Moorbrand: Gemischte Reaktion auf Bericht
Das Verteidigungsministerium hat in einem internen Abschlussbericht zum Moorbrand auf einem Waffentest-Gelände im emsländischen Meppen zahlreiche Versäumnisse der Bundeswehr eingeräumt. Das Papier hat in der betroffenen Region gemischte Reaktionen hervorgerufen. Kritik an dem Bericht, der dem NDR vorliegt, kam sowohl aus den Reihen der Grünen wie auch von der CDU.
Moorbrand in Meppen: Bericht zeigt Fehler auf
Defekte Löschfahrzeuge, zu wenig Personal, Probleme bei der Kommunikation. Der Moorbrand im Emsland ist auf Versäumnisse der Bundeswehr zurückzuführen. Das geht aus dem Abschlussbericht hervor.
"Strukturelle Probleme der Bundeswehr offengelegt"
Es sei wichtig, dass die Technik und die Logistik auf dem Waffentestgelände einwandfrei funktionieren, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd-Karsten Hiebing. Während des Moorbandes seien Löschfahrzeuge nicht einsatzfähig gewesen. So etwas dürfe nicht wieder passieren, so der Emsländer. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat sagte, dass der Bericht des Ministeriums die strukturellen Probleme der Bundeswehr aufzeige. Es sei nicht einzusehen, warum die Rüstungsindustrie völlig von den Kosten und Risiken dieser Tests freigestellt wird, kritisierte Grünen-Verteidigungsexpertin Katja Keul.
Gegen Wiederaufnahme des Schießbetriebs
Auch die Grünen im Meppener Stadtrat haben sich in einer ersten Reaktion unzufrieden mit den Angaben aus Berlin gezeigt. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Martin Tecklenburg fordert, dass die Streitkräfte den Schießbetrieb weiter ruhen lassen, weil mögliche Umweltschäden noch gar nicht abzuschätzen seien. Die Bundeswehr hatte angekündigt, den Schießbetrieb phasenweise wieder aufzunehmen. Die Gemeindechefs von Stavern und Sögel, Helmut Rawe und Irmgard Welling (beide CDU), stellten sich in einer Stellungnahme hinter die Wehrtechnische Dienststelle. Der Bericht des Ministeriums sei der erste Schritt, um das Vertrauen in die Meppener Dienststelle wiederherzustellen.
Feuerwehr erhofft sich Nutzen
Aus Sicht der Kreisfeuerwehr ist der Bericht nicht vollständig. Demnach fehlen Angaben über das Zeitfenster, bevor sich die riesige Rauchwolke entwickelte und über Teile Norddeutschlands zog. Man sei trotzdem überrascht über die ausführliche Analyse des Moorbrands, sagte Feuerwehrsprecher Lambert Brand gegenüber NDR 1 Niedersachsen. Man erhoffe sich dadurch einen Nutzen für zukünftige Einsätze.
Abschlussbericht: "Brisanz der Lage verkannt"
Grund für den Brand waren Tests, bei denen Anfang September 70-Millimeter-Raketen von einem "Tiger"-Hubschrauber abgefeuert worden waren. Diese sollen laut Bericht Schwelbrände verursacht haben, die sich dann zu dem Großbrand ausgedehnt haben. Das Problem war laut Bundeswehr, dass eine von zwei Löschraupen während der Tests in Reparatur war und die zweite Maschine im Löscheinsatz ausfiel. "Durch die zeitliche Verzögerung und aufkommende Winde konnte sich das Feuer an den Brandstellen weiter ausbreiten", heißt es dazu in dem Bericht aus Berlin. Es habe allerdings auch falsche Einschätzungen gegeben: Zunächst wurde demnach "die Brisanz der Lage verkannt". Die Öffentlichkeit sei nicht ausreichend informiert worden. Die Bundeswehr will die zivil-militärische Zusammenarbeit nun verstärken. Auch bei der Ausbildung des Führungspersonals der Bundeswehr-Feuerwehr bestehe "Nachsteuerungsbedarf".
Gefahrindex zeigte keine kritischen Werte
Trotz der langen Trockenheit sei der Gefahrenindex für Waldbrände zum Zeitpunkt des Tests auf dem zweitniedrigsten Wert, der sogenannte Grasland-Feuerindex teilweise auf dem niedrigsten Wert einer fünfstufigen Skala gewesen, wie es weiter in dem Papier heißt. Die Bundeswehr will künftig dennoch genauer hinschauen und auch den Feuchtigkeitsgrad der Flächen in die Entscheidung einbeziehen. Messstationen sollen den Wasserstand im Moor prüfen - vor allem in den Sommermonaten.
Wehrtechnische Dienststelle erhält bessere Ausrüstung
Die mit Tests von Waffen und Munition beauftragte Wehrtechnische Dienstelle 91 in Meppen soll dem Bericht zufolge besser ausgerüstet werden: Sie erhält eine Drohne zur Überwachung des Testgeländes, zwei Moorraupen zur Bergung von Blindgängern und Munitionsresten, einen speziellen Bagger sowie den Bergepanzer "Büffel". Es habe sich gezeigt, dass die "vorgehaltenen Fähigkeiten zur Vermeidung einer vergleichbaren extremen Großschadenslage nicht ausreichen", heißt es in dem 42-Seiten-Papier.
Bericht sieht keine Gefahr durch Rauchwolke
Entwarnung gibt der Bericht für befürchtete gesundheitliche Folgen aus der über lange Zeit weithin sichtbaren Rauchwolke. Für die Feuerwehrleute und die Bevölkerung habe keine akute Gesundheitsgefahr bestanden. Dies gelte auch für befürchtete Belastungen mit Quecksilber oder Radioaktivität. Zwar sei Uranmunition zeitweise in Meppen gelagert, jedoch nicht verschossen worden. Auf dem Gelände befinden sich demnach keinerlei Reste dieser Munition.
Bundeswehr wartet Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab
Bevor die Bundeswehr möglicherweise eigene disziplinarrechtliche Untersuchungen einleitet, will sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten. Letztere hatte im September bei einer Durchsuchung auf dem Gelände der Dienststelle Datenträger und Protokolle sichergestellt.
Wochenlange Löscharbeiten im Moor
Der Moorbrand hatte sich bei einem Waffentest mit einem Hubschrauber am 3. September entzündet und war erst am 10. Oktober gelöscht worden. Zeitweise waren bis zu 1.700 Kräfte von Bundeswehr, Feuerwehr und anderen Organisationen im Einsatz. Die bisher durch den Brand entstandenen Kosten beziffert das Verteidigungsministerium auf rund 7,9 Millionen Euro.
Der Kampf gegen den Moorbrand bei Meppen
