Der überschwemmte Kurpark in Bad Bramstedt. © Daniel Friederichs Foto: Daniel Friederichs

Hohe Pegelstände von Flüssen in SH gefährden Deiche

Stand: 22.02.2022 09:13 Uhr

Nach den jüngsten Tiefs mit sehr viel Regen sind die Pegel vor allem im Norden und Süden Schleswig-Holsteins weiterhin sehr hoch. An einigen Nebenflüssen ist die Lage am Montag (21.2.) kritisch. Mancherorts sickert Wasser durch Deiche.

Durch die hohen Wasserstände der Nordsee kann das Wasser aus dem Binnenland nicht abfließen und staut sich jetzt an den Sperrwerken zur Nordsee. Der Landesbetrieb für Küstenschutz hat die Sperrwerke der Stör, Krückau und Pinnau geschlossen, damit das Hochwasser nicht nachlaufen kann, um so das Hinterland zu entlasten.

Lecker Au, Soholmer Au und Süderau haben Höchststände

Die Lecker Au, Soholmer Au und Süderau im Norden von Schleswig- Holstein haben Höchststände. Teilweise sind die Deiche so aufgeweicht, dass es an einigen Stellen bereits durchsickert. Sandsäcke sollen mögliche Deichbrüche verhindern, denn einige umliegende Höfe und die Felder drumherum liegen deutlich tiefer.

Ackerflächen unter Wasser

In Quarnbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) stehen Felder und Ackerflächen teils unter Wasser. An der oberen Treene bis Hollingstedt steht das Wasser fast bis zur Deichkrone, aber noch halten die Deiche dem Wasserdruck stand. Innerhalb der vergangenen 48 Stunden habe man noch einmal etwa 50 mm Niederschlag obendrauf bekommen, sagte Hennig Uphoff vom Eider-Treene-Verband am Montagabend. Der Pegel etwa bei Hollingstedt sei inzwischen mit circa 1,50 Meter über dem normalen Pegelstand an der Obergrenze angelangt. Die Mitarbeiter würden regelmäßig Kontrollfahrten durchführen, um die Deiche zu kontrollieren und gegebenenfalls vorsorglich Sandsäcke an bereits aufgeweichten Stellen zu platzieren. An der Eider ist die Lage dagegen zurzeit nicht beunruhigend, dort seien die Deiche stabiler, berichtete Uphoff. 

Alarmpegel erreicht

An Trave, Krückau, Pinnau, Bramau und Bille sind die Pegelstände ebenfalls sehr hoch. Trave und Beste haben laut Feuerwehr Bad Oldesloe am Montagabend den Alarmpegel von 1,90 erreicht.

Im Süden des Landes sind es Krückau, Bille und Bramau, die mehr als einen Meter höher stehen als normal. Vor allem durch den hohen Pegel der Bramau steigt inzwischen auch der Pegel der Schmalfelder Au in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg). Der Kurpark ist dort überschwemmt. Bereits vor den Stürmen hatte es Überschwemmungen im Bereich der Klinik gegeben.

Überflutungen in Kellinghusen

In Kellinghusen (Kreis Steinburg) hat der viele Regen den Pegel der Stör stark ansteigen lassen. Die Birkenallee und weitere Straßen sind wegen Überschwemmung gesperrt, Anwohner mussten am Montag ihre Keller leerpumpen. Die Pegel der Stör sind stetig gestiegen und haben inzwischen eine kritische Marke erreicht - in Kellinghusen sind es jetzt 1,60 Meter und in Wrist knapp 1,40 Meter über normal. Man beobachte die Entwicklung sehr genau, noch habe man etwas Luft, so Kellinghusens Bürgermeister Axel Pietsch (BFK). Die örtliche Feuerwehr hat am Montagabend mehr als 3.000 Sandsäcke befüllt und in der nahen Kaserne deponiert.

Entspannung wohl am Mittwoch

"Wir liegen mit rund 120 Liter pro Quadratmeter mittlerweile bei etwa dem Dreifachen des normalen Niederschlags", sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Deshalb steigen auch die Pegel von kleineren Nebenflüssen.

Der Deich- und Hauptsielverband Südwesthörn-Bongsiel beobachtet die Pegel genau. Geschäftsführer Thies Horn sagte: "Jetzt bleiben die Tore natürlich unheimlich lange zu. Von einer nennenswerten Entspannung gehe ich am Mittwoch aus. Aber bis dahin heißt es eben, Deiche zu kontrollieren und Überlaufstellen abzusichern."

Mitarbeiter kontrollieren regelmäßig die Deiche

"Wir hatten zuletzt 2014 ein starkes Hochwasser. Das war damals ein 200-jährliches Hochwasser. Jetzt haben wir eine Situation, die da wieder rankommt. Aber es sind keine 200 Jahre vergangen. Da macht sich der Klimawandel bemerkbar", sagte Henning Uphoff, Bauingenieur beim Eider-Treene-Verband.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 22.02.2022 | 09:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hochwasser

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Weg in Heide führt an einer Böschung vorbei. © NDR

Heide: Polizei ermittelt nach mutmaßlicher Gewalttat an 13-Jähriger

Ein 13-jähriges Mädchen soll in Heide von einer Mädchengruppe geschlagen und gedemütigt worden sein. Laut Polizei wurden die Taten auch gefilmt. mehr

Videos