Die Welle im Kaufhaus: Warum "Rapid Surfen" Trendsport wurde

Stand: 04.02.2023 08:26 Uhr

Im Untergeschoss eines Kaufhauses in Osnabrück findet sich direkt neben der Verkaufsfläche für Sportbekleidung ein 7,5 mal 16 Meter langes Wasserbecken. Auf der künstlichen "Hasewelle" wird gesurft.

von Britta Nareyka

Es riecht nach Hallenbad, ein paar Surfbretter stehen am Rand des Beckens und statt Meeresrauschen brummen laut sechs Turbinen, die für den Wellengang sorgen. Auch eine der besten Deutschen im "Rapid Surfen" trainiert auf der "Hasewelle": Anika Weizel aus Osnabrück. Das klassische Surfen hatte sie am Strand von Australien ausprobiert und schnell wieder aufgegeben. Die künstliche Welle in Osnabrück hat sie hingegen sofort gepackt und überzeugt: "Es gibt keine Fische, keine Haie, keine Steine, nur das Becken, die Welle und mich", so die 31-Jährige. Noch dazu sei man völlig wetterunabhängig. Sogar im tiefsten Winter bieten zumindest die Indoor-Anlagen ein Gefühl von Sonne, Strand und Meer. "Ich liebe es, fühle mich frei, wenn ich auf dem Brett stehe. Obwohl ich mich ja genau genommen in einem Kaufhaus befinde", so Weizel.

400.000 Liter Wasser im Kaufhaus

Anika Weizel in Aktion auf der Welle. © NDR
Anika Weizel ist eine der besten Deutschen im "Rapid Surfen".

Surferinnen und Surfer messen sich beim "Rapid Surfen" inzwischen regelmäßig bei internationalen Wettkämpfen. Die noch junge Sportart hat bereits in vielen Städten der Welt Fans. Ob in Tokio, Tel Aviv, Zürich - oder eben auf der Osnabrücker "Hasewelle", die vor fünf Jahren in Betrieb genommen wurde. Surfen im Kaufhaus - das ist ein weltweit einzigartiges Projekt. Auch von den oberen drei Etagen hat man einen Einblick auf die Wellen-Anlage, in der gut 400.000 Liter Wasser zirkulieren. Das Kaufhaus will mit diesem Angebot eine zusätzliche Attraktion schaffen, um sich gegen den Online-Handel zu behaupten. Anika Weizel ist mittlerweile sogar Chefin der "Hasewelle". Sie koordiniert die Buchungen, trainiert in jeder freien Minute und gibt Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

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"Da bekommt man dann schon mal Panik"

"Am Anfang ist es ungewohnt, wenn plötzlich diese Massen von Wasser auf Dich zukommen", erzählt Weizel einer Gruppe von Neulingen. "Da bekommt man dann schon mal Panik." Vor dem ersten Versuch gibt es eine Einweisung auf dem Trockenen: Gewicht aufs hintere Standbein verlagern, den Oberkörper nach vorne lehnen und den Blick immer in Fahrtrichtung. Mit Neoprenanzug und Helm ausgestattet, versucht Surf-Anfängerin Sophie Augustin, sich möglichst alles zu merken und im Wasser umzusetzen. Doch schon nach wenigen Sekunden landet sie im 20 Grad warmen Wasser. "Wer einmal reingefallen ist, merkt: es ist überhaupt nicht schlimm", so Weizel. Schon nach drei bis vier Versuchen hätten die meisten den Dreh raus, sagt auch Sophie Augustin. "Mega anstrengend, aber es macht total Spaß", so ihr Urteil.

Ab acht Jahren auf die Welle in Osnabrück

Das Surfen auf der künstlichen Welle ist in Osnabrück schon ab einem Alter von acht Jahren möglich. "Die Welle ist konstant 1,50 Meter hoch, läuft sehr gleichmäßig, damit kommt man schnell klar", sagt Weizel. Der älteste Surfer, der regelmäßig in Osnabrück trainiert, sei übrigens 74. Für Anika Weizel ist das "Rapid Surfen" ihr Job, ihr Hobby, ihr Leben. Ihr Wunsch: die Sportart soll - wie das klassische Surfen - olympisch werden. Denn die Teilnahme bei Olympia - das wäre ihr ganz großer Traum, für den sie täglich trainiert auf der Welle im Kaufhaus.

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