G7-Gipfel: Außenminister-Treffen neben Wohnwagen und Bockwurst
Kurz bevor sich die Außenminister der sieben führenden Industrienationen auf Schlossgut Weissenhaus in Ostholstein treffen, herrscht im Ferienort selbst Seelenruhe. Dass nebenan die Weltpolitik zu Gast sein wird, versetzt zwischen Strand, Promenade und Campingplatz kaum jemanden in Aufregung.
Die Ostsee-Wellen schlagen seicht auf den feinen Sandstrand, in den Dünen grasen zottelige Galloway-Rinder, ein paar Wildgänse watscheln unbeirrt über die Promenade. In Weißenhaus in der Gemeinde Wangels im Kreis Ostholstein deutet auf den ersten Blick kaum etwas darauf hin, dass hier die G7-Außenminister von heute bis Sonnabend über drängende Themen wie den Ukraine-Krieg beraten.
Nur das Tagungsgelände - ein Luxus-Ferienresort mit parkähnlichem Gelände am Wasser - ist bereits eingezäunt. Ein Gärtner mäht den Rasen entlang der Auffahrt. Polizisten machen letzte Rundgänge und besprechen, wo sie sich später postieren.
Auf dem Campingplatz bekommen die Urlauber davon nichts mit. Sie schrauben an ihren Fahrrädern oder sitzen im Gartenstuhl und nehmen ein Fußbad. "G7, das interessiert mich nicht", sagt ein Dauercamper. Und auch die Nachbarin kann die Aufregung um das Treffen der Chefdiplomaten nicht verstehen: "Die kommen und es ist auch okay, dass sie kommen. Aber damit hat sich das."
Stimmung zwischen Gleichgültigkeit und Stolz
Vor einem Wohnmobil weht eine Flagge mit der Aufschrift: "Wir schützen die Umwelt. Wir trinken Bier statt Wasser". Auf ein Kaltgetränk würde der Camper Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihre Kollegen aber nicht einladen wollen. "Ich möchte mit gar keinem Politiker anstoßen. Hauptsache ich habe hier meine Ruhe auf dem Campingplatz", lacht der Urlauber.
Aber natürlich gibt es auch einige Einheimische, die schon ein wenig stolz sind, dass sich die Außenminister ausgerechnet in "ihrem" Weißenhaus treffen. "Eigentlich schön, dass Weißenhaus weltweit in den Blickpunkt gerät", freut sich ein Ehepaar, das gerade am Tagungsort vorbeischlendert. Eine Mutter mit Kinderwagen findet es "schon krass, dass so hoher Besuch hierher kommt".
Im Supermarkt gibt’s Bockwurst statt Sushi
Im Ferienpark Weißenhäuser Strand gibt es einen kleinen Supermarkt. Er ist der einzige hier. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten in den vergangenen Tagen gut zu tun. Denn immerhin sind in der Umgebung Hunderte Polizisten untergebracht. "Und die haben fleißig bei uns eingekauft", berichtet Marktleiterin Petra Wehrend. Dazu kommen jetzt noch Pressevertreter aus den verschiedenen Ländern.
Das Sortiment habe sie aber nicht extra aufgestockt, erklärt Wehrend. Sushi zum Beispiel führe sie im Laden nicht. Heißt: Gäste etwa aus Japan müssen mit den hiesigen Produkten wie Bockwurst oder Heringssalat zurechtkommen. Die Anlieferung der Ware wird laut Wehrend auf jeden Fall zur kleinen Herausforderung für die Lkw-Fahrer. Denn sie müssen wegen der Straßensperrungen teilweise über die Dörfer mit engen, kurvigen Straßen ausweichen. Aber mit ihrem Team werde sie die Tage schon gut meistern, ist sich die Marktleiterin sicher.
Von Aufregung nichts zu spüren
Zuversicht und norddeutsche Gelassenheit herrscht auch bei Bürgermeisterin Christin Voß (Bürgergemeinschaft Gemeinde Wangels). Sie freut sich über den hohen Besuch, von Aufregung ist bei ihr keine Spur: "Wenn man hört, das G7-Treffen wird in unserer Gemeinde ausgerichtet, sagt man schon 'Meine Herren, das ist aber was!'" Doch mit Vorbereitung und Ablauf habe sie nichts zu tun, erklärt Voß. "Insofern", meint die Bürgermeisterin, "ist es eher ein neugieriges Abwarten, was ich auch bei den Bürgern feststelle."
Hoffnung auf Friedensbotschaft aus Weißenhaus
Christin Voß hofft nur, dass nicht "zu viel schiefgeht“, wie sie selbst sagt. In der Tat haben einige wenige im Ort die Sorge, dass Demonstranten kommen und für Randale sorgen. "Ich wünsche mir, dass alles ruhig bleibt", betont eine Camperin. Außerdem hoffe sie, dass die Außenminister einer friedlichen Lösung des Ukraine-Kriegs vielleicht etwas näherkommen. Eine Botschaft des Friedens aus Weißenhaus - zumindest der Wunsch danach ist hier an der Ostsee ist groß.
