Nach Skandal in Schlachthof: Chef und Mitarbeiter verurteilt
Der frühere Geschäftsführer eines Schlachthofs in Bad Iburg (Landkreis Osnabrück) und zwei frühere Mitarbeiter sind zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Tierschützer kritisieren die Strafen als zu mild.
Der einstige Chef wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, zwei damalige Mitarbeiter zu neun Monaten auf Bewährung. Das entschied das Amtsgericht Bad Iburg am Montag nach einem Verhandlungstag. Außerdem müssen die drei Männer insgesamt 6.500 Euro an den Tierschutzverein Osnabrück zahlen. Anwälte und Staatsanwaltschaft erklärten, auf Rechtsmittel zu verzichten. Damit ist das Urteil rechtskräftig. Die Urteile entsprechen fast genau dem, was die Staatsanwaltschaft gefordert hatte. Die drei Männer waren angeklagt wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Sie hatten im August und September 2018 kranke und bewegungsunfähige Rinder mit Ketten und Seilwinden von den Viehtransportern gezogen und ihnen dabei Schmerzen und Leid zugefügt. Zu Beginn der Verhandlung räumten die Männer die Taten über ihre Anwälte ein.
Angeklagte sollen tot angelieferte Tiere verarbeitet haben
Darüber hinaus sollen zwei der Verurteilten in einigen Fällen tot angelieferte Tiere geschlachtet und als Lebensmittel verwertet haben. Den Vorwurf wiesen die beiden zurück. Der Schlachthof habe nur die Haut gewinnen wollen, hieß es vor Gericht. Die Kadaver seien wie vorgeschrieben zur Tierkörperbeseitigungsanstalt gebracht worden. Das Verfahren gegen drei weitere Angeklagte wurde zu Sitzungsbeginn abgetrennt. Auch sie waren Angestellte des Schlachthofs.
Tierschützer kritisieren Strafen als zu mild
Aktivisten des Vereins "SoKo Tierschutz", die den Schlachtskandal aufgedeckt hatten, kritisierten die Entscheidung des Gerichts scharf. Der Vereinsvorsitzende verließ während der Urteilsverkündung wütend den Saal. Der Verein hatte Gefängnisstrafen für die Haupttäter gefordert. "Das war die Chance, beim größten Tierschutzskandal dieses Landes die Höchststrafe nach Tierschutzgesetz zu verhängen", teilte der Verein am Abend mit. "Man hat diese Chance vertan, schlimmer noch: Man gibt damit das Signal, dass man selbst mit den schlimmsten Taten gut davon kommen kann."
Landkreis legt Schlachthof nach Skandal still
Auslöser für die Strafverfahren waren heimliche Videoaufnahmen vom Anlieferungsbereich des Schlachthofes durch Tierschützer. Nachdem der Fall von Aktivistinnen und Aktivisten des Vereins "Soko Tierschutz" aufgedeckt worden war, legte der Landkreis Osnabrück den Schlachthof still. Seither wurden bereits mehrere Fahrer von Tiertransporten sowie Landwirte wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verurteilt. Sie mussten Geldstrafen zahlen.
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