Jäger sollen auffälligen Wolf aus Rudel bei Jever abschießen
Das niedersächsische Umweltministerium hat den Abschuss eines Wolfs angekündigt, der sich in den Landkreisen Friesland und Wittmund bewegt. Dort habe das Tier sieben Rinder bei sechs Bauern gerissen.
Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) habe den Abschuss artenschutzrechtlich als Ausnahme genehmigt, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. In den beiden Landkreisen sei es seit Juli vermehrt zu Übergriffen auf Rinderherden gekommen. Dabei seien sieben Rinder getötet worden. Das Ergebnis einer genetischen Probe bestätigte den Wolf als Verursacher mehrerer Nutztierrisse, wie es weiter hieß.
Jäger sollen Wolf töten - haben aber Zweifel
Abschießen sollen den Wolf nach NDR Informationen die zehn Jäger aus der Region. Die meisten sind selbst Landwirte und stehen hinter dem Beschluss des Ministeriums. Nur freue sich keiner über die Aufgabe, den Wolf zu schießen. Die Jäger seien absolut unerfahren in Sachen Wolf, sagte Jagdpächter Folkert Rieniets dem NDR in Niedersachsen. Außerdem gelte es, aus dem vier Wölfe zählenden Rudel das richtige Tier - den Rüden - zu treffen. Der Rüde soll das größte Tier im Rudel sein - allerdings würden die Jäger das Rudel wohl kaum komplett antreffen, sagte der Jagdpächter weiter.
NABU: Auch Rinder brauchen Schutz vor Wölfen
Die Annahme, dass Rinder grundsätzlich wehrhaft seien und sich selbst vor Wölfen schützen könnten, sei falsch, sagte der niedersächsische Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (NABU), Holger Buschmann. "Es ist daher absolut fahrlässig, Rinder nicht mit fachgerechten Herdenschutzmaßnahmen zu schützen. Die Biologie des Wolfes ist es, sich gerade kranke und schwache Huftiere auszusuchen, um diese als Nahrung zu nutzen."
NABU fordert flächendeckenden Herdenschutz in Wolfsgebieten
Die offizielle Nutztierriss-Statistik Niedersachsens belegt laut NABU, dass Risse vor allem dort auftreten, wo es keinen Herdenschutz gibt. In Wolfsgebieten, in denen seit Längerem Herdenschutz betrieben werde, sei die Zahl der Risse nachweislich gesunken. Der Abschuss von Wölfen verringere die Zahl der Nutztierrisse dagegen nicht, hieß es weiter. "An flächendeckendem Herdenschutz in Wolfsgebieten führt kein Weg vorbei", sagte Buschmann.
Landwirte wollen zur Waffe greifen dürfen
Betroffene Landwirte aus Friesland fordern dagegen, Wölfe grundsätzlich mit einer Waffe vertreiben zu dürfen. Es gebe keinen Zaun, den ein Wolf nicht überwinden könne, so das Argument. Gegen das Tragen einer Waffe zur Vertreibung von Wölfen hatte es kürzlich erst ein Gerichtsurteil gegeben: Die Richter lehnten dies mit Verweis auf den strengen Schutzstatus von Wölfen ab.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags haben wir den NABU nicht korrekt zitiert. Die Stelle im Text ist angepasst. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
