Schwere Fälle von Animal Hoarding nehmen zu

Die Tiersammelsucht, auch Animal Hoarding genannt, nimmt zu. Betroffene sammeln Tiere, verlieren irgendwann die Kontrolle, so dass diese verwahrlosen. Das krankhafte Sammeln von Tieren wird laut Tierschutzbund auch für die Tierheime zu einem immer größeren Problem. "Konkrete Zahlen gibt es zwar nicht", sagt die stellvertretende Vorsitzende des Landestierschutzbundes Schleswig-Holstein, Susanne Tolkmitt, "aber vor allem die Zahl der besonders schweren Fälle von Animal Hording nimmt zu." Das belaste die Tierheime in ganz Schleswig-Holstein erheblich, betont Tolkmitt. Mal sind es 60 Tauben in einer Kleingartenanlage in Lübeck, mal 50 Hunde auf einem Grundstück bei Schleswig, die entdeckt werden - und es werde immer schlimmer, sagt sie.
Mehr als 160 Tiere in einer Drei-Zimmer-Wohnung
Ein besonders großer Vorfall ereignete sich Anfang des Jahres im Kieler Stadtteil Gaarden. Aus einer Drei-Zimmer-Wohnung befreiten Amtsveterinäre und Helfer des Tierheims Uhlenkrog mehr als 160 verwahrloste Tiere. Unter anderem waren 36 Katzen, 51 Meerschweinchen, 32 Kaninchen und Dutzende weitere Kleintiere dabei. Helfer mussten die Tiere zeitgleich versorgen. "Das war ein Kraftakt", sagt die Leiterin des Kieler Tierheims Uhlenkrog, Elisabeth Haase. Kein Tierheim könne so viele Tiere aufnehmen - auch personell. Deshalb werden die Tiere in solchen Fällen unter der Leitung des Landestierschutzbundes auch auf andere Tierheime in Schleswig-Holstein verteilt. "Es geht nicht nur darum, die Tiere unterzubringen. Es geht auch darum, sie wieder gesund zu pflegen. Es ist ein langer Weg, bis man die Tiere wieder an verständnisvolle Halter abgeben kann", betont Haase.
Animal-Hoarding-Tiere brauchen viel Aufmerksamkeit
Hinzu kommen die Kosten für Futter und medizinische Versorgung der verwahrlosten und meist kranken Tiere. "Sie sind oft in einem nicht guten Zustand", erläutert Haase. Durch die meist engen Haltungsbedingungen brechen unter den Tieren schnell Krankheiten aus. Die müssen behandelt werden. Haase und ihre Mitarbeiter vom Tierheim Uhlenkrog müssen außerdem viel Zeit investieren. Tiere aus Animal-Hording-Haushalten brauchen viel Aufmerksamkeit. "Katzen zum Beispiel müssen erst wieder Vertrauen in die Menschen aufbauen, Hunde müssen oft erst mal lernen, an der Leine Gassi zu gehen", beschreibt Haase die Probleme.
Finanzielle Mittel reichen oft nicht aus
Die Tierheime erhalten für die Pflege und Unterbringung der Tiere aus Animal Hoarding finanzielle Unterstützung der Kommunen, bis die Tiere an neue Besitzer vermittelt wurden. Doch die Mittel reichen nicht aus, um die entstandenen Kosten zu decken, heißt es vom Tierschutzbund Deutschland. "In Notfällen wie dem Animal Hoarding sind auch die Tierheime auf Hilfe angewiesen", sagte Caterina Mülhausen vom Deutschen Tierschutzbund.
