Bouldern: 14-Jährige aus Lutzhorn klettert in Bundesliga
Mit fünf Jahren war Lotta Mehrländer das erste Mal in einer Boulderhalle. Jetzt ist sie Nordostdeutsche Meisterin in der Disziplin "Speed" und trainiert für die Deutsche Jugend-Meisterschaft.
Um sich besser festhalten zu können, pudert Lotta Mehrländer sich vor dem Aufwärmen ihre Hände mit Kreide ein. Dann hängt die 14-Jährige sich nur mit den Fingern an eine Holzwand mit kleinen Vertiefungen. "Zum Bouldern braucht man viel Kraft in den Fingern", erklärt sie. "Man muss ruhig sein, aber an den passenden Stellen auch explosiv." Zum Aufwärmprogramm gehören deshalb auch Klimmzüge und Seilspringen. Die Lutzhornerin trainiert sechs Mal in der Woche, jeweils drei Stunden lang.
Kletterhalle mit vielen Schwierigkeitsgraden
Zusammen mit ihrer Mutter Nadine Mehrländer sucht Lotta die passende Kletter-Route für diesen Tag an der künstlichen Felswand aus. Die Schwierigkeitsgrade in der Kletterhalle in Hamburg-Stellingen reichen von eins bis neun. Dafür nehmen Mutter und Tochter die Fahrt von Lutzhorn im Kreis Pinneberg hierher in Kauf. Die nutzt Lotta, deren Markenzeichen ihre bunten Haare sind, um für die Schule zu lernen. Denn bei ihrem Kletter-Pensum reicht die Zeit für kaum etwas anderes. "Sie ist schon an allem hochgeklettert, als sie ein halbes Jahr alt war", erinnert sich Nadine Mehrländer. "Als sie fünf Jahre alt war, haben wir gedacht, wir müssen das Kind auslasten. Fahren wir in eine Kletterhalle." Dort sei ihr Talent dann schnell erkannt worden.
Klettern ohne Seil in Absprunghöhe wird immer beliebter. Mehr als 500.000 Menschen in Deutschland bouldern, schätzt der Deutsche Alpenverein.
Jedes Mal eine neue Aufgabe
Lotta schwingt sich an die 4,50 Meter hohe, künstliche Felswand mit den bunten Plastikvorsprüngen. Die erste Route bewältigt sie in kürzester Zeit. "Dieses Gefühl, wenn man oben am Top ankommt und sich freuen kann, dass man wieder ein neues Projekt geschafft hat, ist der Grund, warum ich das mache", erklärt sie ihre Leidenschaft. "Man muss jedes Mal wieder eine neue Aufgabe lösen." So gibt es Routen, bei denen es hauptsächlich auf Fingerkraft ankommt und solche, bei denen man die nächste Möglichkeit zum Festhalten nur durch Sprünge erreicht. Bouldern wird deshalb ein immer beliebteres Hobby. Mehr als 500.000 Menschen in Deutschland klettern ohne Seil, schätzt der Deutsche Alpenverein.
Norddeutsche Meisterin mit 14 Jahren
Rund zehn Jahre nach ihrem ersten Besuch in einer Kletterhalle ist viel passiert. Lotta Mehrländer nimmt an Wettkämpfen teil, seitdem sie acht Jahre alt ist. Sie klettert in der Bundesliga. Und international. Vor Kurzem hat sie als jüngste Teilnehmerin die Norddeutschen Meisterschaften gewonnen - auch unter den Erwachsenen. Sie ist außerdem amtierende Nordostdeutsche Meisterin in der Disziplin "Speed". Und sie bereitet sich gerade auf die Deutsche Jugend-Meisterschaft vor. Dazu sind Mutter und Tochter in eine andere Halle gefahren. "Im Gegensatz zum Bouldern braucht man beim Speedklettern einen Gurt", erklärt Lotta, während sie sich am Seil einhakt. Denn hierbei ist die Wand 16 Meter hoch. Lotta löst die Uhr aus und erklimmt sie mit geübten, athletischen Bewegungen in nur 13 Sekunden. Das ist ihre Bestzeit.
Mental und körperlich herausfordernd
Mutter Nadine Mehrländer, die gelernte Physiotherapeutin ist, feuert ihre Tochter von unten an und erklärt: "Die Herausforderung beim Speedklettern ist, immer wieder das Gleiche zu tun. Für eine minimale Veränderung. In einem Trainingsjahr kann Lotta vielleicht ein bis zwei Sekunden rausholen." Das sei mental nicht einfach. Und dazu kommt die körperliche Herausforderung. Die Bewegungsabläufe muss Lotta perfekt verinnerlicht haben, sodass sie sich voll auf die Geschwindigkeit konzentrieren kann. Und das an einer Wand, die nach oben hin immer steiler wird. Beim Deutschen Jugend-Cup Mitte Mai will Lotta es mindestens ins Halbfinale schaffen. "Mein Traum ist es, irgendwann einmal Olympiasiegerin zu werden", sagt sie lächelnd. Und lässt sich am Seil hängend wieder herunter.
