Gestiegene Energiekosten belasten Unternehmen im Land
Die gestiegenen Energiepreise werden für Unternehmen in Schleswig-Holstein zur Herausforderung. Eine Quickborner Firma befürchtet zehnmal höhere Stromkosten im kommenden Jahr. Die IHK sieht Existenzen bedroht.
In den Hallen der Firma "Vakuum Härterei Petter" (VHP) liegen die Temperaturen aktuell gerne mal über 40 Grad Celsius. Das ist aber gerade das kleinste Problem, das Chef Frank Wallberg und sein Co-Geschäftsführer Daniel Stüber haben. Im kommenden Jahr könnten ihre Stromkosten bei 1,7 bis zwei Millionen Euro liegen, befürchten die beiden. Bisher waren es 168.000 Euro.
Gestiegene Kosten müssen an Kunden weitergegeben werden
Der Grund: Ende des Jahres läuft ihr derzeitiger Vertrag mit dem Energieversorger aus, nach dem sie 6 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Für den nächsten Vertrag rechnen die beiden Manager mit dem Schlimmsten. An den Börsen wird der Strom derzeit mit Preisen zwischen 60 und 70 Cent gehandelt.
2,8 Millionen Kilowattstunden verbraucht der Betrieb, der 18 Mitarbeitende zählt, in einem Jahr. Energie einzusparen, sei kaum möglich, erklärt Stüber. Bei dem Quickborner Unternehmen werden Instrumente und Bauteile aus Metall, unter anderem für Medizin, Lebensmittel- und Pharmaindustrie, mit Wärme behandelt und in einem komplexen Verfahren durch langsames Abkühlen gehärtet. Über 1.000 Grad Celsius sind in diesem Prozess der Standard. "Das Verfahren ist sehr energieintensiv. Das wird alles elektrisch aufgeheizt und wieder abgekühlt", so Stüber.
Die steigenden Kosten für Gas und vor allem Strom müssen sie komplett an ihre Auftraggeber weitergeben, sagen Wallberg und Stüber. Anders gehe es nicht.
IHK und Unternehmensverband: Situation existenzbedrohend
Auch der Unternehmerverband Nord berichtet von deutlich höheren Energiekosten für einige Unternehmen; er spricht von fünfstelligen Summen zusätzlich pro Monat. Das finanziell zu stemmen, sei für viele Unternehmen schwierig.
Von der Industrie- und Handelskammer in Lübeck heißt es ebenfalls, dass die Energiekosten und der drohende Gasmangel für viele Betriebe existenzbedrohend seien. Die IHK will deshalb, dass Antragsverfahren zum Beispiel für Photovoltaikanlagen beschleunigt werden. Das sei im Moment noch zu bürokratisch und dauere zu lange.
Frühzeitige Unterstützung soll Insolvenzen vermeiden
Der Unternehmensverband Nord fordert, dass Land, Bund und EU Rahmenbedingungen für die Unternehmen schaffen, damit sie besser planen können. Außerdem solle es frühzeitige finanzielle Unterstützung geben, damit es nicht zu Insolvenzen komme.
Das sei dringend notwendig, sagen auch die Unternehmer Wallberg und Stüber aus Quickborn: "Wir brauchen Hilfe und das ganz schnell."
Wirtschaftsminister Madsen: Bund sollte auf Steuern und Abgaben verzichten
Ob es beispielsweise ein Kreditprogramm für die Umrüstung auf Solarenergie geben werde, sei noch unklar, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) NDR Schleswig-Holstein. Man stehe gerade erst am Anfang der Krise, Entscheidungen sollten nicht voreilig getroffen werden. Eine gesetzliche Preisdeckelung sieht Madsen aber als eher unwahrscheinlich an. "Das ist ein schwieriges Instrument, mit dem wir von unserem eigentlichen Ziel, dem Energiesparen, abkommen könnten", sagte er. Stattdessen schlug er vor, dass der Bund auf Steuern und Abgaben verzichten könne.
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