierarzt: Pferde hatten schon länger zu wenig Futter

Er kritisiert, dass die Fläche, auf der die Tiere eingezäunt leben, nicht genug Nahrung biete und vermutet, dass diese Situation schon länger andauerte. "Ohne irgendwelche Nahrung braucht ein Pferd drei Wochen, bis es stirbt. Mit wenig Nahrung dementsprechend länger. Das heißt, die ganze Geschichte muss sich langsam aufgebaut haben innerhalb der letzten zwei bis vier Monate", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Ähnlich äußert sich der Konik-Experte Nils Kobarg, der selbst eine Herde in der Geltinger Birk betreut." Wir hatten jetzt die letzten Wochen mehrere Stürme. Hier ist wenig Fläche, wo die sich wegdrücken können. Man hätte die Tiere eher schon auf die Flächen im Norden lassen können, da ist ja Schutz, da sind Weiden, da ist auch Schilf", kritisiert er.
NABU bedauert Zustand der Pferde
Der Eigentümer der Tiere, der NABU, hätte fünf Mal in der Woche fachkundige Kontrollen durchführen, die Koniks medizinisch versorgen müssen, mit Futter verpflegen und die Zäune überprüfen müssen. So steht es im gültigen Vertrag mit dem Kreis Dithmarschen, der dem NDR Schleswig-Holstein vorliegt. Der NABU bedauert, dass es dazu gekommen ist, dass die Tiere unterernährt sind. Die Betreuung der Tiere sei vertraglich so geregelt, dass zwei Dithmarscher Schäfer tägliche Kontrollen der Herde durchführen sollten, sagte NABU-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski NDR Schleswig-Holstein. In den vergangenen zehn Jahren habe es keinen Grund zur Beschwerde gegeben und auch in den regelmäßigen Telefonkonferenzen sei nicht erkennbar gewesen, dass es Unregelmäßigkeiten gegeben habe, so Ludwichowski. Es sei sehr bedauerlich, dass einige der Koniks im Speicherkoog verendet seien. "Diese Dramatik, die war aus unserer Sicht, so nicht vorhersehbar", sagte Ludwichowski im NDR Schleswig-Holstein.
Seit einer knappen Woche werden die Koniks auf der Freifläche mit Heu zugefüttert. Tierarzt Schmitt fordert aber, dass dort deutlich mehr Futterstellen aufgestellt werden. Zwei, wie im Moment, seien zu wenig für die etwa 70 Tiere. "Die ranghohen Tiere fressen und wenn ein rangniedriges Tier kommt, jagt das ranghohe Tier das rangniedrige weg." Davon seien kranke Tiere, Fohlen und Jungtiere betroffen. "Das ist etwa die Hälfte der Herde", so Schmitt bei NDR Schleswig-Holstein.
