Grafschaft Bentheim will NS-Vergangenheit stärker aufarbeiten
77 Jahre nach Kriegsende will die Graftschaft Bentheim jetzt die eigene NS-Vergangenheit stärker aufarbeiten. Dazu will sie mit der Gedenkstätte Esterwegen kooperieren.
Während der NS-Zeit lagen in der heutigen Grafschaft Bentheim drei der insgesamt 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager der Region Emsland - die anderen im heutigen Landkreis Emsland. Hier wurden Tausende Menschen gefangen gehalten. Darunter waren auch zahlreiche "politische Gefangene" wie der Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky. Die Schicksale der Menschen stehen im Mittelpunkt der Aufarbeitung: "Wir haben derzeit 19.000 Biografien erfasst, die tatsächlich hier im Emsland und in der Grafschaft Bentheim verstorben sind", sagt der Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen Martin Koers.
Zum Arbeiten in den Bergbau, zum Sterben ins Emsland
Ein Beispiel: Der Kriegsgefangene Piotre Bojko aus der Ukraine: Er kam als 22-Jähriger ins Lager Dalum. Nach Zwangsarbeit in den Bergwerken im Ruhrgebiet starb der Ukrainer im Lager Wietmarschen. Das sei ein typischer Weg gewesen, sagt Koers: "Viele Kriegsgefangene kamen geschwächt in den Lagern hier an, verstarben hier sehr schnell." Die Überlebenden seien ins Ruhrgebiet gekommen, dort im Bergbau ausgebeutet worden. "Solange, bis nichts mehr ging", sagt Koers. Dann ging es wieder ins Emsland. Allein in Wietmarschen starben mehr als 3.000 sowjetische Kriegsgefangene, ebenso im Lager Alexisdorf.
Online-Datenbank zu Opfer-Schicksalen
Der Kooperationsvertrag zwischen der Grafschaft Bentheim und der Gedenkstätte Esterwegen soll nun die Basis für gemeinsame Projekte sein. Dicht an der Grafschaft Bentheim in Dalum soll ein weiterer Erinnerungsort eingerichtet werden. Dazu ist eine Online-Datenbank zu den vielen Opfer-Schicksalen geplant.
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