Betrug mit Lkw-Lenkzeiten: Mehr Kontrollen und bessere Technik?
Eine Reihe von Unfällen in jüngster Vergangenheit hat erneut Lastwagen auf den Autobahnen in den Fokus gerückt. Forderungen nach stärkeren Polizeikontrollen werden laut.
Schwere Lkw-Unfälle, teils mit Todesfolge, ein Fahrer, der nach 60 Stunden ohne Pause übermüdet mit seinem Laster im Graben landet: Zuletzt gab es einige besorgniserregende Schlagzeilen von Schleswig-Holsteins Straßen. Der Unternehmensverband Logistik (UVL) fordert jetzt unter anderem mehr und umfangreichere Kontrollen der Polizei. Denn bei mindestens zwei der jüngsten Unfälle waren Fahrer mit ihren Lkw von der Straße abgekommen, weil sie nach eigenen Angaben am Steuer einschliefen.
Technische Lösungen gegen Betrug verlangt
Laut UVL-Geschäftsführer Thomas Rackow sind es vor allem osteuropäische Firmen im überregionalen Transportverkehr, die bei den Regeln tricksen. Sie schicken ihre Mitarbeiter beispielsweise mit zwei Fahrerkarten los, umgehen so die Vorgaben für digitale Fahrtenschreiber und verdoppeln die Lenkzeiten ihrer Fahrer - so wie im Fall des Lkw-Unfalls auf der A7 am Donnerstag vergangener Woche.
Bei den meisten Polizeikontrollen kommen solche Tricksereien nach Rackows Angaben bis dato zu selten ans Licht, und das müsse geändert werden. Eine zweite Fahrerkarte kann im Zweifel nur bei einer Durchsuchung des Fahrzeuges gefunden werden, doch dafür braucht es einen dringenden Verdacht. Ansonsten gelte die Unschuldsvermutung, so die Landespolizei. "Wir brauchen deshalb auch technische Lösungen, die wasserdicht sind", findet der UVL-Geschäftsführer.
Mangel an Fahrern als eine Wurzel des Problems?
Ein Grund für die absichtlichen Lenkzeitüberschreitungen ist laut Rackow der Fahrermangel, unter dem auch osteuropäische Firmen leiden. Sein Verband fordert deshalb auch einen stärkeren Fokus auf Lang-Lkw, die mehr Ware transportieren können. Dann könne man auch mit weniger Fahrern auskommen, so Rackow. Herkömmliche Lkw mit Anhänger dürfen eine Länge von bis zu 18,75 Metern haben. Lang-Lkw können 25,25 Meter lang sein, dürfen aber bisher nur auf bestimmten Strecken fahren, für die die aktuelle Ausnahme-Verordnung des Bundesverkehrsministeriums (BVMI) gilt. Die Bundesländer und die Autobahn GmbH des Bundes prüfen dazu kontinuierlich Streckenwünsche interessierter Unternehmen auf Eignung und melden diese an den Bund. Das Streckennetz wird auf dieser Grundlage regelmäßig vom BMVI aktualisiert.
Gleich zwei Lkw-Unfälle an einem Tag
Erst Anfang der Woche gab es auf Autobahnen in Schleswig-Holstein Unfälle, die von Lastwagen verursacht wurden. Am Montagmorgen verlor ein 34 Jahre alter Mann auf der A7 Flensburg Richtung Hamburg die Kontrolle über seinen Lkw und kam von der Fahrbahn ab. Der Laster überschlug sich, der Fahrer konnte nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden. Ebenfalls am Montagmorgen verunglückte ein Mann auf der A1 mit seinem Lkw, der giftige Ameisensäure geladen hatte. Die Bergungsarbeiten waren sehr schwierig, weil der Löschzug Gefahrengut anrücken musste. In beiden Fällen dauerten die Bergungs- und Aufräumarbeiten bis in die späten Abendstunden, der Verkehr staute sich kilometerlang.
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